Glockenbachviertel:Am Gärtnerplatz ist's noch immer viel zu laut

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  • Am Gärtnerplatz treffen sich manchmal nachts bis zu 1000 Menschen - vor allem in lauen Sommernächten leiden die Anwohner.
  • Konfliktmanager mit roten Westen patroullieren regelmäßig, um die Lage zu entschärfen. Nach Meinung der Anwohner reicht das nicht.
  • Ein Problem ist auch das viele wilde Urinieren der Gäste.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Der Gärtnerplatz ist für Nachtschwärmer an warmen Abenden einer der beliebtesten Treffpunkte. In den lauen Nächten des vergangenen Sommers sollen sich dort manchmal mehr als tausend Menschen getroffen haben: zum Picknick machen, trinken und Spaß haben. Trotzdem gab es heuer angeblich kaum Beschwerden seitens der Anwohner. Seit dort die Konfliktmanager mit ihren roten Westen auftreten, hat sich die Lage entspannt.

Weniger Beschwerden, weniger Einsätze: Sowohl die Polizei als auch die Wirte zeigten sich bei einem runden Tisch im Sozialreferat mit städtischen Vertretern und Anwohnern sehr zufrieden. Keine Schlägerei, wenige Delikte - angesichts des heißen Sommers sei die Situation vergleichsweise ruhig und friedlich gewesen, hieß es.

Anwohner des Gärtnerplatzes und auch die Mitarbeiterinnen des im Sozialreferates angesiedelten allparteilichen Konfliktmanagements (Akim) finden trotzdem, dass mehr geschehen muss. Zwar habe sich die Müllsituation verbessert, seitdem größere Abfallbehälter aufgestellt wurden, der Lärm sei allerdings nicht abgeebbt.

Starkes Grundrauschen

Das Grundrauschen sei angesichts der vielen Menschen nach wie vor stark, zwischendurch zögen Besucher grölend über den Platz. Vereinzelt würden dann auch Musikanlagen laut aufgedreht - vor allem morgens nach vier Uhr, wenn die Konfliktmanager abgezogen sind.

Akim sei ein wichtiger Baustein im Konfliktmanagement, sagte die Ansprechpartnerin für Beschwerden im öffentlichen Raum, die Sozialgeographin und Mediatorin Brigitte Gans. aber: "Akim reicht nicht." Es sei ein Trugschluss, dass sich die Zufriedenheit der rund 200 Anwohner verbessert habe. Sie hätten zwar mit Akim einen Ansprechpartner und damit ein Signal, dass man sich um ihre Anliegen kümmere. Doch am Problem ändere dies nichts: "Akim kann nicht sicherstellen, dass der Lärm schwindet. Wir können nur lindern."

Beschwerden von Anwohnern
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Zu laut, zu voll, zu dreckig: Der Sommer ist zwar vorbei, doch die Anwohner berichten noch mit Schrecken von ihren Erlebnissen am Gärtnerplatz. Einer hat in den lauen Nächten Tausende Flaschen gesammelt - und darüber akribisch Buch geführt.

Sebastian Krass

Beim runden Tisch wurde nun ein Katalog von Verbesserungsvorschlägen zusammengestellt. Das wilde Urinieren soll durch Toiletten verhindert werden. Gelinge es nicht, ansprechende Toiletten bis zum kommenden Mai aufzubauen, solle man notfalls auf Übergangslösungen zurückgreifen.

Die Lärmspitzen in den frühen Morgenstunden sollen durch verstärkten Einsatz der Polizei oder andere Kräfte eingedämmt werden. Außerdem will man die Kommunikation zwischen Anwohnern, Politikern, Taxifahrern, Wirten und Referaten aufrecht erhalten und den runden Tisch jährlich wiederholen.

Zudem soll Akim den Kontakt mit den Anwohnern intensivieren und das Sorgentelefon mit der Nummer 233 404 56 bekannter machen. Anwohner brachten auch die "Eventisierung" des Gärtnerplatzes durch Feste wie das zweitägige Gärtnerplatzfest als zusätzliche Belastung in die Diskussion ein. Irgendwann müsse man ja schließlich auch schlafen können, hieß es.

Hintergrund des Vorstoßes von Mediatorin Brigitte Gans ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Anwohnern. Trotz des Einsatzes von Akim litten viele von ihnen unter den Begleiterscheinungen des nächtlichen Feierns, sagte Gans. Die meisten, die an der Umfrage teilnahmen, hätten von "schweren Beeinträchtigungen" gesprochen, manche hätten sogar den Eindruck, der nächtliche Lärm habe eher zu- als abgenommen.

Weitere Lärmquellen

Die Konfliktmanager waren zwischen Mai und August freitags und samstags in der Regel von 23 Uhr bis 4 Uhr morgens am Gärtnerplatz unterwegs - zumindest dann, wenn weder Regen noch Sturm angekündigt waren. Sie traten in Zweier-Teams auf, gingen auf die Feiernden auf dem Platz zu und machten sie darauf aufmerksam, wenn sie zu laut oder sonst auffällig wurden.

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Am Gärtnerplatz sind zwei Robinien gefällt worden - das sorgt für einen kleinen Shitstorm der Anwohner. Allerdings: Der Bezirksausschuss hatte die Aktion abgenickt. Aber er muss zugeben, dass die Bürger nicht rechtzeitig informiert waren.

Von Birgit Lotze

"Meist klappt das recht gut", sagte Gans. Akim hat sechs feste Mitarbeiterinnen und fünf Mitarbeiter auf Honorarbasis, die auch Kontakte zu den Türstehern der umliegenden Gastronomie und zu den Taxifahrern pflegen. Schließlich seien nicht nur die Feiernden am Gärtnerplatz eine Lärmquelle.

Die Taxis wurden in dem Zusammenhang genannt, auch die umliegenden Kneipen und die Menschen, die auf dem Weg von der Isar zur U-Bahn den Platz alkoholisiert queren.

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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