Maisach/Gernlinden:Rettungsleitstelle wird teurer als geplant

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Im neuen Gewerbegebiet an der August-Rasch-Straße entstehen die ersten Gebäude. Auf der freien Fläche im Vordergrund soll der Neubau der Integrierten Leitstelle errichtet werden. (Foto: Günther Reger)

Im kommenden Jahr soll Baubeginn für die neue Einsatzzentrale von Feuerwehren und Sanitätsdiensten sein. Schon jetzt liegen die Kostenschätzungen um fünf Millionen über dem ursprünglichen Ansatz.

Von Andreas Ostermeier, Maisach

Die Kosten für den Neubau der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienste steigen bereits, obwohl der erste Spatenstich für das Gebäude im neuen Gewerbegebiet in Gernlinden noch gar nicht gesetzt worden ist. Das Bauprojekt, das ursprünglich 44,5 Millionen Euro kosten sollte, liegt inzwischen bei etwa 47 Millionen. Und es ist zu befürchten, dass es bis zum geplanten Spatenstich im August 2023 noch teurer wird, denn die Beschaffung von Materialien bleibt wohl weiterhin schwierig und die Energiepreise werden vermutlich steigen. Die Landkreisbehörde rechnet bereits jetzt mit einer Steigerung der Baupreise im nächsten Jahr um sieben Prozent.

Viele Bildschirme: Blick in die Integrierte Leistelle beim Landratsamt in Fürstenfeldbruck. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Neubau der mit ILS abgekürzten Integrierten Leitstelle ist nötig, weil die seit 2007 betriebene Unterkunft am Landratsamt Fürstenfeldbruck den gewachsenen Anforderungen nicht mehr genügt, weder organisatorisch noch technisch. Die Leitstelle koordiniert die Einsätze von Rettungswagen und Feuerwehren in vier Landkreisen. Neben Fürstenfeldbruck gehören die Kreise Starnberg, Dachau und Landsberg am Lech dazu. Das neue Gebäude soll im Maisacher Ortsteil Gernlinden, westlich der Staatsstraße 2345 und nahe an der Bahnüberführung, errichtet werden. In dem neu entstehenden Gewerbegebiet wurde ein 4600 Quadratmeter großes Grundstück für den Bau erworben.

Laut eines Berichts aus dem Landratsamt betragen die Kosten momentan 47 Millionen Euro. Die Steigerung zu den ursprünglichen Schätzungen wird unter anderem mit einer höheren Anforderung an die IT-Technik begründet. Außerdem braucht das Gebäude einen eigenen Trafo. Das hätten die Bayernwerke erst kürzlich mitgeteilt, heißt es in den Unterlagen für die Kreisrätinnen und Kreisräte. Ein weiteres Element für die Verteuerung liegt in den steigenden Preisen für Bau und Technik. Die Erhöhungen beträfen jeden Bereich, steht in den Unterlagen.

Chemikalien im Grundwasser

Überdies stellen die im Grundwasser gefundenen per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) ein Kostenrisiko dar. Aufgefallen sind sie bei Untersuchungen für eine Grundwasserpumpe. Durch den Einsatz einer solchen Pumpe soll nämlich Energie für das neue Gebäude gewonnen werden. Wegen ihrer schädlichen Auswirkung auf die Gesundheit empfiehlt die deutsche Trinkwasserverordnung einen Orientierungswert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (ein Millionstelgramm) für PFC. Im untersuchten Grundwasser lag der Wert allerdings bei 0,4 Mikrogramm. Bernd Brach vermutet, dass die Chemikalien aus dem Löschschaum stammen, der früher bei Brandschutzübungen auf dem Fliegerhorst eingesetzt worden ist. Auf dem Luftwaffengelände ist bereits PFC gefunden worden. Brach ist Geschäftsleiter des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Fürstenfeldbruck. Der Zweckverband ist Bauherr des neuen Gebäudes im Gewerbegebiet von Gernlinden.

Für die Baustelle der ILS bedeutet dies, dass gegebenenfalls in der Baugrube vorhandenes Grundwasser nicht einfach versickern darf, sondern vor dem Versickern so gründlich gereinigt werden muss, dass die Chemikalien beseitigt sind. Nach den Worten von Brach würde eine Reinigungsanlage für das Grundwasser 356 000 Euro kosten. Ob eine Wasserreinigung nötig ist, das entscheidet sich an der Höhe des Grundwasserstands. Momentan ist dieser zu niedrig, ein Austreten von Grundwasser nicht zu erwarten. Auf den Nachbargrundstücken, auf denen bereits gebaut wird, ist kein Grundwasser zu sehen. Ein regenreicher Winter oder viel Wasser im Frühjahr könnten dies aber ändern.

Weitere 2,5 Millionen Euro an Kosten preist die Bauverwaltung des Landratsamts bereits heute für das Jahr 2023 ein. Damit möchte die Behörde der aktuellen Entwicklung steigender Baupreise gerecht werden. Auch das Büro, das die Steuerung des Projekts in Händen hat, empfiehlt laut Sitzungsvorlage, eine solche Summe einzurechnen. Die Projektkosten stiegen damit auf 49,5 Millionen Euro.

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