E-Mobilität in Freising:Hohe Kosten für die Umrüstung

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Bei der Umstellung auf E-Mobilität gibt es einige Hürden: Die Stromnetze sind nach Auskunft der Freisinger Stadtwerke leistungsfähig, nicht aber viele Leitungen in Wohngebäuden. Im Einzelfall kann es deshalb teuer werden - das schreckt so manchen Interessenten ab.

Von Thilo Schröder, Freising

Ein E-Auto in Freising an der heimischen Ladesäule aufladen, das könnten prinzipiell alle, die das möchten. Zumindest, was die Netzkapazitäten anbelangt, heißt es von den Stadtwerken. Nur braucht es dafür vor Ort die nötige Infrastruktur, und diese einzurichten, könne teuer werden, sagt ein Sprecher. Gerade im Bestand seien die Leitungen oft nicht für die Ladeleistung ausgelegt und müssten aufgerüstet werden. Das schreckt manche Interessierte ab. Günstiger ist es deshalb, wenn gerade in großen Wohnanlagen möglichst viele Parteien zusammenlegen und damit in die Zukunft investieren.

In einer Wohnanlage im Freisinger Norden war zuletzt unter den Eigentümern darüber debattiert worden, alle rund 80 Stellplätze der zugehörigen Tiefgarage mit Ladestationen für Elektroautos auszurüsten, nachdem einzelne dies bereits für den eigenen Platz getan hatten. Darauf hieß es, dass in der Folge das Stromnetz in die Knie gehen könnte. Ist das Angebot nicht leistungsstark genug?

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Die Netze im Versorgungsgebiet seien durchaus leistungsfähig, sagen die Freisinger Stadtwerke dazu auf Nachfrage. Es müsse jedoch für ein solches Vorhaben ein entsprechender Anschluss eingerichtet werden, um die nötige Stromleistung zu gewährleisten, erklärt ein Sprecher. Bei drei Kilowatt Leistung pro Ladestation, in diesem Fall also in Summe 240 Kilowatt, entspräche das "dem doppelten der momentanen Leistung, die dort fürs Wohnen benötigt wird". Um diesen Mehrbedarf abzudecken, müsse die Anlage an den nächstliegenden Verknüpfungspunkt angeschlossen werden. Die Kosten dafür lägen auf Netzseite im "mittleren fünfstelligen Bereich, eher Richtung 100 000 Euro", schätzt der Sprecher.

Alle müssen mitmachen

Dazu kämen Kosten für die Installation auf Hausseite in "nochmals mindestens ähnlicher Größenordnung". Wichtig sei darum zu wissen, wie es um die Hausverkabelung bestellt sei, ob diese gegebenenfalls ertüchtigt werden müsse. Und wie viele Parteien sich im Falle einer größeren Wohnanlage beteiligen. "Wenn alle mitmachen, teilen sich die Gemeinkosten. In die Zukunft gedacht, wäre das die beste Lösung." Im Vergleich dazu verortet der Stadtwerke-Sprecher die Anschluss-Kosten für ein Einfamilienhaus im vierstelligen Bereich. "Wenn das solide gemacht ist, sind das 2500 bis 3000 Euro."

Gute Planung muss sein

"Es bedarf einer guten Planung", betont er mehrmals. "Die Begeisterung wird natürlich reduziert, wenn man für den Anschluss 200 Meter Straße aufgraben muss, da kommen Kupferkabel rein - das ist nicht günstig." Gerade bei Neubauten sei es sinnvoll, einen leistungsfähigen Stromanschluss von Anfang an mitzudenken. "Bei den aktuellen Wohnungspreisen müsste man eigentlich denken, dass so eine Elektroinstallation schon miteinbezogen wird."

Oft sei dies aber nicht der Fall und es müsse auch hier nachgerüstet werden. Die Stadtwerke selbst betreiben ebenfalls einige Stromtankstellen im Stadtgebiet, wie auch einzelne Banken, Tankstellen oder Lebensmittelmärkte. Zusammengenommen gebe es in Freising rund zwei Dutzend Ladestationen, schätzt der Sprecher, "tendenziell steigend".

Nachfrage hält sich in Grenzen

Die Nachfrage nach E-Autos - und damit Ladesäulen - hält sich insgesamt allerdings noch in Grenzen. Landkreisweit fährt gerade einmal ein knappes Prozent aller Fahrzeuge mit Strom. Das sei aber nur eine Momentaufnahme, sagt Moritz Strey, der Energiebeauftragte am Landratsamt Freising. Allein schon aus wirtschaftlichen Gründen werde es künftig viel mehr E-Fahrzeuge geben, versichert er.

Dann nämlich, wenn die Batteriepreise sinken - und gleichzeitig die Spritpreise hoch bleiben oder steigen. Und dann wird es vermutlich auch deutlich mehr Anfragen an die Stadtwerke geben von Privathaushalten, die sich Ladestationen in der heimischen Garage einrichten lassen wollen. Denn in Zukunft, so Strey, werde das "Tanken" privater E-Fahrzeuge hauptsächlich zu Hause oder beim Arbeitgeber geschehen.

Herausforderung für die Netze

Dass die Stromversorgung im Gebiet der Freisinger Stadtwerke dadurch künftig an ihre Grenzen kommen könnte, das glaubt der Sprecher nicht. Der Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur sei zwar "eine Herausforderung für die Netze, aber die können auch einiges". Und es bauten auch nicht alle parallel oder rüsteten nachträglich auf. Auch die Ladezeiten seien unterschiedlich.

© SZ vom 07.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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