SZ-Gespräch:"Nicht nach dem Gießkannenprinzip"

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Ein bisschen enttäuscht ist Walter Zellner (stehend) schon noch, dass die Fußballer des SEF den Bayernliga-Aufstieg verpasst haben. Man wisse schließlich nie, wann so eine Chance wieder komme. Dennoch will der Vereinschef weiterhin auf gute Jugendarbeit setzen und nicht auf teure Zugänge. (Foto: Marco Einfeldt)

Walter Zellner ist Vorsitzender des SE Freising und wünscht sich, dass der Stadtrat mehr auf den Leistungssport achtet. Im Eishockey rechnet er sich Aufstiegschancen aus.

Von Johann Kirchberger, Freising

Seine Leidenschaft ist zwar der Fußball, als Vorsitzender des SE Freising mit seinen fast 700 Mitgliedern ist er aber auch zuständig für die Abteilungen Eishockey, Stockschießen sowie Fitness und Gesundheit. Mit der Freisinger SZ hat der 59-jährige Rechtsanwalt Walter Zellner über die Entwicklung seines Vereins und des Sports in Freising gesprochen.

SZ: Mal ganz ehrlich, sind Sie eigentlich noch immer enttäuscht, dass die SEF-Fußballer im Mai den Aufstieg in die Bayernliga so knapp verpasst haben?

Zellner: Ein klein wenig schon noch. Ich weiß, dass unser Trainerteam den Aufstieg noch nicht eingeplant hatte, aber man weiß ja nie, ob so eine Möglichkeit noch einmal kommt. Für einen Aufstieg in so einer starken Liga muss ein Jahr lang alles passen und oft kommen Ereignisse dazwischen, die vorher nicht absehbar waren.

Woran hat es letztlich gelegen, dass der SEF im letzten Moment noch von Türkgücü Ataspor abgefangen wurde?

Meiner Meinung nach war das eine Kopfsache, vor allem auch, weil Türkgücü oft knapp und in der Nachspielzeit gewonnen hat. Wenn dann eine so starke Mannschaft, die im Winter noch mal personell nachgelegt hat, punktemäßig immer näher kommt, kann das schon nervös machen.

Der Start in die laufende Saison ist ja ganz gut gelungen. Hat es der SEF im Kreuz, auch heuer um die Meisterschaft in der Landesliga mitzuspielen?

Schwierige Frage nach sechs Spieltagen. Mit diesem Beginn hat nach dem Weggang von Jimmy Joseph niemand gerechnet. Heuer werden nicht wieder nur zwei Mannschaften die Meisterschaft unter sich ausmachen. Ob wir ganz vorne dabei sind, kann man jetzt noch nicht sagen. Ich hoffe aber, dass wir wieder einen Lauf bekommen, und dann sehen wir nach der Winterpause weiter.

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Walter Zellner leitet seit 2009 die Geschicke des SE Freising

Auch die Eishockeyspieler würden die Landesliga gerne nach oben verlassen. Ist heuer mehr drin, als nur der Klassenerhalt?

Ich denke schon. Ziel ist die Aufstiegsrunde, die letztes Jahr knapp verpasst wurde. Die Bayernliga steht aktuell nicht auf der Tagesordnung, schon wegen der Kosten.

Sowohl die Fußballer als auch die Eishockeyspieler setzen auf eine gute Jugendarbeit, um damit Jahr für Jahr die Lücken zu füllen. Würden Sie nicht auch gerne einmal auf Shoppingtour gehen und starke Zugänge verpflichten wollen?

Wir holen lieber starke Leute für relativ wenig Geld, wie im Vorjahr Jimmy Joseph aus Nandlstadt, oder einen Martin Schön aus Kammerberg, der auch weiß, wo das Tor steht. Man sieht ja bei anderen Vereinen, dass es meist nicht so viel bringt, zwei oder drei Hochkaräter zu holen, die dann die finanzielle Struktur des Vereins durcheinander bringen und Neiddebatten auslösen.

Die Eishockeyabteilung ist mit dem Bau der Weihenstephan Arena große finanzielle Verpflichtungen eingegangen. Läuft da mittlerweile alles in geordneten Bahnen?

Ganz geordnet ist die finanzielle Lage der Eishockeyabteilung noch nicht. Allerdings ist Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Das letzte Treffen mit der Stadt fand Anfang August statt. Zwei Alternativen für eine Änderung der Verträge liegen vor. Die werden steuerrechtlich geprüft, dann wird entschieden. So oder so wird es eine gute Lösung. Schließlich wollen alle Beteiligten, dass Eishockey in Freising Zukunft hat.

Der SE Freising hat im südbayerischen Raum einen ausgezeichneten Ruf. Sehen Sie das Engagement des Vereins durch die Stadt und die Geschäftswelt hinreichend gewürdigt?

Es gibt viele in der Geschäftswelt, die sportaffin sind und uns toll unterstützen. Problematisch ist aber, dass es allein sieben Fußballvereine im Stadtgebiet gibt und jeder etwas vom Kuchen abhaben will. Was die Stadt betrifft, wäre es wünschenswert, mehr auf den Leistungssport zu achten und Zuschüsse nicht so sehr nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen. Höherklassiger Spielbetrieb kostet halt mehr.

Sehen Sie den Sport allgemein im Freisinger Stadtrat ausreichend stark vertreten?

Stark vertreten wäre übertrieben. Soweit ich das beurteilen kann, ist für den größeren Teil des Stadtrats Sport nicht das Wichtigste. Ich hoffe, dass der Sportentwicklungsplan etwas bringt und die größten Probleme der Vereine, was die Sportanlagen betrifft, damit gelöst werden. Aber wenn ich mir die voraussichtlichen Schulden der Stadt nach 2021/22 ansehe, habe ich den Verdacht, dass dann kein Geld mehr für Investitionen im Sportbereich vorhanden ist. Ich hoffe, ich täusche mich.

So einen Verein wie den SE Freising kann man ja nicht allein führen. Wie ist die Unterstützung der Mitglieder, wie groß ist deren Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen?

Die Unterstützung der Mitglieder ist großartig, vor allem bei einzelnen Events. Etwa bei unseren großen Turnieren im Sommer und Winter. Leider ist es bei uns, wie wohl überall, nicht so einfach, Leute für Funktionärsposten zu finden, bei denen man sich für zwei Jahre verpflichten muss. Da ist es manchmal schon schwierig.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Vereins, welche großen Aufgaben kommen auf Sie und den SEF zu?

Derzeit ist der Verein, wenn das Eishockeyproblem gelöst ist, gut aufgestellt. Ich denke, dass in absehbarer Zeit die Erneuerung des Stadiongebäudes auf uns zukommen wird. Aber das ist eine Aufgabe der Stadt. Zentrale Aufgabe des Vereins wird bleiben, immer wieder in das Vereinsheim zu investieren und es zu erhalten.

Mit Ihrer Rechtsanwaltskanzlei residieren Sie in der ehemaligen Hartl-Villa an der Amtsgerichtsgasse. Gefällt Ihnen eigentlich die dicke Esther im Vorgarten und wie oft werden sie auf diese Figur angesprochen?

Die große Esther von Ernst Fuchs hat immer schon gespalten. Die Bewertung von Kunst ist jedem selbst überlassen. Ich finde sie aber als Alleinstellungsmerkmal für den Kanzleistandort hervorragend. Angesprochen werde ich darauf zwar nicht so oft, potenzielle Mandanten fragen aber schon mal, ob meine Kanzlei dort ist, wo sich die Esther befindet. Die Freisinger kennen sie, und mit Touristen kommt die Kanzlei nicht so in Kontakt.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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