Christlich Soziale Union:Der Staatsminister

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Der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien, Florian Herrmann. (Foto: Joerg Koch/Bayerische Staatskanzlei)

Florian Herrmann ist in der CSU hoch angesehen. In seinem Stimmkreis Freising muss er sich diese Anerkennung wegen der Startbahndebatte immer wieder erkämpfen.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Florian Herrmann lässt sich auf den Stufen der geöffneten Moosach ein Eis schmecken, dann sieht man ihn im Gespräch mit einem Restaurantbetreiber in der Innenstadt. Er spaziert durch den Freisinger Weltwald oder durch einen Hopfengarten. Er erzählt, dass er auch gerne Mal mit seiner Frau mit dem Rad durch die Gegend fährt. Man sieht ihn im Kreise seiner Familie am Kaffeetisch, am Klavier und im Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg. Dort blickt er aus dem Fenster und lässt den Blick schweifen über die Stadt Freising, in der er sich verwurzelt fühlt.

Diesen Eindruck vermittelt das aktuelle Wahlkampfvideo von Florian Herrmann via Youtube. Abgesehen davon, dass nicht bekannt ist, dass Florian Herrmann in den vergangenen Monaten überhaupt einmal Eis essend auf den Stufen der Moosach gesessen wäre, weil er dafür wohl auch gar keine Zeit hatte, nimmt man ihm dieses Heimatgefühl ab. Dass er sich für Wohl der Landkreisbürger im Landtag einsetzt, ebenfalls.

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Herrmann wurde 1971 in Kelheim geboren, aber er lebt mittlerweile schon lange in Freising. Er hat das Freisinger Dom-Gymnasium besucht, studierte Jura in München, Frankfurt, Bonn und Pennsylvania und gründete in Freising eine Anwaltskanzlei. Die Tätigkeit dort hat er niedergelegt, seit ihn Markus Söder 2018 als Leiter der Staatskanzlei ins Kabinett berufen hat. 2002, mit gerade 31 Jahren, war er schon Landratskandidat. Gegen den Amtsinhaber von den Freien Wählern holte er immerhin 35 Prozent der Stimmen. Kurz darauf wurde er CSU-Ortsvorsitzender, später Kreis-Chef und 2008 als Nachfolger von Otto Wiesheu Landtagsabgeordneter. Als Leiter der Staatskanzlei obliegt ihm die Koordination der Regierungsarbeit innerhalb der Koalition. Außerdem ist er als Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien für die Vertretung des Freistaats im Bundesrat verantwortlich sowie für die Medienpolitik in Bayern. Er war außerdem Leiter des Corona-Krisenstabs.

Herrmann gilt als die rechte Hand von Markus Söder. Vermutlich ist er auch die linke, denn Bayerns Ministerpräsident versäumt es bei seinen Auftritten im Landkreis Freising nie, Florian Herrmann in den höchsten Tönen zu loben. "Wenn mir mal wieder was eingefallen ist, den Florian Herrmann, den kann ich immer anrufen, auch morgens früh um sieben", erzählte Söder zu Jahresbeginn, als er der Gastredner beim 40. CSU-Jahresempfang war.

Eine beachtliche Karriere, wenn da nicht die Sache mit der dritten Startbahn wäre. Die ist der ständige Begleiter seiner politischen Laufbahn. Zwar hat er stets beteuert, er sehe keinen Bedarf für die dritte Startbahn und werde sich immer dafür einsetzen, dass sie nicht gebaut werde. Doch es ist ihm nie gelungen, die Startbahngegnerinnen und Startbahngegner davon restlos zu überzeugen. Sie hätten sich gewünscht, nur einmal, dass Herrmann bei den vielen Demonstrationen in Freising und auch in München gegen die Startbahn neben Christian Magerl in der ersten Reihe vorne weg marschiert wäre. Das hat Herrmann nie getan.

Die Aktivisten und Aktivistinnen von "Aufgemuckt" sind Florian Herrmanns ständige Begleiter. Auch zuletzt in Moosburg. (Foto: Marco Einfeldt)

Egal, welchen CSU-Politstar Herrmann darum für einen Besuch im Landkreis Freising gewinnen konnte, Markus Söder oder Horst Seehofer: Immer musste er die Plakate mit den Aufschrift "Heimatzerstörer" ertragen. Immer wurden seine Gäste vom Trillerpfeifenprotest empfangen, in den Hochzeiten des Protests rollten die Aktivisten sogar mit einem Lärmgenerator an, der das Dröhnen von Flugzeugturbinen simulierte. Nicht schön. Florian Herrmann ertrug das immer stoisch, blieb höflich und wechselte immer ein kurzes Wort mit den Prostierenden. Dass man in einer Demokratie auch die Meinung des anderen aushalten muss, das weiß Florian Hermann.

Anerkennung im eigenen Stimmkreis muss er sich immer erkämpfen

Das Thema Startbahn ist der Grund dafür, dass sich Florian Herrmann die Anerkennung, die er zu recht in der CSU genießt, in seinem Stimmkreis Freising immer wieder erkämpfen muss. 27,4 Prozent erreichte er bei der Landtagswahl 2018 - gut zehn Punkte weniger als fünf Jahre zuvor und nur rund drei mehr als der junge Grüne Johannes Becher. Bei der Landtagswahl 2013 waren es noch 38,8 Prozent. Etwas unglücklich agierte Herrmann jetzt im Wahlkampfendspurt, als er in seiner Wahlbroschüre die Startbahn beerdigte, obwohl das Baurecht dafür nach wie vor besteht und er für seine Idee, Solarpanele auf der Fläche für die geplante Trasse zu bauen, Anleihe bei den Freien Wählern nahm. Ob das Folgen hat, wird man sehen.

Die Freisinger SZ hat alle Direktkandidaten und -kandidatinnen zur Landtagswahl porträtiert. Alle Texte können auf der Ressortseite gelesen werden .

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