Insolvenzverfahren:Erste Investoren zeigen Interesse an der Brauerei Maisach

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Fast ein Jahr ist es her, dass Bürgermeister Hans Seidl (links) bei der Inbetriebnahme der neuen Schnelldampfanlage dabei war, die Brauereichef Michael Schweinberger hatte einbauen lassen. (Foto: Günther Reger)

Ein möglicher Geldgeber besucht den zahlungsunfähig gewordenen Betrieb. Ob das Volksfest in Olching Ende Mai beliefert werden kann, ist noch offen.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Auf dem Hof steht der weiße Tankwagen eines Heizölhändlers, und durch den dicken schwarzen Gummischlauch fließt der teure Brennstoff in den Öltank der Brauerei. Eigentlich ein gutes Zeichen dafür, dass der seit vergangener Woche zahlungsunfähige Betrieb weiter produzieren kann. Allerdings wird das Öl nur gegen Bargeld geliefert. So soll sichergestellt werden, dass nicht noch weitere unbezahlte Rechnungen auflaufen. Brauereibesitzer Michael Schweinberger spricht von 30 Lieferanten, deren Forderungen er nicht mehr nachkommen konnte. Dazu kommen die Darlehensgeber und die Hausbank. Alles sieht für Schweinberger momentan danach aus, dass der Betrieb aufrechterhalten werden soll. "Der Insolvenzverwalter ist ein Sanierer, kein Abwickler", schätzt der Brauer von Maisach den Münchner Fachanwalt Hanns Pöllmann ein. Der habe ihm bestätigt, dass er zum richtigen Zeitpunkt die Insolvenz gemeldet habe.

Wohlschmeckendes Bier und eine bekannte Marke zeichnen die Brauerei Maisach immer noch aus. Nach wie vor sind die grünen Bierträger mit dem markanten Wappen in den Supermärkten und im Getränkehandel zu sehen. Das vorige Woche in Zahlungsschwierigkeiten geratene Unternehmen mit seiner in das Jahr 1556 zurückreichenden Geschichte ist ziemlich rasch nach dem Insolvenzantrag für mindestens zwei potenzielle Investoren interessant geworden. Schweinberger, der den Betrieb unter der Kontrolle des vorläufigen Insolvenzverwalters vorerst weiterführt, berichtete bei einem Pressegespräch in Maisach von einem möglichen Geldgeber, der die Braustätte von Maisacher Perle und Räuber-Kneißl-Dunkel bereits besucht habe. Was daraus wird, weiß noch keiner der Beteiligten, weil Insolvenzverwalter Hanns Pöllmann "viel mehr Informationen" benötige, so Schweinberger. Einen "geordneten ersten Eindruck" hat Pöllmann aber bereits gewonnen, was viel wert sein könnte für den weiteren Verlauf. Aber die Zeit dränge, denn die Vorbereitungen zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens sollen bis April abgeschlossen sein.

Damit der Betrieb läuft, braucht es die erfahrenen Mitarbeiter. Die bekommen ihr Gehalt wie auch andere von einer Pleite betroffenen Unternehmen als Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit. Das Insolvenzgeld wird nach Angaben der Agentur für Arbeit Weilheim für die letzten drei Monate des Arbeitsverhältnisses vor der Insolvenzeröffnung gezahlt. Es entspricht der Höhe nach dem Nettoentgelt und wird maximal bis zur Höhe der Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung gezahlt. Diese liegt aktuell bei 7550 Euro in Westdeutschland und bei 7450 Euro in Ostdeutschland.

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Michael Schweinberger hat seit Bekanntwerden der Insolvenz nach eigenen Angaben sehr viel aufmunternde, traurige und verständnisvolle Reaktionen erhalten: "Die Solidarität ist groß. Die Leute wollen, dass es weitergeht." Freilich gibt es auch kritische Stimmen. Verärgert seien einige, die sich am Crowdfunding vor zwei Jahren beteiligt hätten und nun um ihr Geld fürchten müssten. Es seien nachrangige Darlehen, die seinerzeit gegeben worden seien. Schweinberger kann sich vorstellen, dass die etwa 400 Privatinvestoren, deren Namen er alle kenne, in einer möglichen Genossenschaft berücksichtigt werden könnten.

Zur Rettung der Brauerei innerhalb von drei Monaten sei diese mitgliederorientierte Gesellschaftsform aber ungeeignet, weil deren Gründung sehr aufwendig sei. Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) hat sich für die Gründung einer Genossenschaft eingesetzt. Schweinberger sagte, er habe sich bereits beim Genossenschaftsverband erkundigt, und weil er als Vorbild die Brauerei Reutberg in Sachsenkam bei Bad Tölz sieht, auch mit deren Vertretern einen Termin vereinbart.

Die Bierlieferungen an die 40 Gastronomiebetriebe gehen weiter. Bislang ist laut Schweinberger noch kein Wirt wegen der Insolvenz abgesprungen und hat sich für eine andere Brauerei entschieden. Auch der Handel werde weiter beliefert. Allerdings habe ein Getränkehändler seine Geschäftsbeziehungen eingestellt.

Einen ersten gemeinsamen Außentermin haben Schweinberger und Pöllmann Anfang kommender Woche im Olchinger Rathaus. Dort warten Bürgermeister Andreas Magg (SPD) und Volksfestreferent Andreas Hörl (CSU) auf die Antwort auf die wohl wichtigste Frage: Kann Maisach Ende Mai das Festbier liefern? Die Olchinger Braumanufaktur (OBM) ist nach Angaben von Schweinberger nicht mehr dabei: "Die Olchinger wollen nicht." OBM-Chef Guido Amendt sagte dazu, er habe sich mit Schweinberger ausgetauscht: "Wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt." Um das Volksfest mit Maisacher Bier beliefern zu können, ist es allerdings nötig, dass die Flamme unter dem Sudkessel nicht ausgeht - und der Öltank nicht leer wird.

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