Das Gebäude des Schulzentrums Fürstenried an der Engadiner Straße, im Sprachgebrauch der Stadtteilbewohner gern "Bunker" genannt, soll in die Denkmalliste aufgenommen werden. Das halten Lehrer, Lokalpolitiker und Anwohner für eine zweifelhafte Idee, wenn nicht für einen schlechten Witz. Nennt sich doch schon der Baustil des 1971 in Betrieb genommenen Gebäudekomplexes, der ein staatliches Gymnasium sowie eine Realschule beherbergt, ganz offiziell "Brutalismus". Die Massivität, auf die Architekt Peter Lanz zeittypisch setzte, wäre heute vermutlich nicht mehr vermittelbar. Doch Denkmalschützer sehen in dem Bauwerk ein Zeugnis der Moderne. Und das Farbkonzept stammt immerhin von Rupprecht Geiger, einem renommierten Künstler, der in München manche Spuren hinterlassen hat.
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Der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat wegen der geplanten Klassifizierung des Schulbaus als Denkmal noch andere, gravierendere Bedenken als bloß stilistische. Das Stadtteilgremium befürchtet, die Denkmaleigenschaft könnte die dringend erforderliche Modernisierung und Erweiterung des Komplexes in Fürstenried-West behindern. Fast 2000 Schülerinnen und Schüler gehen dort ein und aus, ihre Zahl wird sich wegen des anhaltenden Zuzugs in den nächsten Jahren sprunghaft erhöhen. "Der Denkmalschutz kann nicht wichtiger sein als die Bildungschancen unserer Schüler und ein qualitativ hochwertiger Schulbetrieb", findet man deshalb im Stadtbezirksgremium. Und der bauliche Zustand des Gebäudekomplexes sei "bestimmt nicht schützenswert".
"Es ist nicht verkehrt, den Schulbau als Zeitdokument zu betrachten."
Zu vernehmen waren auch weniger kritische Stimmen. Peter Sopp (Grüne), stellvertretender Bezirksausschuss-Vorsitzender, mahnte, die Unterschutzstellung nicht vorschnell abzutun. Zu würdigen sei auch, dass man einen "relativ etablierten, interessanten Baustil" vor sich habe. Insofern sei es "nicht verkehrt, den Schulbau als Zeitdokument zu betrachten". Um auszuloten, ob sich die divergierenden Interessen austarieren lassen, wollen die Lokalpolitiker vor einer endgültigen Stellungnahme noch das Gespräch mit den betroffenen Schulleitungen, den Denkmalschutzbehörden und dem städtischen Referat für Bildung und Sport suchen.