Tiny Forest in Hallbergmoos:Ein wilder Fleck als Kontrapunkt

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Die Studierenden und ihre Professoren kommen mit der Bevölkerung über ihre Pläne für einen "Tiny Forest" ins Gespräch. Von links: Karl-Heinz Zenker, Clara Negel, Jonas Hahner, Rebecca Bader und Marlene Förster und Herbert Kessler. (Foto: Marco Einfeldt)

Studierende aus Weihenstephan stellen in Hallbergmoos ihr Projekt vor, bei dem ein Mini-Wald mitten im Ort entstehen könnte. Die meisten Leute, mit denen sie ins Gespräch kommen, zeigen sich von der Idee angetan.

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Natürlich war das Wetter nicht so ideal für ein Gespräch mit Passanten, zumal im glühend heißen Grünzug westlich des Rathauses. Kaum jemand kam vorbei, jedenfalls nicht am Samstagnachmittag, als die Studierenden der Technischen Universität München in Weihenstephan mit der Hallbergmooser Bevölkerung über den geplanten Winzl-Wald als grüne Oase mitten im Ort sprechen wollten. Vorsorglich hatte man Sonnenschirme auf den Rasen aufgebaut und kühle Getränke bereit gestellt.

Clara Nagel warf all ihren Charme in die Waagschale, als eine ältere Dame des Weges kam, die Studentin gehört zu der Beteiligungsgruppe, die für die direkte Kommunikation mit der Bürgerschaft zuständig ist. Was sie davon hielte, wenn hier ein kleiner Wald entstünde - die Seniorin schaute irritiert, "aber ich gehe hier doch jeden Tag", sagte sie. Clara Nagel gab sich alle Mühe, die Dame davon zu überzeugen, dass sie auch in Zukunft hier gehen könne, dass nur ein Stück weiter eben dann eine Bank stünde und Bäume und Vögel zwitschern würden. Unzufrieden mit der Resonanz waren die Studierenden aber nicht, die meisten Menschen nämlich, mit denen sie ins Gespräch kamen, zeigten sich sehr angetan von der Idee eines Mini-Stadt-Waldes, wie sie derzeit weltweit immer mehr Fans finden.

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Besonders am "Tiny Forest" ist seine große Artenvielfalt

Die Besonderheit des Tiny Forest ist seine große Artenvielfalt, dank ausgeklügelten Pflanzplans, der genau auf die Bodengegebenheiten abgestimmt ist. Nur so kann sich ein gesunder Mini-Wald entwickeln. Die Bodenanalysen für die vier Standorte in Hallbergmoos sind noch nicht abgeschlossen, deshalb können die Studierenden noch nichts zu den Bäumen sagen. Und deshalb möchte Michael Suda, Leitender Professor am Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik, der das Projekt mit betreut, auch noch nichts zu den Kosten sagen, die auf die Gemeinde zukommen, wenn sie die Entwürfe der Studierenden tatsächlich umsetzt.

Während er mit der früheren Nachhaltigkeits-Arbeitskreisvorsitzenden Birgit Huppertz, die den Kontakt zwischen TU und Gemeinde hergestellt hatte, mit dem Ex-Gemeindegeschäftsführer Herbert Kestler und der Lokalpresse im Gespräch war, blickte der Professor immer wieder auf die recht triste, kurz geschorene grüne Fläche neben dem Rathaus, auf die säuberlich im Quadrat neun Bäume gepflanzt sind, in Reihen, versteht sich. "Da wäre es ideal", sagte er, und man sah förmlich, wie der Mini-Wald vor seinem inneren Auge entstand, "hier vorne die menschliche Vorstellung von Ordnung und dahinter einen wilden Flecken als Kontrapunkt". Freilich machte der Professor klar, dass man niemanden von irgendetwas überzeugen wolle, auch nicht den Gemeinderat, "die Überzeugung, die muss da sein".

Michael Suda, will den Gemeinderat nicht überzeugen, "die Überzeugung muss da sein"

Diese große Praxisübung steht im Lehrplan des vierten Semesters im Studiengang "Forstwissenschaften und Ressourcenmanagement". Nachdem die Studierenden hier also Manager würden, sagte Suda, würden sie mal Leitungsfunktionen haben. "Wir benoten, vor allem in der schriftlichen Arbeit, die sie darüber schreiben, wie konstruktiv gehen sie um, wie kommunikativ sind sie, wie tragen sie vor?"

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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