Zukunft der Landwirtschaft:Mehr reden wollen alle

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Die Landwirtschaft steht derzeit stark im Fokus, viele Bauern fürchten um ihre Zukunft. (Foto: Marco Einfeldt)

Beim "Politiker-Frühstück" des Bayerischen Bauernverbands zeigen die anwesenden Bundestags-Kandidaten und die Kandidatin viel Verständnis für die Anliegen der Landwirte. Derweil sinkt die Zahl der Betriebe beständig.

Von Petra Schnirch, Mauern

Der Bayerische Bauernverband (BBV) hat am Mittwoch bei einem "Politiker-Frühstück" einigen der Bundestagskandidaten auf den Zahn gefühlt. In den Alten Wirt nach Mauern kamen die Abgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) und Johannes Huber (AfD) sowie Eva-Maria Schmidt (FDP) und Karl Ecker (Freie Wähler). Dass nur Vertreter konservativer Parteien an der Diskussion teilnahmen, bedauerte BBV-Kreisobmann Georg Radlmaier. Andreas Mehltretter (SPD) und Leon Eckert (Grüne) hatten aus Termingründen abgesagt.

Eingangs betonte Radlmaier, wie wichtig die Landwirtschaft für die heimische Versorgung mit Lebensmitteln sei. "In meinen Augen sind wir der wichtigste Teil in der Gesellschaft", sagte er selbstbewusst. Im Landkreis habe der BBV 1700 Mitgliedsbetriebe. Allerdings seien deren Perspektiven noch nie so schlecht gewesen. Vor allem für die Schweinehalter "schaut es zappenduster aus", deren Zahl sei dramatisch zurückgegangen. Die Auflagen seien schlicht nicht mehr einzuhalten, "uns wird das Wasser abgegraben", klagte der BBV-Kreisobmann.

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Er fragte in die Runde, was sich die Kandidaten und die Kandidatin für die Landwirtschaft wünschten. Wichtiger Punkt ist für Erich Irlstorfer, Landwirtschafts- und Klimapolitik zusammenzubringen. Man müsse "verbinden und nicht spalten". Landwirte vermissten oftmals eine Wertschätzung ihrer Arbeit, die Debatte sei "ideologisch geprägt". Dabei seien Land- und Forstwirte die einzige Berufsgruppe, die CO₂ "binden und nicht nur ausstoßen". Kleine, familiär geführte Betriebe müssten ein Auskommen haben. Irlstorfer sprach sich dafür aus, für regional erzeugte Lebensmittel die Mehrwertsteuer zu senken.

Karl Ecker bezeichnete sich als Pragmatiker. Es sei wichtig, "dass man miteinander spricht", um ein gutes Fundament zu bekommen. Derzeit werde sehr viel über die Landwirtschaft geredet, aber nicht mit den Bauern. Auch er forderte, das zu fördern, was vor der Haustür wächst. Zudem seien Visionen erforderlich. Bei den großen Debatten dürfe man nicht hinterherlaufen, sondern müsse mitgestalten. Auch die Entbürokratisierung ist für ihn ein Thema, die Landwirte sollten mehr Spielräume bekommen. Nicht zufrieden sei er mit der 10-H-Abstandsregelung bei Windrädern in Bayern, sagte Ecker, die sei nicht mehr zeitgemäß.

Eva-Maria Schmidt räumte ein, dass sie keine Landwirtschaftsspezialistin sei. Ein großes Thema der FDP sei aber die Eigenverantwortung. Die Landwirtschaft brauche dafür einen handlungspolitischen Rahmen. Ihr sei daran gelegen, dass "so mancher gordische Knoten durchschnitten" werde. Sie bat den BBV darum, ihr drei Dinge mit auf den Weg zu geben, mit denen sie sich an die Experten in ihrer Partei wenden könne. "Es geht nur miteinander."

Die Schwierigkeiten der Landwirte sind für Johannes Huber auch politisch bedingt. Er kritisierte bürokratische und "ideologische Auflagen", die Landwirtschaft habe eine "geringere Lobby als die Klimafanatiker". In EU-Vorgaben sieht er "planwirtschaftliche Tendenzen". Die Landwirte wüssten selber, was sie mit ihrem Grund und Boden machen, deshalb forderte Huber mehr Selbstbestimmung. Es sei kein Wunder, dass immer mehr Landwirte aufgeben.

Irlstorfer hielt dagegen, dass es wichtig sei, auf EU-Ebene für gleiche Umwelt- und Qualitätsstandards zu sorgen, um deutsche Landwirte nicht zu benachteiligen. Diese produzierten ja auch für den ausländischen Markt. Deshalb dürfe man hierzulande bei den Auflagen nicht noch draufsatteln. Nur regional - damit könnten die Höfe nicht bestehen.

Landwirt Georg Schmid aus Marzling forderte von den Politikern, für mehr Rechtssicherheit, etwa in der Tierhaltung, zu sorgen. Wenn man viel investiere, sich die Vorgaben nach wenigen Jahren aber schon wieder ändern, "ist das finanziell nicht mehr darstellbar", sagte er sichtlich frustriert. Außerdem sprach er sich dafür aus, endlich eine Herkunftsbezeichnung einzuführen, damit die Verbraucherinnen und Verbrauer erkennen können, woher ein Produkt wirklich kommt.

© SZ vom 01.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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