Freisinger Musikprojekt:Mit Posaune im Kuhstall

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Karl Muskini spielt beim Projekt "RespecTier - Sounds of Landwirtschaft" für die Kühe im Biolandhof Braun in Dürneck. (Foto: Marco Einfeldt)

Freisinger Musiker um Karl Muskini geben ein außergewöhnliches Debüt: Auf dem Biolandhof Braun starten sie das Projekt "RespecTier - Sounds of Landwirtschaft" - und die Tiere muhen mit.

Von Melanie Katschko, Freising

Mitten im Kuhstall ertönt Musik. Die ganze Herde bewegt sich neugierig in Richtung der musikalischen Untermalung. Die Kühe scheinen beeindruckt zu sein von dem Spektakel. Einige stimmen sogar laut muhend mit ein. Die Musiker vom Projekt "RespecTier - Sounds of Landwirtschaft" haben am Donnerstag ein außergewöhnliches Debütkonzert auf dem Biolandhof Braun in Dürneck bei Freising gegeben. Gemeinsam gespielt haben dort Karl Muskini, Tanja Amelyanenka, Florian Mayrhofer und Stephan Treuter.

Der Musiker Karl Muskini hat das Projekt während des Corona-Lockdowns ins Leben gerufen. Er selbst hat in der Jugend lange in der Landwirtschaft gearbeitet. Später studierte er einige Semester Landwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising. Die Leidenschaft zum Posaunespielen brachte ihn letztlich jedoch dazu, ein Musikstudium zu absolvieren.

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Nun kann der Berufsmusiker beides miteinander verbinden. "Mein Herz schlägt immer noch für die Landwirtschaft", sagt Muskini. Mit dem "RespecTier"-Projekt sollen Stadt- und Landbevölkerung in einen Dialog treten, so sein Wunsch. Die Musik diene dabei als Vermittler. Denn vielen Menschen fehle der Bezug zur Landwirtschaft und ihren regionalen Produkten wie Milch, Eier oder Fleisch. Das Tier werde oft als ein würdeloser Produktionsfaktor angesehen, kritisiert der Musiker.

Das möchten Muskini und seine Band mit ihren Auftritten auf den Höfen ändern. "Es geht mir vor allem um die Wertschätzung des Tieres. Wenn ich einem Tier gegenüber dankbar bin, dann fühlt sich das Tier anders", glaubt er. Karl Muskini weiß, dass es auch anders funktionieren kann: "Ich habe zum Beispiel in einem landwirtschaftlichen Betrieb gearbeitet, da haben die Kühe zu Weihnachten einen Brotlaib vom Bauern geschenkt bekommen. Allein die Geste zählt. Es muss nicht jeder verstehen, aber es zeigt das Verhältnis zwischen dem Bauer und seinen Tieren."

Die Musikerin Tanja Amelyanenka zieht mit ihren Klängen die ganze Aufmerksamkeit auf sich. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Musikprojekt "RespecTier - Sounds of Landwirtschaft" soll aber auch die Wertschätzung gegenüber allen Musikern und der Kultur an sich verstärken. Gefördert wird es vom Musikfonds Berlin. Die Musikstücke dafür schreibt Karl Muskini selbst. Einige Proben finden auf den Weiden und in den Ställen statt. Die Band lässt sich dabei von Impulsen leiten.

"Wir schauen, wie die Tiere auf die Musik reagieren und entwickeln spezielle Kompositionen. Wir verpacken zum Beispiel ganze Tagesabläufe auf einem Hof in eine Komposition. Das Umfeld bietet uns die Inspirationen", sagt er. Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt am Donnerstag musste die Gruppe allerdings noch auf bekannte Stücke zurückgreifen, da ein Bandmitglied krankheitsbedingt ausgefallen ist.

In den nächsten Monaten sind weitere Konzerte auf verschiedenen Höfen rund um Freising geplant. Eines davon findet am 18. Juli in Lageltshausen statt. Auf dem Darschinger Hof treffen Mensch und Tier um 16 Uhr zusammen. "Alle Beteiligten erleben auf dem Hof einzigartige Sinneseindrücke mit den Augen, der Nase und den Ohren. Sie sind unmittelbar umgeben von den Tieren. Das wäre an einem anderen Ort gar nicht möglich", erklärt Vollblutmusiker Muskini.

Mit dem Musikprojekt "RespecTier - Sounds of Landwirtschaft" möchte die Band die Land- und Stadtbevölkerung in einen Austausch bringen. Die Wertschätzung gegenüber dem Tier soll im Mittelpunkt stehen. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 03.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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