Seniorenzentren im Landkreis:Wiedersehen hinter Masken

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Ein Zelt mit Trennwand stellt man vor dem Seniorenzentrum in der Rotkreuzstraße für die Besuche auf, dazu gibt es eine Plexiglas-Kabine. (Foto: Marco Einfeldt)

Ab diesem Samstag dürfen Bewohner von Altenheimen wieder besucht werden. Zwar mit Auflagen, aber persönlich. Teils haben Seniorenzentren schon vorher Möglichkeiten zum "Fensterln" geboten, wenn der Kummer zu groß war.

Von Gudrun Regelein, Freising

Zwar mit Mindestabstand, Maske und falls möglich im Freien, aber zumindest wieder persönlich: Von diesem Samstag an dürfen Altenheimbewohner wieder besucht werden. Die Entscheidung sei sehr zu begrüßen, sagt Björn Kummerow-Fuchs, Leiter des Seniorenzentrums Freising an der Rotkreuzstraße. Viele Wochen lang bestand ein striktes Kontaktverbot, das für viele der zum Teil hochbetagten Bewohner und auch für deren Angehörige "sehr einschneidend" gewesen sei.

Er habe schon mit einer Lockerung gerechnet und bereits in der vergangenen Woche ein Zelt bestellt, berichtet Kummerow-Fuchs. Das soll an diesem Freitag kommen und wird dann vor dem Haupteingang aufgebaut. Im Zelt wird eine Trennwand installiert: So können sich die Senioren und ihre Besucher sehen und in aller Ruhe unterhalten, eine Ansteckungsgefahr aber bestehe nicht. Außerdem wird im Seniorenzentrum eine Plexiglas-Kabine mit Trennwand aufgestellt, dort können diese Treffen dann bei schlechtem Wetter stattfinden. Nach jedem Besuch wird natürlich alles gründlich desinfiziert.

Kummerow-Fuchs erwartet sich für das Wochenende mit dem Muttertag am Sonntag einen großen Andrang. Deshalb wurden alle Angehörigen bereits angerufen und mit ihnen Termine ausgemacht. 15 Minuten Zeit bekommt jeder, bei 145 Bewohnern gehe es nicht länger. "Logistisch bedeutet das alles für uns einen wahnsinnigen Aufwand", sagt der Heimleiter. Alleine vier bis fünf Mitarbeiter werden am Wochenende am Empfang sein.

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Körperlicher Kontakt ist für die alten Menschen sehr wichtig - aber zurzeit auch riskant

Die Lockerung bedeute eine Erleichterung für alle, sei aber kein großer Schritt, sagt Kummerow-Fuchs. Eigentlich wäre für die alten Menschen körperlicher Kontakt wichtig. Diese Nähe aber ist und werde wahrscheinlich auch noch für eine längere Zeit nicht möglich sein. "Das ist viel zu riskant." Dennoch ist er froh über die Entscheidung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, für Altenheimbewohner eine feste Kontaktperson unter strengen Schutz- und Hygieneauflagen wieder zu erlauben, "denn damit werden Kontakte offiziell legitimiert." Bereits seit einiger Zeit können sich im Seniorenzentrum Bewohner und deren Angehörige zumindest kurz sehen und sprechen - getrennt durch eine Glasschiebetür.

Die strikten Schutzmaßnahmen der vergangenen Wochen hält Veronika Waskabovich, Leiterin des Vitalis Senioren-Zentrum Corbinian Freising, für absolut notwendig. "Die werden wir auch beibehalten müssen." Ein Ausbruch des Corona-Virus in ihrem Heim mit 88 Senioren wäre eine Katastrophe, sagt sie. Aber sie versteht natürlich auch die Bewohner und die Angehörigen, die teilweise sehr darunter leiden, sich nicht mehr sehen zu können. Sie hat sich deshalb in den vergangenen Wochen gemeinsam mit ihrem Team einiges einfallen lassen. Neben den Videotelefonaten, die auf übergroßen Smartphones laufen, konnten sich Angehörige und Bewohner auch kurz sehen und unterhalten. Im Senioren-Zentrum nämlich gibt es einen Innengarten. Dorthin konnten Angehörige - immer nur einzeln - kommen und mit dem Bewohner, der an seinem Zimmerfenster stand, sprechen. Möglich ist dies auch am "Kontaktfenster", das täglich von 14 bis 16 Uhr geöffnet hat. Auf der einen Seite steht der Angehörige, auf der anderen der Senior. Beide müssen Schutzmasken tragen, nach 15 Minuten Gespräch ist Schluss. Danach werden Fenster und Fensterrahmen desinfiziert und die Nächsten sind an der Reihe. Bei Patienten, die nicht mehr laufen können, fährt man das Bett zum Kontaktfenster. Sich zu sehen und zu unterhalten sei wichtig - für die alten Menschen, aber auch für die Angehörigen. Die Wochen, als gar keine Besucher mehr kamen, seien für die Bewohner sehr schlimm gewesen. "Das war schwierig zu erklären."

Seit einer guten Woche dürfen auch wieder Besucher in den Awo-Seniorenwohnpark in Moosburg kommen. "Auf Abstand", betont Leiterin Carla Streifeneder. Der Leidensdruck unter den knapp 100 Bewohnern wurde zu groß. Im Garten baute man deshalb einen Besucherpavillon auf, der Bewohner stand am Fenster im Gebäude. Kontakte gab es zwar auch in den Wochen zuvor, es wurde viel telefoniert oder Angehörige gaben kleine Geschenke wie Süßigkeiten und Blumen ab. "Aber natürlich ist es etwas anderes, wenn man sich sieht und miteinander sprechen kann", so Streifeneder. Die Senioren hätten auf das Besuchsverbot unterschiedlich reagiert, viele hätten Verständnis gezeigt und gesagt, dass es notwendig sei. Daneben gab es aber auch solche, die die gewohnten Besuche sehr vermissten. "Wir tun unser Bestes, um alle aufzufangen und auf die sozialen Bedürfnisse einzugehen." Da die Gruppenangebote wegfallen, habe man die Einzelbetreuung intensiviert. "Wir haben versucht, eine Normalität aufrecht zu erhalten." Ob die Lockerung nun gut ist? Dazu mag Streifeneder noch nichts sagen. "Wir werden das natürlich umsetzen, aber was das für Folgen haben wird, weiß ich nicht."

© SZ vom 08.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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