Münchner Momente:Geschmier im Revier

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Mit ihren Territorialansprüchen in Form von Graffiti-Bekundungen kommen Fußballfans nicht gut an - die gesprayten Botschaften sind nervig und mitunter auch lächerlich.

Von Joachim Mölter

Meine Herren, so kann es nicht weitergehen, deshalb ergeht hiermit die Aufforderung: "Hört auf damit, euren Ultra & politischen Streit hier weiter auszutragen!!!" Gezeichnet beziehungsweise gesprayt: ein unbekannter oder allenfalls in der Graffiti-Szene bekannter Mensch namens "City" oder "Sity" - genau ist das leider nicht zu erkennen, so verschnörkelt wie es da auf der gefliesten Wand steht. Adressiert ist die Aufforderung aber eindeutig: an diejenigen Fans der Münchner Fußball-Klubs FC Bayern und TSV 1860, die glauben, überall die Farben, Logos, Abkürzungen und/oder Ziffern ihres Lieblingsvereins draufkritzeln und so vermeintliche Territorialansprüche geltend machen zu müssen.

Werte Herren! (Damen und Diverse sind erfahrungsgemäß bei den Aktionen so gut wie nie dabei, aber selbstverständlich immer mitgemeint.) Werte Herren, also: Es nervt! Man kann ja gefühlt kaum noch an einem Trafokasten vorbeigehen, der nicht gestern noch blau und heute schon rot und morgen wieder blau bemalt ist. In manchen Vierteln gibt es kaum ein Verkehrsschild, auf dem noch kein Aufkleber pappt; keine Parkbank, die nicht per Aufschrift von einer der beiden Seiten besetzt oder zumindest beansprucht wird.

Puh! So kreativ die Choreographien der Ultras in den Stadien unbestritten oft sind - was außerhalb fabriziert wird, ist in der Regel recht unoriginell. "Sechzig"? Laaaangweilig! "Hier regiert der FCB"? Gäääähn! Das ist leider nicht witzig, und es wird auch nicht witziger durch ständige Wiederholung. Irgendwann wird's ärgerlich. Oder noch schlimmer: lächerlich.

Der Ursprung solcher Reviermarkierungen per Graffiti wird gemeinhin in Los Angeles verortet, in den Stadtteilen und Vororten, aus denen die ganz harten Jungs kommen. Straight outta Compton! Real Gangsta!! In München ist gerade ein Löwen-Fan wegen Schmierereien verurteilt worden. Ein Sachbearbeiter, straight outta Giesing! Mein lieber Mann!

Im eingangs erwähnten Fall haben die Ultras ein Werk überarbeitet, das eine ansonsten graue Unterführung im Münchner Westen bunt aufgehübscht hatte. "München unsere Stadt" war da auf die Wände gesprüht samt entsprechender Silhouette, außerdem "We love Blumenau". Das muss man nicht als Kunst empfinden, wie es der Urheber für sein Werk beansprucht. Aber man kann es auch einfach mal so stehenlassen.

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