Planung für Windrad:Dietersheimer fühlen sich übergangen

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Garchinger Pläne zum Ausbau der Windenergie stoßen bei den Nachbarn auf wenig Gegenliebe.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Ein 250 Meter hohes Windrad im Vorgarten - und niemand wird gefragt? Im Echinger Gemeindeteil Dietersheim herrscht massive Empörung über die Nachbarstadt Garching, die ein Leitplanverfahren für eine Windkraftanlage unmittelbar an der Gemeindegrenze eingeleitet hat, ohne Dietersheim im Geringsten einzubeziehen. In einer spontanen Unterschriftenaktion fordern nun 548 Dietersheimer, ausreichend informiert und in die Entwicklungsprozesse eingebunden zu werden.

"Dietersheim fühlt sich extrem übergangen", sagte Gemeinderätin Heike Krauß (CSU), die zusammen mit Kollegin Lena Haußmann (Grüne) und Alexander Bohmann am Dienstag die Unterschriften an den Echinger Bürgermeister Sebastian Thaler übergab. Es müsse "in nachbarschaftlichem Umgang ein Konsens gefunden werden", forderte Krauß. Dietersheim müsse "den Standort demokratisch mitbestimmen".

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Die geplante Windenergieanlage soll 165 Meter hoch werden und mit den Rotorflügeln eine Gesamthöhe von rund 250 Meter erreichen. Sie könnte laut Planunterlagen rund 4000 Haushalte mit "grünem Strom" versorgen. Der Abstand zur nächsten Bebauung in Garching beträgt etwa 1000 Meter, zum nördlich gelegenen Dietersheim sind es gut 1500 Meter.

Die Ortsenwicklung werde beeinträchtigt, so die Befürchtung

Vor allem aber werde die vorwiegend nach Süden orientierte Ortsentwicklung von Dietersheim dadurch massiv beeinträchtigt, fürchten Krauß und Haußmann in ihrem gemeinsamen Begleitschreiben: "Ein derart langfristiges Projekt sollte auch unter dem Aspekt der Entwicklungsmöglichkeiten der nächsten Jahrzehnte betrachtet werden". Dazu gehöre "ein konstruktives, objektives und nachbarschaftliches Miteinander".

Die Unterschriften seien "eher für den Garchinger Kollegen", sagte Echings Bürgermeister Sebastian Thaler bei der Übergabe. Auch er rügte, dass die Nachbarstadt da "sehr schnell vorgeprescht" sei. Es wäre aber "schon sehr wichtig, das gemeinsam anzugehen". Denn generell werde der Ausbau der erneuerbaren Energien wie der Windenergie "von der Gemeinde Eching durchaus begrüßt, um das Ziel der regenerativen Energieerzeugung und damit der Energiewende zu schaffen", betonte Thaler in einer dazu verfassten Stellungnahme. Dennoch erscheine "der geplante Standort diskussionswürdig, da er mindestens die bereits in Planung befindliche Ortsentwicklung Dietersheims in Richtung Südwesten einschränken könnte".

Es sollten daher im Verfahren alternative Standorte geprüft werden, die eine geringere Beeinträchtigung der heutigen und der künftigen Siedlungsentwicklung mit sich bringen. Es gäbe auch "deutlich besser geeignete Standorte mit einem größeren Abstand zur Wohnbebauung und einem höheren Windaufkommen", glaubt der Bürgermeister.

"Das 'Wie' der Windkraft betrifft nicht nur die Stadt Garching"

Krauß sagte, die Standortfrage könne nicht ernsthaft dadurch vorweggenommen werden, "weil der Investor da bereits ein Grundstück besitzt". Die Dietersheimer müssten nun "aktiv in die Planungen einbezogen werden, auch um die Akzeptanz vor Ort zu stärken und Ängste abzubauen", fordern Krauß und Haußmann: "Das 'Wie' der Windkraft betrifft nicht nur die Stadt Garching". Man müsse "Lösungen finden, die die Belange der Nachbargemeinde besser berücksichtigen".

Thaler sagte zu, dass in der Gemeinderatssitzung im Februar das Projekt vorgestellt werde. Nächster formeller Schritt durch Garching sei eine artenschutzrechtliche Prüfung, die sich über etwa ein Jahr hinziehe. Sobald dem Echinger Rathaus detaillierte Informationen und Gutachten zu Naturschutz, Schattenwurf oder Schallimmission vorlägen, werde man die "kritisch prüfen und eine Stellungnahme abgeben". Die Gemeinde werde "die Interessen der betroffenen Dietersheimer bestmöglich vertreten", versicherte der Bürgermeister.

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