Schulen im Landkreis Freising:Kleine Kurse, großer Abstand

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Unterrichtsvorbereitung mit Metermaß: Roswitha Stichlmeyr, Schulleiterin an der FOS, prüft die Abstände zwischen den Bänken. (Foto: Marco Einfeldt)

Für die Abschlussklassen startet am Montag teilweise im Schichtbetrieb wieder der Unterricht. Die Schulleiter sind erleichtert. Unterdessen glühen die Drähte ins Landratsamt, weil Desinfektionsmittel noch fehlen.

Von Gudrun Regelein, Freising

Von kommender Woche an findet wieder Unterricht an bayerischen Schulen statt - zumindest für diejenigen Schüler, die in diesem Jahr ihren Abschluss schreiben. An den Schulen herrscht deshalb Erleichterung, auch wenn es nicht für alle Schulleiter einfach ist, die strengen Hygiene- und Abstandsregeln umzusetzen. Die größte Abiturientenzahl wird an der FOS in Freising erwartet: 360 Schüler der 12. und 13. Klasse werden dort von Montag an unterrichtet.

"Das ist für uns eine Herausforderung. Gerade vermessen wir die Klassenzimmer", sagt Schulleiterin Roswitha Stichlmeyr. Maximal 15 Schüler dürfen gemeinsam Unterricht haben, zwischen jedem müsse ein Mindestabstand von eineinhalb Meter eingehalten werden. Deshalb plant man an der FOS einen Schichtbetrieb, ein Teil der Schüler werde vormittags, der andere nachmittags unterrichtet. Vieles aber sei noch ungeklärt, sagt Stichlmeyr. Was sie aber schon weiß: Die fehlenden Leistungsnachweise aus dem zweiten Halbjahr müssen nicht nachgeschrieben werden, die Noten für dieses Halbjahr werden aus dem Durchschnitt aller Leistungen aus der Qualifikationsphase berechnet. "Unterricht gibt es also nur noch in den Prüfungsfächern, und das ist auch gut so."

Sorge bereiten Stichlmeyr dagegen die noch fehlenden Desinfektionsmittel, eigentlich sollen Spender an sämtlichen Eingängen aufgestellt werden. Trotz Anfrage habe sie bislang vom Sachaufwandsträger, also dem Landratsamt, noch keine Rückmeldung bekommen. Auch müssten noch andere Fragen geklärt werden, beispielsweise wie die Klassenzimmer mittags gereinigt werden können, bevor andere Schüler dort unterrichtet werden. "Das bleibt spannend", sagt Stichlmeyr.

Abstand, Desinfektion, Einteilung in Kleingruppen - die Schulen sind gut vorbereitet, sagen sie

Sie freue sich auf den kommenden Montag, sagt Andrea Bliese, Schulleiterin im Freisinger Camerloher-Gymnasium. "Die Schüler fehlen einem schon sehr." Gruppen mit maximal 15 Abiturienten zu organisieren, sei im Camerloher kein Problem. "Jeder Schüler hat maximal fünf Kurse. Selbst wenn wir Gruppen noch teilen müssten, wäre das unproblematisch", berichtet Bliese. In den Klassenzimmern könne man den geforderten Mindestabstand einhalten, auch sei dort kein Kurswechsel geplant. "Und Lehrer haben wir auch genügend." Auch Andrea Bliese wartet aber noch auf die notwendigen Mittel, die die Schule für die Hygienemaßnahmen benötigt. Die Desinfektionsmittel beispielsweise seien noch nicht da. "Aber ich bin mir sicher, dass das Landratsamt zeitnah reagieren wird." Wichtig sei, dass es nun weitergehe, sagt Bliese. Sie sei erleichtert, dass sich ihre Absolvia - 75 Schülerinnen und Schüler - nun intensiv auf das Abitur vorbereiten kann. "Wenn alles so läuft, wie geplant, können wir gut damit leben, das ist allemal besser, als kein Abi zu schreiben."

Auch Claudia Theumer, Leiterin am Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium in Moosburg, ist froh, am Montag wieder ihre Abiturienten zu sehen. "Der direkte Kontakt zwischen Schülern und Lehrern ist einfach wichtig. Das hat eine ganz andere Unterrichtsqualität", sagt sie. Alles sei vorbereitet: Die Räume im Gymnasium seien groß genug, das ganze Haus wurde bereits desinfiziert. "Wir können die Vorgaben einhalten", sagt sie. 74 Schüler stark ist die diesjährige Q 12, vier Mathe- und vier Deutschkurse gibt es. Die werden nun geteilt. Die Schüler seien während der vergangenen Wochen zwar sehr eng betreut worden, aber auch diese seien erleichtert, dass es nun wieder mit einem Präsenzunterricht losgeht, berichtet Theumer. "In der Schule geschieht ja mehr als nur die Vermittlung des Lernstoffes, Schule ist auch ein Lebensraum, die sozialen Kontakte sind wichtig." Die Öffnung bedeute, wieder ein Stück weit Normalität zu haben.

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"Das Abitur wird ein richtiges sein, kein Notabitur"

"Endlich geht es weiter. Wir haben unsere Schüler vermisst", sagt Nicole Storz, Leiterin am Freisinger Josef-Hofmiller-Gymnasium. Die Kurse werden auch am Joho geteilt, die Stunden doppelt gehalten. Das bedeutet, dass sich der Unterricht ziehen wird. Es wird keine gemeinsamen Pausen geben, jede Gruppe bleibt dafür in ihrem Zimmer. Raumprobleme gibt es am Joho keine, da ja nur die Schüler der Q 12 kommen, insgesamt sind es 86 Abiturienten. Auch Lehrer gebe es genügend. "Das Abitur kann durchgezogen werden - und es wird ein richtiges sein, kein Notabitur", betont Storz. Im Eingang werden Spender mit Desinfektionsmittel aufgestellt, das Gebäude wird häufiger geputzt. Storz hat, ohne dass es dafür eine Anweisung gab, Schutzmasken bestellt. Sicherheitshalber, wie sie sagt. "Es ist zwar nur ein Gebot, aber wir wollen dann nicht ohne dastehen und keine mehr bekommen."

Am Freisinger Domgymnasium werden etwa 70 Schüler unterrichtet werden. Der Schulleiter Manfred Röder ist mit seinem Lehrerteam schon seit Tagen am Planen, wie die Vorgaben erfüllt werden können. Maximal vier Kurse seien vor dem Lockdown parallel gelaufen, die werden nun alle geteilt, erklärt er. "Das heißt, dass wir acht Räume gleichzeitig bespielen. Das ist gut machbar." Was noch überlegt wird: Wie man die Schüler morgens in das Gebäude und mittags wieder heraus bringen kann. "Alle Schüler im Pulk geht nicht, das sind zu viele." Also müsse das in Gruppen passieren, da allerdings müsse mittags an den Schulbus gedacht werden, sagt Röder. "Organisatorisch zieht das einen Rattenschwanz nach sich." Wegen der Desinfektionsmittel und der Reinigung habe man Kontakt zum Landratsamt, "da glühen die Drähte".

Auch an der Freisinger Realschule Gute Änger laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. "Wir werden das gut hinkriegen", sagt Schulleiterin Andrea Weigl zuversichtlich. "In erster Linie freuen wir uns alle, dieser Schritt bedeutet eine große Erleichterung." Vier zehnte Klasse gibt es hier, 95 Schüler können ihren Abschluss machen. "Die Schüler können wir hervorragend verteilen, wir haben dafür ein perfektes Schulhaus", berichtet Weigl. Die Räume seien sehr groß und durch Glasscheiben getrennt, vier Quadratmeter für jeden Schüler seien kein Problem. Die Pausen werden in kleinen Gruppen und zeitlich versetzt gemacht. Auch Desinfektionsmittel gibt es bereits in ausreichender Menge, zudem können sich die Schüler in den Klassenzimmern die Hände waschen. In einigen Fächern fehlten zwar noch Noten, aber: "Wir werden einen fairen Umgang finden, bei der Notengebung bestehe die Möglichkeit, sich noch zu verbessern", betont Weigl. Die Zeit der Schulschließung sei für die Schüler schwierig gewesen. "Aber jetzt ist zumindest die Ungewissheit vorbei."

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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