Frühlingsboten in München:Alles startklar für die Biergartensaison

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Die Biergartensaison des Hofbräukellers kann beginnen: Wirt Ricky Steinberger und seine Mitarbeiter haben bereits frischen Kies aufgeschüttet und die Garnituren bereitgestellt. (Foto: Robert Haas)

Der Grill ist geputzt, die ersten Tische und Bänke aufgebaut - die Biergartensaison kann beginnen. Jetzt muss nur noch das Wetter mitmachen.

Von Laura Kaufmann

Sehnsüchtig erwartet der Münchner den ersten Biergartenbesuch. Den Tag, an dem er das Gesicht in die Sonne hält und ein bisschen Wärme spürt. In etwa so, als würde er seine winterblasse Nase vor die Heizung halten. Diese beinahe vergessene Sonnenwärme spült dem Münchner so viele Endorphine ins Blut, dass er nicht anders kann, als all seine Freunde anzurufen, um mindestens einen von ihnen für den Biergarten zu begeistern. Denn Biergarten ist quasi ein Synonym für Sommer in der Stadt, und der scheint mit den ersten wärmenden Strahlen endlich den Startschuss bekommen zu haben.

Friedrich Ricky Steinberg ist ein Mann, der von März an auf diesen plötzlichen Ausbruch von Sommereuphorie wartet. Dieser Frühling ziert sich etwas, der Biergarten am Wiener Platz war bisher erst einen Tag und natürlich am vergangenen Wochenende offen. Es mag vor kurzem noch Schnee auf den Biertischen gelegen haben. Aber sollte der Wetterbericht für ein Wochenende Plusgrade im vielleicht gar zweistelligen Bereich mit einem kleinen Sonnensymbol dazu anzeigen, dann ist man im Hofbräukeller vorbereitet.

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Sobald dann die Sonne scheint, will der Münchner nur eines: Draußen sitzen. "Ich erinnere mich, wie wir selbst an den ersten schönen Tagen im Biergarten saßen und die Füße auf Masskrügen abgestellt haben, damit es uns weniger friert", sagt Ricky Steinberg. Noch vor einigen Jahren hat die Familie Steinberg die Biergartensaison nicht vor dem 1. Mai eröffnet. Heute wird die Abwärme über den Boden geleitet, was den Außenbereich früher bespielbar macht, und auch im Winter war es unter den alten Kastanien nicht immer ruhig: Ein Radiosender hat dort ein Winterfest veranstaltet und eine Almhütte war über die kalte Jahreszeit im Biergarten aufgebaut, für Adventsbrunch, Fondueabende und sogar Hochzeiten.

Jetzt aber ist der Biergarten wieder für die warme Freiluftsaison hergerichtet. Frischer Kies ist aufgeschüttet, Reparaturarbeiten sind über den Winter erledigt. Der Grill ist geputzt, die Bierleitungen gereinigt, der Spielplatz vom TÜV überprüft. Tische und Bänke, die nicht mehr gut aussehen, sind von der Brauerei gegen neue getauscht worden. Die restlichen Garnituren lagern unter einer Plane und warten auf die Sommerzeit, bislang ist nur eine kleine Flotte für 200 bis 300 Gäste aufgebaut.

Es reicht für die Leute, die es an den ersten Frühlingstagen im warmen Mantel während den Sonnenstunden in den Biergarten treibt. Und für sie reicht ein kleines Programm, dass sich recht spontan stemmen lässt: Der Biergartenmanager ist sowieso im Haus, ein bis zwei Kräfte werden für die Kasse draußen abgestellt. Schließlich besteht der Hofbräukeller nicht nur aus dem Biergarten, sondern auch aus dem großen Gasthaus.

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Das macht flexibel. Fällt ein Tag vielleicht doch nicht so schön aus, wie er angekündigt war, dann gibt es drinnen eben gegrillte Hendl auf der Tageskarte. Fällt er schöner aus als gedacht, geht der Hendlvorrat vielleicht irgendwann zu Neige; "aber lieber geht mir etwas aus, als dass ich es wegschmeißen muss", sagt Steinberg. Das Wetter lässt sich eben nur in Maßen planen. Anfang März hätte zum Beispiel ein kleiner Biergartenflohmarkt stattfinden sollen - aber mit Schnee auf den Tischen macht eben weder Trödeln und Handeln noch Biertrinken besonders viel Spaß. Also wurde er wieder abgesagt, vielleicht ein andermal.

Die Vorbereitungen für die Biergartensaison laufen längst: Am 5. Mai ist zum Beispiel Maibaumfest am Wiener Platz, "das hat immer eine besonders schöne Atmosphäre, weil der ganze Platz dabei ist und alle Standln ihre Stühle und Tische rausstellen", sagt Steinberg. Dieses Jahr steht wieder eine Fußball-WM an; die Public-Viewing-Events füllen die Bänke bis auf den letzten Platz.

Anfang des Jahres wird auch geprüft, welche der Kräfte, die im letzten Jahr im Biergarten ausgeholfen haben, wieder dabei sind; manche zum Beispiel haben ihr Studium beendet und deswegen keine Zeit mehr für den Saisonjob. Andere sind schon seit Jahren dabei. Um die 30 Kräfte stehen im Sommer bereit, sie sind gut vernetzt, um im Zweifelsfall - spontanes gutes Wetter - schnell reagieren zu können. Alles steht jetzt in den Startlöchern. Fehlt nur die Sonne. "Es ist schön, dass es langsam losgeht", sagt Ricky Steinberg. "Der Frühling bringt wieder ein ganz anderes Lebensgefühl in die Stadt."

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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