Unter Zugzwang:Stadt Freising kauft mobile Luftreinigungsgeräte

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Die Stadt Freising wird wegen der Corona-Pandemie für ihre Schulen mobile Luftreinigungsgeräte kaufen. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Denkbar ist, dass bei im Herbst wieder ansteigenden Inzidenzen die Genehmigung von Präsenzunterricht an vorhandene Geräte geknüpft wird.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Stadt Freising wird wegen der Corona-Pandemie für ihre Schulen mobile Luftreinigungsgeräte kaufen, allerdings bei weitem nicht für alle Räume - und mit erheblichem Bauchgrimmen, wie am Donnerstag im Stadtrat deutlich wurde. Denn seitens der bayerischen Staatsregierung gibt es zwar ein neuerliches Förderprogramm für die Geräte, jedoch keine klaren Handlungsanweisungen und: Ein großer Teil der Kosten bleibt wie so oft an den Trägern, zumeist also den Kommunen hängen.

Wenig Geld ist das nicht: Zwar sind nach einer ersten Überprüfung der neun Schulen und fünfzehn Kitas in der Trägerschaft der Stadt Freising die meisten Räume der vom Umweltbundesamt definierten Kategorie 1 zuzuordnen, können also ausreichend gelüftet werden und brauchen daher nicht zwingend ein mobiles Luftreinigungsgerät. 81 Räume im Josef-Hofmiller-Gymnasium könnten aber in die Kategorie 2 fallen, für welche die mobilen Reiniger als sinnvoll erachtet werden. Zwar ist die Überprüfung hier noch nicht endgültig abgeschlossen, sollte es aber dabei bleiben, müsste die Stadt für diese 81 Räume 84 Geräte kaufen - eine Gesamtinvestition von 380 000 Euro, zuzüglich weiterer Kosten für Wartung und Filterwechsel.

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Der Nutzen der mobilen Geräte ist schwer einzuschätzen

Hinzu kommt, dass der tatsächliche Nutzen der mobilen Luftreiniger schwer einzuschätzen ist und sich dazu kaum eindeutige Aussagen finden lassen, wie Hochbauamtsleiter Robert Naujokat den Stadträten erläuterte. Fest steht wohl, dass man auch mit diesen Geräten weiterhin auf die Einhaltung der AHA-Regeln (Abstand - Hygiene - Alltagsmaske) wird achten müssen und auf gute Lüftungskonzepte nicht verzichten kann.

Auf der anderen Seite - und das ist die große Sorge, die aktuell nicht nur die Freisinger Stadträte umtreibt - ist wohl denkbar, dass bei im Herbst wieder ansteigenden Inzidenzen die Genehmigung von Präsenzunterricht an das Vorhandensein von Luftreinigungsgeräten geknüpft wird. Den Kauf derselben jetzt versäumt zu haben, möchte sich wohl kein Kommunalpolitiker dann vorwerfen lassen.

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Wohl vor diesem Hintergrund forderte CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger dann sogar, nicht nur die Kategorie 2- sondern tatsächlich alle Schul- und Kita-Räume der Stadt mit Luftreinigern auszustatten: "Das sind wir unseren Kindern schuldig." Für diesen 1,9 Millionen Euro teuren Vorschlag stimmten jedoch nur CSU, SPD und Jens Barschdorf (FDP), womit er ebenso abgelehnt wurde wie anschließend Barschdorfs Variante, außer dem Hofmiller-Gymnasium auch wenigstens die Grundschulen mit auszustatten.

Die Mehrheit im Stadtrat hielt am Ende wenn auch grummelnd an der Entscheidung für die 84 Geräte zur Ausrüstung der Kategorie 2-Räume fest. So unwohl habe er sich selten bei einer Entscheidung gefühlt, formulierte Peter Warlimont (SPD) wütend, was wohl die meisten dachten: "Wenn der Ministerpräsident das haben will, dann soll der Freistaat das bezahlen. In den Ministerien ist man nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen und dann kippen die uns das vor die Füße."

© SZ vom 24.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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