Musikalische Lesung:Der Bösewicht singt

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Im Jazz-Trio mit Katrin Avison und Tizian Jost kommt Götz Otto (re.) in die Pasinger Fabrik. (Foto: Pasinger Fabrik)

Filmstar Götz Otto umkreist in der Pasinger Fabrik im Jazztrio das Thema Liebe.

Von Oliver Hochkeppel

Er selbst hat am pointiertesten erzählt, wie das Casting für die Rolle des Stamper im James-Bond-Film "Der Morgen stirbt nie" ablief: Produzentin Barbara Broccoli habe ihm genau 20 Sekunden Zeit gegeben, sich vorzustellen. Und er habe gesagt: "Ich bin groß, ich bin böse, ich bin kahlköpfig und deutsch. Das waren fünf Sekunden, behalten Sie den Rest." Das war offensichtlich überzeugend, denn Götz Otto bekam die Rolle und wurde so 1997 schlagartig international berühmt - als Oberbösewicht.

Viele bleiben nach so einem Erfolg im Rollenschema gefangen, und auch Otto spielte später noch einige Male böse Charaktere, vom Sturmbannführer Otto Günsche in "Der Untergang" über einen Drogenbaron in "Alien Autopsy" bis zum Mörder in diversen Krimiserien. Doch festlegen ließ sich Götz Otto auf dieses Fach nie. Vielleicht auch, weil der 55-Jährige, der in den frühen Neunzigerjahren an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule studierte und danach drei Jahre am Residenztheater spielte, beim James-Bond-Casting höchstens zur Hälfte die Wahrheit gesagt hat: Er ist zwar groß (1,98 Meter) und (als seit Langem in Krailling lebender gebürtiger Hesse) deutsch, aber weder glatzköpfig noch im echten Leben böse.

So hat Otto auch immer wieder Komödien gespielt, im Kino (von "Grenzverkehr" bis "Ossi's Eleven") wie im Theater, dann dramatische wie romantische Rollen vom Don Quichote bis zu Richard III., er hat die verschiedensten Hörbücher eingesprochen ("Max und Moritz" auch auf Hessisch), selbst einem Computerspiel lieh er bereits seine Stimme. Doch in der Rolle, die er nun am kommenden Sonntag in der Pasinger Fabrik einnimmt, kennen ihn sicher die wenigsten: In der musikalischen Lesung "Weil es dich gibt" wird er rezitieren, aber auch singen und Bluesharp spielen.

Zusammen mit der ausdrucksstarken Sängerin Katrin Avison und dem wohlbekannten Münchner Jazz-Pianisten und -Professor Tizian Jost (die beide bereits ein ähnliches Projekt mit dem Schauspieler Walter Sittler unternommen haben) geht es auf eine geheimnisvolle Liebesreise. Texte von Rainer Maria Rilke über Max Frisch bis Joachim Meyerhoff verschmelzen mit Groove, Jazz und lyrischem Chanson zu einem sinnlichen Abend über die Schönheit dieses so schwer fassbaren, unberechenbaren Gefühls, das man gerne Liebe nennt. Ein Abend zwischen Leichtigkeit und Tiefgang, Humor und Intimität.

Götz Otto, So., 24. Sept., 19 Uhr, Pasinger Fabrik, August-Exter-Straße 1, www.pasinger-fabrik.de

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