"Marafiki wa Afrika" in Freising warnt:Ukraine-Krise verschlechtert Lebensbedingungen der Menschen in Tansania massiv

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Christine Albrecht, Vorsitzende des Vereins Marafiki wa Afrika, der eng mit einheimischen Projekt-Partnern in Tansania zusammenarbeitet. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Krieg hat in dem ostafrikanischen Land eine Preisspirale nach oben in Gang gesetzt. Alles wird teurer. Das belastet auch das Budget des Freisinger Vereins.

Von Gudrun Regelein, Freising

"In den vergangenen Tagen haben uns keine schönen Nachrichten aus Tansania erreicht", sagt Christine Albrecht. Sie ist Vorstandsmitglied des Freisinger Vereins "Marafiki wa Afrika - Freunde für Afrika", der eng mit einheimischen Projekt-Partnern in Tansania zusammenarbeitet. Mit dem Ziel, die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern, erklärt Albrecht. "Nach über zwei Jahren Corona und nun noch oben drauf dem Krieg in der Ukraine hat sich die Situation dort aber extrem verschlechtert." Globale Krisen träfen die ärmeren Länder schneller und härter. Zum Klimawandel und der aktuellen Dürre in Ostafrika komme nun noch die Preisspirale durch den Krieg.

Alleine schon Pandemie-bedingt seien die Preissteigerungen in dem ostafrikanischen Land enorm gewesen. Viele Menschen dort hätten ihre Arbeit verloren, die Kosten für Lebensmittel seien drastisch gestiegen. "Durch den Krieg sind die Preise nun aber noch einmal durch die Decke geschossen", berichtet Albrecht. "Benzin und Lebensmittelpreise stiegen inflationsbedingt um 27 Prozent. Das lässt unsere Partner verzweifeln." Bereits 2019, als einige Familien aus Freising in Tansania zu Besuch waren, sei der Geldfluss minimal und Geschäfte schwierig zu tätigen gewesen, erzählt Albrecht. Durch Corona seien dann die mühsam aufgebauten Handelswege völlig abgebrochen - und damit stand kaum noch Geld zur Verfügung. "Gerade ärmere Länder wie auch Tansania sind schneller und massiver von dieser Entwicklung betroffen."

Erst kam Corona und dann der Krieg in der Ukraine

Das hat auch Auswirkungen auf die Arbeit des Vereins. Bei einem der Projekte, der Baramba Girls Secondary School, einer weiterführenden Mädchenschule, konnten viele Mädchen in den vergangenen zwei Jahren nur noch dank Patenschaften weiter die Schule besuchen. Früher hätten die Eltern der Schülerinnen mühsam mit kleinen Läden oder dem Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Produkte das dafür notwendige Schulgeld zusammengespart, schildert Albrecht. "Durch die Corona-Krise war ihnen das nicht mehr möglich." Viele Eltern hätten sogar die Abschlussschülerinnen von der Schule genommen, wenn diese die Kosten nicht übernommen habe. Mit dem Marafiki-Bildungs-Nothilfe-Fonds könnten zumindest einige Schülerinnen unterstützt werden.

Das Budget des Vereins für 2022 sei inzwischen allerdings komplett aus den Fugen geraten. "Das für die Baramba Girls Secondary School steht auf Null", sagt Albrecht. Es sei eine absolute Notsituation mit ungewissem Ausgang. "Aber wir hoffen natürlich, die Bildungsprojekte weiterhin irgendwie unterstützen und am Leben erhalten zu können." Denn Bildung sei der Schlüssel für ein besseres Leben.

Klimawandel macht sich bemerkbar

Daneben mache sich der Klimawandel in Ostafrika mittlerweile deutlich bemerkbar. Sie habe zwar die Nachricht bekommen, dass es bei den Partnern des Vereins in der Kagera-Region zu regnen begonnen habe. In anderen Teilen Tansanias und Ostafrikas aber herrsche bereits zum dritten Mal in Folge Trockenheit. "Wir hoffen für die Ernte trotzdem noch das Beste", sagt Albrecht. Auch Tansania sei von Getreideexporten aus Russland und der Ukraine abhängig, ein Ernteausfall wäre eine Katastrophe. Laut dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) könnte das zu einer Hungersnot führen.

Mit ihrem Eco-Farm-Projekt, das zusammen mit dem Partnerverein Marafiki wa Afrika Tansania entwickelt wurde, ist der Verein "Marafiki wa Afrika - Freunde für Afrika" beim "Bayerischen Eine Welt Preis 2022" für bürgerschaftliches Engagement des Freistaates Bayern in der Vorauswahl schon unter die Top Ten gekommen. Ende April wird bekannt gegeben, wer der Gewinner ist. Es handelt sich um ein Umweltprojekt zur ökologischen Landwirtschaft mit großer Beteiligung und Partizipation der Bevölkerung. Es dient zur Armutsbekämpfung und Milderung der schädlichen Auswirkungen des Klimawandels. Die Idee dazu kam aus der Bevölkerung der Ngara-Region. Die Umsetzung erfolgt durch geschulte Landwirte als Multiplikatoren - wieder partizipativ mit der Bevölkerung. "So entsteht hier ein Leuchtturm-Projekt unserer Zeit", sagt Christine Albrecht.

Regenzeit ist entscheidend

Fünf landwirtschaftliche Demonstrationsfelder stehen in fünf verschiedenen Dörfern zur Wissensvermittlung zur Verfügung. Die Farmer wurden geschult, die Flächen ausgewählt und vorbereitet und bereits verschiedene Pflanzen - wie Ananas - gesetzt. Die aktuelle Regenzeit sei nun entscheidend, ob sie gut anwachsen und erste Erfolge gefeiert werden können. Durch den nachhaltigen Ansatz des ökologischen Landbaus sollen die Bauern besser für den schon jetzt deutlich spürbaren Klimawandel gewappnet werden.

Wer die Arbeit von Marafiki wa Afrika unterstützen möchte, findet weitere Informationen dazu auf der Homepage www.marafiki.de.

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