Landwirtschaft im Landkreis Freising:Flächenfraß verschlingt Felder und Wiesen

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Der Bayerische Bauernverband klagt über den zunehmenden Schwund von landwirtschaftlichen Nutzflächen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Bayerische Bauernverband klagt über den zunehmenden Schwund von landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Bayerische Bauernverband (BBV) schlägt Alarm, weil immer mehr landwirtschaftliche Nutzfläche verloren geht. Allein im Landkreis Freising verringerte sich diese zwischen 1988 und 2020 um 5500 Hektar oder acht Prozent, in ganz Oberbayern waren es etwa 64 000 Hektar. "Wenn das so weitergeht, bekommen wir über kurz oder lang massive Probleme", sagte Gerhard Stock, BBV-Geschäftsführer für die Landkreise Freising und Erding, am Dienstag bei einem Online-Pressegespräch.

Stock veranschaulichte die Größenordnung des Flächenfraßes anhand eines Beispiels: Das Land, das im Landkreis für die Lebensmittel- und Energieproduktion in diesen 22 Jahren weggefallen ist, entspricht der aktuellen landwirtschaftlichen Nutzfläche in den beiden Gemeinden Au und Kirchdorf. Teilweise sei es nicht nachzuvollziehen, wenn landwirtschaftliche Flächen verschwinden, andere Areale dagegen brach liegen, sagte BBV-Kreisobmann Georg Radlmaier.

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Nicht immer werden diese Grundstücke für Siedlungsbau oder Straßen versiegelt, etwa ein Drittel wird für Ausgleichsflächen benötigt, um eben Eingriffe durch Bauprojekte zu kompensieren. Das größte ist in die Berechnung des Bauernverbands allerdings gar nicht eingeflossen, weil der Flughafen vor 1988 gebaut wurde. Etwa 755 Hektar umfasst dessen Fläche laut Stock im Landkreis Freising.

2020 bewirtschafteten hier 1532 Bauernfamilien noch knapp 50 000 Hektar. Deren Ziele seien der Erhalt und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, um die Betriebe an die nächsten Generationen weiterzugeben, so Stock. Auch die Kulturlandschaft werde durch sie bewahrt. Die Pflanzen speicherten zudem CO₂, fruchtbare Böden seien lebendige Kohlenstoffspeicher und könnten Wasser aufnehmen. Deshalb müsse der Flächenverbrauch verringert werden, forderte der BBV - zum Beispiel durch eine Nachverdichtung in Ortskernen und Wohngebieten auch in die Höhe oder eine Umwandlung und Wiederbelebung brachliegender Gebäudeflächen.

Ein neues Instrument ist das Programm der produktionsintegrierten Kompensation (Pik), das Georg Radlmaier kurz vorstellte. Dabei können Landwirte ihre Flächen als Ersatz für reine Ausgleichsflächen ökologisch aufwerten und weiterhin bewirtschaften, sie erhalten dafür einen Ausgleich. In Nordbayern werde das bereits häufig praktiziert, für die Kommunen sei das jedoch aufwendiger. Im Landkreis Freising werde mit dieser Möglichkeit noch "sehr stiefmütterlich" umgegangen, monierte Radlmaier.

Kritisch sieht der Bauernverband Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf Ackerböden und Feldern, zumal dadurch die Pachtpreise nach oben getrieben würden. Zuerst sollten Dächer und vorhandene Flächen wie Parkplätze dafür genutzt werden, so Radlmaiers Forderung. Es sei wichtig, die regionale Lebensmittelproduktion sicherzustellen, das habe auch die Corona-Krise gezeigt. "Was wir brauchen ist ein Landwirtschaftsschutzgebiet", sagte er zum Schluss provokant.

© SZ vom 26.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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