"Blauchlichtgespräch" in Freising:Nachwuchssorgen bei der Feuerwehr

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Heftige Unwetter mit extremen Regenfällen häufen sich. Die Schäden an Häusern und in Wohnräumen sind teils enorm (Foto: Marco Einfeldt)

Die Jugendarbeit ist aufgrund der Pandemie in den vergangenen Monaten brach gelegen, der Kontakt abgebrochen. Kreisjugendwart Roman Bittrich befürchtet deshalb, dass viele nicht bei der Stange geblieben sind - und bittet um Unterstützung der Politik.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Die Pandemie hat auch die Feuerwehren im Landkreis Freising vor große Herausforderungen gestellt. Das wurde am Donnerstabend beim jährlichen Blaulichtgespräch des CSU-Landtagsabgeordneten und Staatskanzleichefs Florian Hermann mit Vertretern der Landkreis-Feuerwehren im Weihenstephaner Bräustüberl klar. Viele Übungen, Lehrgänge und andere Veranstaltungen konnten nicht stattfinden, die komplette Jugendarbeit lag sozusagen brach, die so wichtigen Nachbesprechungen nach belastenden Einsätzen waren nicht möglich. Und über allem lag die Angst, sich bei einem Einsatz selbst mit dem Virus zu infizieren. "Es war wirklich ein sehr anspruchsvolles Jahr", sagte Kreisbrandrat Manfred Danner.

Was den Feuerwehren ganz aktuell große Sorge bereitet, ist die Nachwuchsarbeit, weil im Pandemiejahr der Kontakt zu den Jugendlichen abgebrochen ist. Viele Jugendangebote hatten abgesagt werden müssen und hätten, wenn überhaupt, nur digital stattfinden können. Doch wenn die Jugendlichen merkten, es passiere nichts, dann verlören sie schnell das Interesse. "Die müssen wir uns jetzt wieder zurückholen", sagte Kreisjugendwart Roman Bittrich.

"Wir brauchen jetzt unbedingt Planungssicherheit"

350 Jugendliche seien zuletzt im Landkreis Mitglieder bei den Feuerwehren im Landkreis gewesen. "Ich bin gespannt auf die neuen Zahlen, das werden wohl weniger sein", befürchtet er. Sein Wunsch an die Politik in diesem Fall: "Man soll uns jetzt bitte nicht die Zuschüsse für Jugendveranstaltungen kürzen, nur weil wir im vergangenen Jahr nicht so viel dafür ausgegeben haben", so Roman Bittrich. Und weiter: "Wir brauchen jetzt unbedingt Planungssicherheit".

Auch das Thema Impfen steht bei den Landkreis-Feuerwehren im Fokus. Bei einigen Feuerwehren seien fast alle Mitglieder bereits zweifach geimpft, bei anderen teilweise nur 50 Prozent, sagte Kreisbrandrat Manfred Danner. "Je nach Einstellung eben, wenn das jemand partout nicht will, dann kann man ihn eben auch nicht zwingen."

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"Ein Keller nach dem anderen lief voll, auf einmal hieß es, 'wir saufen hier ab in Au'."

Hilfreich sei aber gewesen, dass im April die Priorisierung für Rettungskräfte geändert worden sei. Seitdem habe sich die Impfquote erhöht. Auch spontane Sonderimpfaktionen seien für die Feuerwehrkräfte kurzfristig organisiert worden. "Wir haben eines Morgens erfahren, dass 400 Impfdosen zur Verfügung stehen, bis zum Abend hatten wir die alle verimpft", erzählte Danner.

Womit die Feuerwehr in der Zukunft rechnet, sind vermehrt Einsätze bei Starkregen-Ereignissen wie zuletzt im Norden des Landkreises Freising. Dort war lokal begrenzt in kurzer Zeit sehr viel Wasser vom Himmel gekommen. "Ein Keller nach dem anderen lief voll und auf einmal hieß es, wir saufen hier ab in Au", schilderte Danner die Lage.

Man hofft, dass das geplante Katastrophenschutzzentrum bald gebaut wird

Wichtig sei in einem solchen Fall die rasche Materialversorgung beispielsweise mit gefüllten Sandsäcken. Derzeit sei die Ausrüstung der Feuerwehren über den gesamten Landkreis verteilt, sagte Manfred Danner. Darum hoffe man, dass das geplante Katastrophenschutzzentrum, das am Kammermüllerhof zwischen Freising und Flughafen entstehen soll, bald gebaut werden kann. Dort könnte man das gesamte Material dann zentral lagern und müsse nicht, wie zuletzt in Tegernbach geschehen, den Sandkasten des örtlichen Kindergartens nach einem Starkregen-Ereignis leeren. Derzeit sei der Bauantrag für das geplante Katastrophenschutzzentrum in Arbeit, er solle bald der Stadt Freising vorgelegt werden. Das Landratsamt erarbeite überdies eine Machbarkeitsstudie.

Als Herausforderung sieht die Feuerwehr auch die zunehmende E-Mobilität. Wenn ein solches Fahrzeug in Brand gerate, wie zuletzt bei einer Autofirma in Eching, werde das zu einem echten Problem. "Die Batterie mit den vielen Zellen ist sozusagen ein kleines Kraftwerk und das flammt im Brandfall immer wieder auf. Man braucht dann sehr viel Löschwasser und muss ein solches Fahrzeug in eine mit Wasser befüllte Mulde setzen und zwei Tage lang runterkühlen", erläuterte das Kreisbrandinspektor Helmut Schmidt aus Eching. Auf dem Land sei das ja noch denkbar, "aber was machen wir, wenn das auf der Autobahn passiert, wo bekommen wir da so viel Löschwasser her?", fragte er.

© SZ vom 04.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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