Inhabergeführte Geschäfte:Immer an das Tierwohl denken

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Nach den vielen Feiertagen muss Peter Hofmair die Lager erst einmal wieder auffüllen. (Foto: Marco Einfeldt)

Peter Hofmair legt Wert auf Qualität und das Besondere. Mit seiner Feinkostmetzgerei in der Freisinger Innenstadt setzt er eine lange Familientradition fort. Schon der Urgroßvater bediente seine Kunden an der Fleischtheke.

Von Nora Schumann, Freising

"Wir haben alles, was sie brauchen, was wir nicht haben, brauchen sie nicht", so steht es auf einem Schild im Schaufenster der Feinkostmetzgerei Hofmair geschrieben. Unter großen weißen Lampen liegen in der Vitrine Fleischwaren aller Art, ein bisschen Käse und schließlich zahlreiche Salate. "Zum Teil selbstgemacht", sagt Peter Hofmair, Inhaber des Geschäfts. Abgerundet wird das Angebot durch Gewürze, Weine und Spirituosen. "Ich habe einige Schulungen gemacht und kann zu jedem Essen den richtigen Wein empfehlen", erklärt Peter Hofmair. "Aber wie man sieht, wurden wir vor Weihnachten etwas ausgeräubert und müssen jetzt erst mal nachbestellen".

Die Feinkostmetzgerei ist ein Freisinger Traditionsgeschäft. "In meiner Familie waren alle Metzgereibetreiber, durch meinen Urgroßvater gibt es dieses Geschäft seit 1896." Hofmair zeigt eine schwarz-weiß Fotografie. "Als mein Vater in den besten Jahren war, wollte mein Großvater ihm noch nicht das Geschäft überlassen", erzählt Hofmair. Der Vater habe nicht ewig die zweite Geige spielen wollen und sei in den 30er Jahren nach Landshut gegangen, um dort eine Metzgerei zu eröffnen. Als der Großvater den Betrieb in Freising dann abgeben wollte, war das Geschäft in Landshut schon bedeutend größer und der Vater wollte nicht mehr zurück. Also verpachtete der Großvater das Geschäft für einige Jahre an Mitarbeiter.

Seit dem Jahr 1975 führt Hofmair die Feinkostmetzgerei in der Freisinger Innenstadt. (Foto: Marco Einfeldt)

"Ich bin der jüngste und best prämierteste Metzgermeister, den es je gegeben hat"

Peter Hofmair absolvierte die Ausbildung im Schnelldurchlauf, Lehre, Geselle, Meister. "Ich bin der jüngste und best prämierteste Metzgermeister, den es je gegeben hat", sagt Peter Hofmair nicht ohne Stolz in der Stimme. "Ich bin damals vom bayerischen Wirtschaftsminister mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden." Der Vater von Peter Hofmair wollte eigentlich in Weihenstephan Gartenbau studieren. "Diesen Wunsch hat er dann zu seinem Hobby gemacht", erzählt Hofmair. "Wir haben alles gehabt, was es auf Gottes Erdboden gibt". Das hieß für die Kinder: "Wenn die anderen beim Baden sind, dann ist man selbst im Schweinestall oder bei den Tauben, den Bienenvölkern". Hofmairs Stimme wird lauter: "Ich konnte mich auch nicht entscheiden, da hat es keine Frage gegeben, was du werden willst, was du machen willst."

Durch den frühen Tod der Mutter musste der Bruder das Geschäft in Landshut übernehmen und Peter Hofmair begann das gesamte Gebäude der Metzgerei in Freising zu renovieren und umzubauen. An dieser Stelle der Erzählung legt sich zum ersten Mal ein Schatten über sein Gesicht. Jeden Tag pendelte er in dieser Zeit über Jahre hinweg zwischen Landshut und Freising. In der Früh arbeitete er im Betrieb. "Mein Vater war da ziemlich hart, viertel nach vier jeden Tag", nachmittags renovierte er in Freising. "Keine schöne Zeit", sagt Hofmair und schüttelt den Kopf. "Es war schon sehr hart. Ich war ein paar Mal davor, alles hinzuschmeißen." Drei Tage vor Weihnachten 1975 eröffnete er schließlich das Geschäft in Freising.

Weg von Normalität, hin zu ausgewählten Dingen

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Mit der Zeit hat sich das Geschäft verändert. Hofmair hat sich "kleingeschrumpft", wie er selbst sagt. "Ich bin jetzt 71 und fühle mich besser als vor 25 Jahren. Da bin ich vor lauter Arbeit nicht zum Schlafen gekommen." Deshalb hat Hofmair umstrukturiert, weg von Normalität, hin zu weniger und ausgewählten Dingen. Priorität beim Schweinefleisch ist das Schwäbisch Hällische Landschwein. "Das ist für mich das beste Schwein in Deutschland." Mit der Gemeinschaft arbeitet Hofmair seit gut 20 Jahren zusammen. Der Metzgermeister verfügt über ein über die Jahrzehnte ausgebautes Netzwerk, von der Ochsenbelieferung des Karlshof bis hin zum neu entdeckten Bauernhof in Burgund mit Charolais-Rindern. Wenn Kunden Sonderwünsche haben, rufen sie ihn an und Hofmair besorgt die Ware.

Beim Thema Massentierhaltung wird Hofmair lebhaft. "Da bin ich absolut dagegen", sagt er. Er sei auch kein Befürworter von großem Fleisch- und Wurstkonsum. Die Leute müssten bewusster mit dem Produkt umgehen. "Die müssten einfach mal wieder daran denken, dass ein Stück Fleisch zwei Augen und vier Beine hat", Hofmairs Stimme hebt sich. "Dass es ein lebendiges Wesen ist und es nicht einfach in den Kübel kommt, wenn ich es nicht mehr will. Dieser Weg ist vollkommen falsch." Tierwohl und Qualität müssten zusammenhängen, auch wenn Hofmair nicht zwangsweise ein "Biofreak" ist, wie er ergänzt. Er selbst esse nicht jeden Tag Fleisch. "Ich würde sagen, jeden zweiten Tag esse ich Fleisch, der große Wurstesser bin ich eh nicht."

Wie lange er das Geschäft noch weiterführen will, weiß Peter Hofmair noch nicht. "Ich bin ein Auslaufmodell", sagt er. Bislang hat Hofmair mit der Baustelle in der Innenstadt keine Probleme, sieht die Zukunft aber mit Sorge. Pro Woche werden beispielsweise zwei Paletten Wein angeliefert, die ins Geschäft gefahren werden müssen. "Wenn ich Glück habe, kriege ich ein dickes Blech über den Graben, damit ich rein- und rausfahren kann, aber auch das ist nicht unbedingt gewährleistet", erläutert Peter Hofmair. "Das könnte ein Punkt sein, wo ich sage, da hör ich auf."

© SZ vom 08.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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