Die größte Freiflächen-Fotovoltaikanlage Deutschlands könnte vor den Toren Freisings entstehen. Jedenfalls dann, wenn es Florian Herrmann (CSU), Staatsminister und Stimmkreisabgeordneter aus dem Landkreis Freising, gelingt, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Diese besagen, links und rechts der Staatsstraße 2084, über welche eine dritte Startbahn verlaufen könnte, Solarpanele aufzustellen.
Diese könnten entweder den Strombedarf von 85 000 Haushalten oder der Hälfte des Münchner Flughafens abdecken. Kritik kommt von den Freien Wählern im Landkreis Freising. Sie nennen die Idee eine "Nebelkerze des Ministers" und bezichtigen Herrmann in einer Stellungnahme, eine Idee ihrer Gruppierung gekapert zu haben. Deren entsprechender Antrag war im März 2022 im Kreisausschuss abgelehnt worden.
Herrmann erteilte am Sonntag bei einer Pressekonferenz zum Thema "MUC solaris - Solar statt Startbahn" der Flughafenerweiterung erneut eine Absage. Dies geschieht vor dem Hintergrund, in Bayern so schnell wie möglich die Produktion von Erneuerbaren Energien aus Fotovoltaik zu verdreifachen. Zu diesem Zweck hat er sich Profis aus der Memodo GmbH und der Emondo GmbH an Bord geholt, um das Projekt durchplanen zu lassen. "Ist es eine Schnapsidee oder kann man das machen?", lautete der Auftrag an die Experten und Expertinnen der Solarspezialisten.
So sehen die Pläne von Florian Herrmann und seinem Expertenteam aus. Auf der Hälfte der Fläche einer dritten Startbahn sollen Fotovoltaikanlagen entstehen.
(Foto: privat/Kasper Communications GmbH)220 der 530 Hektar großen, für den Bau dritten Startbahn vorgesehenen Fläche sollen "mit Sachverstand" mit Fotovoltaik belegt werden. Diese könnte pro Jahr 212 Gigawatt sauberen Strom erzeugen. "Eine charmante Idee", sagte Hermann, der diesen Vorschlag nicht als Staatsminister sondern als Stimmkreisabgeordnete macht. Sonst werde diese Fläche einfach zubetoniert. Es sei ein faszinierender Gedanke, dort "Strom für enorm viele Leute" zu erzeugen, wo eigentlich Flugzeuge starten und landen sollen. "Für die dritte Startbahn ist dann kein Platz mehr." Tobias Schmitt, Geschäftsführer der Emondo GmbH, sagte, dass genügend Platz, etwa für Ausweisung von Biotopen sei. Schmitt hat selber ein vitales Interesse an der Verwirklichung der Idee, denn er wohnt in Attaching.
Bis die Solaranlagen tatsächlich stehen, werden noch viele Flugzeuge im Erdinger Moos starten und landen. Die Planer rechnen mit mindestens drei, wahrscheinlich aber eher mit fünf Jahren. Es gilt, rechtliche Hürden zu nehmen, eventuell eine Änderung des Planfeststellungsbeschlusses oder eine Ausnahmeregelung. Aus Herrmanns Sicht ist zunächst einmal die Flughafen München Gesellschaft zuständig. Er betont, seine Idee absichtlich nicht in seine Wahlkampfbroschüre aufgenommen zu haben. Erst sollte die technische Machbarkeit überprüft werden.
"Der Staatsminister geht mit einer Idee der Freien Wähler hausieren."
Die Freien Wähler sind indes über die Präsentation der Hermannschen Pläne verwundert. "Der Staatsminister geht kurz vor der Landtagswahl mit einer Idee der Freien Wähler hausieren und verkauft das als großen Wurf, um die Debatte um die dritte Startbahn endgültig zu beenden", erklärt Rainer Schneider, der FW-Fraktionschef im Kreistag, im Vorfeld der Pressekonferenz. Er erinnert daran, dass die Kreistagsfraktion der Freien Wähler im März 2022 den Vorschlag eingebracht hatte, auf den Flächen, die für eine dritte Bahn vorgesehen waren, eine große Fotovoltaikanlage zu errichten. Die Idee geht auf Michael Hobmeier, Bürgermeister von Hörgertshausen, zurück.
Die CSU-Fraktion habe den Antrag im Kreisausschuss als "Gigantismus" und "Wahnsinn" abgelehnt, erinnert Schneider. Auch Grüne, SPD und FDP stimmten dagegen. Dass Herrmann die Idee nun eine Woche der Wahl als seine eigene präsentiere, sei schon sehr verwunderlich, erklären Schneider, Benno Zierer und Hobmaier unisono. Herrmann sagte auf Nachfrage, der Antrag der Freien Wähler sei ihm nicht präsent gewesen. Wie dem auch sei: Er habe nicht irgendwas in den Raum stellen wollen, sondern wollte es fachlich geprüft haben, bevor er an die Öffentlichkeit gehe.