Parken für Fluggäste:Teurer als das Flugticket

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Flug gebucht, Unterkunft reserviert, nun bleibt nur noch der Parkplatz: 120 Euro pro Woche kostet ein Stellplatz in der Nähe eines der Terminals am Münchner Flughafen. (Foto: Marco Einfeldt)

Laut einer Analyse hat der Flughafen München die teuersten Langzeitparkplätze unter den deutschen Airports. Das hat Folgen für die Reisenden - aber immerhin kaum noch für die Gemeinden, die inzwischen Maßnahmen ergriffen haben.

Von Francesca Polistina, Freising/Erding

Die Zeit der günstigen Flugtickets ist vorbei, die Zeit der günstigen Parkplätze eigentlich auch. Das Parken in der Nähe eines Terminals war ehrlich gesagt nie besonders günstig, doch auch da sind die Preise noch einmal gestiegen: Wer sein Auto während der Reise am Flughafen parkt, der zahlt aktuell teils mehr als für den Flug.

Das gilt umso mehr am Münchner Flughafen: Laut einer Analyse des Verbraucherschutzvereins Berlin/Brandenburg, der die Parkgebühren an 16 der größten deutschen Airports analysiert hat, kostet der günstigste Parkplatz in der Nähe eines der Terminals am Flughafen München selbst mit vorheriger Online-Reservierung über das offizielle Buchungsportal mindestens 120 Euro pro Woche - so viel wie nirgendwo sonst.

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Der Flughafen München ist der einzige der analysierten Flughäfen, an dem pro Woche dreistellige Beträge für den günstigsten Parkplatz in Terminalnähe gefordert werden. Durchschnittlich liegt der Preis laut der Untersuchung bei 56,61 Euro. Selbst in Frankfurt, Deutschlands größtem Airport, gibt es den günstigsten Parkplatz für 90,1 Euro pro Woche - also etwa 30 Euro weniger als in München. Am preiswertesten ist das Parken in Dresden, wo man bei einer frühzeitigen Reservierung nur 15 Euro bezahlt.

Der Flughafen München ist der einzige der analysierten Flughäfen, an dem pro Woche dreistellige Beträge für den günstigsten Parkplatz in Terminalnähe gefordert werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Berücksichtigt wurden für die Analyse die günstigsten Parkplätze, die höchstens 750 Meter vom nächstgelegenen Terminal entfernt sind. Was das Abholen und Bringen in der sogenannten Kiss&Fly-Zone angeht, da ist der Flughafen München hingegen gar nicht so teuer und bleibt sogar unter dem Durchschnitt von 14,72 Euro: So kosten dort 60 Minuten Parken in den Vorfahrten zwölf Euro. Frankfurt verlangt für diesen Zeitraum 15 Euro, Stuttgart für 30 Minuten sogar 40 Euro.

Im Januar wurden die Parktarife erhöht

Wer den Münchner Flughafen mit dem eigenen Auto erreichen will und Geld sparen möchte, der sollte also frühzeitig einen Parkplatz reservieren. Oder Zeit einplanen und das Auto außerhalb des Flughafens abstellen. Die offiziellen "Economy-Parkplätze", die für eine Woche 99 Euro kosten, befinden sich etwa drei Kilometer vom Terminal entfernt und sind mit Bus oder S-Bahn angebunden. In Oberding, Eitting und in anderen nahegelegenen Gemeinden gibt es Parkservice-Unternehmen, die einen Transfer anbieten und - je nachdem, ob man auf dem Hof oder in der Garage parkt - pro Woche zwischen 60 und 90 bis 100 Euro verlangen.

Auf Anfrage der SZ sagt ein Sprecher des Flughafens München, dass die Parktarife zuletzt zum 1. Januar 2023 angehoben wurden. Die Erhöhung bewegte sich zwischen acht (Vorfahrten) und elf Prozent (Economy Bereich) und "damit im Rahmen der allgemeinen Preisentwicklung sowie der Anpassungen anderer Verkehrsträger", wie der Sprecher sagt. Er weist daraufhin, dass in den Pandemie-Jahren keine Parktariferhöhungen vorgenommen wurden - was allerdings nichts an der Tatsache ändert: Es war schon teuer. Und es wurde noch teurer.

"Lang mit dieser Problematik konfrontiert"

Hat das Folgen? Wenn man in den Gemeinden im Umland fragt, ob sich die hohen Preise auf das lokale Parkaufkommen auswirken, hört man immerhin meistens eine Antwort: eher nicht. Oder besser: nicht mehr. Denn die meisten Verwaltungen haben inzwischen Maßnahmen ergriffen.

"In Hallbergmoos waren wir lang mit dieser Problematik konfrontiert", teilt zum Beispiel die Geschäftsleiterin Katrin Liebig mit. Insbesondere durch den S-Bahnanschluss wurden viele Reisende "kreativ", wie sie sagt. Inzwischen sei aber das Langzeitparken auf den öffentlichen Parkflächen in Hallbergmoos, wie es für viele Reisende praktisch wäre, nicht mehr möglich. So auch in Neufahrn: Zwar kommt es vereinzelt immer wieder vor, dass Fluggäste ihr Fahrzeug irgendwo abstellen, aber durch die Einführung und die sukzessive Ausweitung der Bewohnerparkzonen habe sich die Situation deutlich verbessert, sagt Steffen Ratajszak von der Verwaltung.

Auch die Pressesprecherin im Freisinger Rathaus, Christl Steinhart, sagt, dass "konkrete Problem- oder gar Brennpunkte" der Stadt aktuell nicht bekannt sind, obwohl man nicht ausschließen könne, dass Fluggäste auch in Freising ihre Fahrzeuge auf kostenfreien Parkplätzen oder an Straßenrändern abstellen, wie übrigens manche Anwohner vermuten. Laut Reinhard Huber, Bürgermeister in Eitting, kommt das Problem inzwischen nur noch "vereinzelt" vor. Die hohen Parkpreise betreffen offenkundig also eher die Reisenden und weniger die Gemeinden. Immerhin.

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