Gastronomie-Exporte:Drei Chinesen mit dem Weißbierglas

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Die staatliche Hofbräu betreibt in der chinesischen Millionenstadt Jangyin eine Kopie des Münchner Hofbräuhauses mit 300 Plätzen in der Schwemme. (Foto: Hofbräu)

Für Münchner Großgastronomen wird der asiatische Markt immer wichtiger: Die Brauereien eröffnen Dependancen, nur mit dem Oktoberfest klappt es nicht.

Von Franz Kotteder

Bayern, das ist kulinarisch betrachtet vor allem sehr viel Bier, Schweinshaxen, Würstl aller Arten und seltsamerweise auch Kaiserschmarrn. Dieses Bild ist weit verbreitet in der Welt, vor allem jedoch in Asien. Dazu tragen die Münchner Gastronomie und die Münchner Brauereien einiges bei. Sie versuchen immer wieder mal, von der Begeisterung der Japaner und Chinesen für deutsche Lebensart und Kulinarik zu profitieren.

Jüngstes Beispiel ist Michael Käfer. Zusammen mit der japanischen Edelkaufhauskette Mitsukoshi will er im kommenden Jahr nach und nach 15 Läden in Japan eröffnen. "Käfer's German Coffee Shop" sollen die Ableger heißen, die vor allem als "Shop in Shop" in den Kaufhäusern von Mitsukoshi entstehen sollen. Aber auch in Flughäfen und Einkaufszentren kann sich Käfer seine Cafés vorstellen.

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"Ein bissl ein Wahnsinniger" sei er, sagt der Gastro-Unternehmer über sich selbst. Wenn man sich ansieht, wie er sich rund um das Münchner Hofbräuhaus ausbreitet, möchte man ihm ungern widersprechen.

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"Wir arbeiten ja schon seit 1992 mit Mitsukoshi zusammen", sagt er, "aber jetzt ergibt sich die Riesenchance, das weiterzuentwickeln." Die japanische Kette habe festgestellt, dass sie für ihre Luxuskaufhäuser "noch etwas Deutsches brauchen kann", so Käfer. Und so kam es zu den Coffee Shops.

Wobei "Deutsch" vor allem "alpenländisch" bedeutet. So soll es in den Käfer-Dependancen neben Kaffee und Limonade zum Beispiel Hefegebäck und Kaiserschmarrn geben. Letzterer steht als "stretched pancakes", also ausgezogene Pfannkuchen, auf der Speisekarte, um die Japaner nicht zu überfordern. "In Tokio werden wir beginnen", sagt Michael Käfer, "das ist eine superspannende Stadt, die gerade in kulinarischer Hinsicht sehr offen ist."

Weil sich dort auch genügend Kaufkraft findet, ist Käfers Münchner Feinkostkonkurrent Dallmayr dort und in 16 anderen japanischen Städten auch schon seit 1988 vertreten. Partner ist die Luxuskaufhauskette Takashimaya. "Man braucht dort einen Partner", sagt Dallmayr-Erbe und -Geschäftsführer Florian Randlkofer. "Um das alleine zu stemmen, sind die kulturellen Unterschiede einfach zu groß. Japan ist ein schwieriger Markt für Ausländer."

Wenn Münchner Brauereien sich in China präsentieren, erinnert eine Menge an München. (Foto: Hofbräu)

Dallmayr ist mit Kaffee und Tee vertreten, "mit wachsender Tendenz", wie Nicole Mork von der Pressestelle der Kaffee-Sparte des Hauses Dallmayr sagt. Mit Südkorea und Japan fing es an, inzwischen ist man mit einer eigenen Tochtergesellschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten vertreten und dort sogar Marktführer bei Automaten und Großabnehmern. Die stehen auch an den Flughäfen in Dubai und Abu Dhabi; auch viele Hotels in der Region verwenden den Kaffee aus München.

"Auf Wunsch hat Dallmayr Cappuccino auch schon mit Kamelmilch zubereitet", sagt Mork. Vom Umsatz her ist der asiatische Markt freilich nicht sehr bedeutend, gerade mal ein Prozent des jährlichen Kaffee-Umsatzes von 500 Millionen Euro macht er aus.

In der Delikatessensparte ist das ähnlich. Was auch daran liegt, dass Japan keine Einfuhr von Frischwaren erlaubt. So liefert Dallmayr für Takashimaya hauptsächlich Pralinen, Konfitüre, Schokolade, Sauerkraut und Kassler - und lässt am Ort von japanischen Metzgern Wurst und Leberkäse nach Dallmayr-Rezepten produzieren, denn die sind als exotische Kost besonders beliebt.

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40 verschiedene Wurstsorten von der Lyoner bis zum Bierschinken haben die japanischen Dallmayrs inzwischen im Repertoire, was für Florian Randlkofer harte Arbeit in Sachen Qualitätssicherung bedeutet: "Ein- bis zweimal im Jahr fliege ich rüber und muss dann an zwei langen Tischen alle Sorten durchprobieren . . ." Beeindruckend findet er nach wie vor, welch hohen Stellenwert die Japaner auf die Produktqualität bei Lebensmitteln legen - und was sie bereit sind, dafür zu zahlen.

Freilich: Hohe Umsätze sind trotzdem nicht drin. Das asiatische Engagement ist im Delikatessengeschäft vor allem für die Markenpflege interessant. "Wiesn, FC Bayern, BMW - das ist der Dreiklang, für den wir in Japan und China bekannt sind", sagt Randlkofer. Was zugleich auch bedeutet, dass man mit Bier in Asien ordentliche Umsätze einfahren kann.

Bestes Beispiel ist die Paulaner-Brauerei, die den beschriebenen Dreiklang immerhin in zwei Punkten perfekt in klingende Münzen umwandelt: Schließlich schenkt man auf der Wiesn im Winzerer Fähndl, im Armbrustschützenzelt und in der Käfer-Wiesnschänke Paulaner-Bier aus sowie im Weinzelt immerhin Paulaner-Weißbier, und Sponsor des FC Bayern ist man auch noch.

Wachstumsraten lassen sich mit Bier im Inland praktisch nicht mehr erzielen. Umso erfreulicher für die Brauereien, dass das im Ausland funktioniert. Paulaner hatte in den vergangenen Jahren dort öfters Steigerungsquoten um die zehn Prozent, die Marke von einer Million Hektoliter hat die Schörghuber-Brau-Holding, zu der Paulaner gehört, bereits 2012 überschritten. Mit dazu beigetragen haben die Paulaner-Bräuhäuser, mit denen die Brauerei inzwischen vor allem in Asien bayerische Gastlichkeit inklusive des passenden Nationalgetränks vermarktet.

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In China gibt es bereits 21, das erste wurde 1992 in Peking eröffnet. Jeweils eines befindet sich in Taiwan, in Indonesien, in Thailand und in Singapur. Weitere sechs Bräuhäuser findet man in Russland. In ihnen wird Paulaner-Bier nach dem Reinheitsgebot gebraut, es gib Schweinshaxen und Ente. Typisch bayerische Küche halt. Dafür sind gut verdienende Chinesen jederzeit bereit, den dreifachen Preis - im Vergleich zu München - zu zahlen. Leisten können sich das nur zehn Prozent der Bevölkerung, aber in einer 23-Millionen-Stadt wie Shanghai ist diese Zielgruppe ja immer noch weitaus größer als ganz München.

Auch die staatliche Hofbräu ist stark im Ausland aktiv, fast 60 Prozent des Umsatzes wird dort gemacht. Kopien des Hofbräuhauses gibt es vor allem in den USA, etwa in Las Vegas und in New York. Aber auch die chinesische Millionenstadt Jangyiin hat eines - mit 300 Plätzen in der Schwemme, 100 auf der Galerie und 100 im Biergarten. Für das richtige Publikum sorgen zwei Türsteher am Eingang. Das Bier wird in Lizenz am Ort gebraut, im Jahr setzt man 1000 Hektoliter um. Auch in Japan ist Hofbräu vertreten, ein japanischer Importeur beliefert diverse bayerische Gaststätten dort mit dem Münchner Bier.

Eine Nummer kleiner hat die China-Expansion 2010 auch der Münchner Gastronom Martin Kolonko (unter anderem Wirtshaus zur Brezn, Café Forum) probiert. Zusammen mit einem chinesischen Partner eröffnete er in der früheren deutschen Kolonie Tsingtao im ehemaligen deutschen Seemannsclub, einer Villa im Kolonialstil, ein bayerisch-chinesisches Wirtshaus mit Biergarten.

Vier Jahre lang pendelte er immer wieder zwischen München und Tsingtao. "Ich möchte die Zeit nicht missen", sagt er heute, "aber auf die Dauer kann man ein Restaurant in China nicht von München aus führen." 2014 hat dann sein chinesischer Partner die Anteile komplett übernommen, man trennte sich im Einvernehmen.

Weniger glücklich agierte 2011 Michael Schottenhamel, ein Sohn des ehemaligen Wiesnwirts Peter Schottenhamel (mit den heutigen Wiesnwirten ist er nur entfernt verwandt und an deren Firmen nicht beteiligt). Er organisierte mit örtlichen Geschäftspartnern ein "International Beerfestival" in Peking, das ein chinesisches Oktoberfest werden sollte, mit acht Festzelten und 84 000 Sitzplätzen.

Das erwartete Millionenpublikum kam allerdings nie. "Am ersten Tag waren es weniger als 200 Besucher", sagt eine von 250 Bedienungen, die zum Teil extra aus München eingeflogen wurden, "die meisten von uns haben wenig oder nichts verkauft. Der Rekord lag bei sechs Mass in zwei Wochen." Man kann also selbst mit der Wiesn Schiffbruch erleiden, in Asien.

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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