Sportler im Landkreis Freising:Zurück in die Normalität

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Allmählich kehrt bei den Sportlern ein wenig Alltag ein. Auf dem Golfplatz in Tegernbach wird wieder abgeschlagen. Beim TC Blau-Weiß Neufahrn haben die Tennismannschaften das Training aufgenommen.

Von Laura Dahmer, Freising

Während in der Fußball-Bundesliga die Saison fortgesetzt wird, müssen andere Mannschaftssportarten und der Amateurbereich weiter warten. Dafür wird an Golfplätzen wieder abgeschlagen, Außenwände der Kletterhalle werden erklommen und auf den Laufbahnen der Sportplätze sprinten die Leichtathleten. Der 11. Mai war der Stichtag für Individualsportler. "Wir haben ein Stück Normalität zurückbekommen", wie Gerd Christophersen vom TC Blau-Weiß Neufahrn sagt.

Golf

Freut sich über erste Lockerungen: Andreas Zeising, Manager der Golfanlage Holledau. (Foto: Johannes Simon)

Schon Wochen vorher war Andreas Zeising bereit und wartete ungeduldig auf das grüne Licht der Staatsregierung. Der Rasen war gemäht und bewässert, die Bäume daneben gestutzt. Auch ein Plan lag vor, wie die Wiedereröffnung ablaufen könnte. Am 11. Mai war es dann soweit, und Zeising musste den Plan nur in Teilen umsetzen - denn mittlerweile ist mehr erlaubt, als er zuvor angenommen hatte.

"Eigentlich sollten unsere Gäste erst unmittelbar vor ihrer Startzeit aufs Gelände kommen und danach sofort wieder gehen", sagt der Manager der Golfanlage Holledau. In Zweier- statt in Viererflights sollte gespielt werden, Gaststätte und Shop zubleiben. Jetzt dürfen die Golfspieler doch zu viert über den Platz laufen und sich danach auf der Terrasse des Golfclubs ein Bier genehmigen.

"In den ersten Tagen war der Zulauf noch nicht so groß, aber das Wetter war auch schlecht", berichtet Andreas Zeising. Gerade an den sonnigen Wochenendtagen sei mittlerweile wieder einiges los. Noch ist es eine vorsichtige Normalität: "Kurse finden gerade noch nicht statt, das Jugendtraining wollen wir erst Mitte Juni wieder hochfahren." Seine eigene Jugend konnte Zeising aber immerhin schon wieder mit auf den Platz nehmen. "Mit meinen zwei Söhnen habe ich kürzlich eine Neun-Loch-Runde auf dem Akademieplatz gespielt", erzählt der Vater. "Das hat riesig Spaß gemacht."

Tennis

Der Tennisspieler Maximilian Homberg. (Foto: Andreas Gebert)

Maximilian Homberg hat sein Training zu hundert Prozent wieder hochgefahren. Der 17-Jährige möchte mal nach Wimbledon, steht aktuell auf Platz sieben der deutschen Rangliste seiner Altersklasse und besucht im Rahmen des Eliteförderprogramms ein Privatgymnasium in der Nähe von Mannheim. Mit der Corona-Krise kam seine bisher längste Tennispause. Seiner Leistung, sagt er, hat das nichts gemacht. "Im Gegenteil: Sonst besteht das Training aus viel mehr Tennis, die letzten Monate habe ich mich dagegen auf die Fitness konzentriert." Jetzt steht der junge Freisinger wieder jeden Tag auf dem Platz. Im Deutschen Nationalkader veranstalten sie untereinander kleine Turniere, um trotz fehlender offizieller Termine den Wettbewerbsgedanken aufrechtzuerhalten. Homberg, der nächstes Jahr seinen ersten Grand Slam der Junioren spielen will, ist froh darüber, so ein wenig Turniercharakter in seinen Alltag zurückzubekommen.

Auch in den Freisinger Tennisvereinen läuft der Betrieb langsam wieder an. Beim TC Blau-Weiß Neufahrn trainieren alle Mannschaften wieder, in Vierergruppen allerdings. Mitte Juni soll die Saison fortgesetzt werden. "Einen Tag nach der Wiedereröffnung waren alle unsere Plätze voll", sagt der Vorsitzende Gerd Christophersen. Etwas zurückhaltender läuft es bei der kleineren Tennisabteilung des SC Freising. Dort gibt es nur zwei Plätze, die ausschließlich per Online-Platzbuchungssystem reserviert werden können. "Unsere Mannschaften trainieren zwar, aber die Trainer bleiben bisher noch zu Hause", erzählt Abteilungsleiter Maximilian Loos. Auch er selbst war noch nicht auf dem Platz, er war zwei Wochen lang in Quarantäne. "Diese Woche darf ich auch endlich wieder", sagt er lächelnd.

Leichtathletik

Alexander Pschorr freut sich riesig, endlich wieder auf dem Sportplatz zu stehen. "Ich bin einfach so gerne hier draußen, es macht richtig Spaß", sagt der Trainer der Leichtathleten des SC Moosburg. Die vergangenen Monate hatte er seinen Schützlingen individuelle Trainingspläne gegeben. "Damit haben sie sich eine gute Grundlage erarbeitet", sagt er. Jetzt versucht er vor allem eins: Normalität zurückbringen. "Durch die Regeln, so mein Gefühl, ist das Vertrauen zueinander ein Stück weit verloren gegangen, man weiß ja irgendwie nicht mehr so recht, wie man mit seinem Gegenüber umgehen soll", meint Pschorr. "Durch die Trainingszeit können wir dieses Vertrauen zurückgewinnen." Auf dem Sportplatz versucht er deshalb, auf die Einhaltung der Regeln zu achten, ohne sie zu sehr zu thematisieren. Gleichzeitig ist der Leichtathletiktrainer bemüht, im Training Wettkampfcharakter einzubauen. "Die Sommersaison ist für uns wohl gelaufen. Ich hoffe, dass wir im Herbst weitermachen können", sagt er.

Klettern

Sie hatten bereits eine Übergangslösung gefunden: Die Kletterwand im heimischen Speicher, Felsen im Gebirge, Naturbrücken in der Holledau - Christian Rester, Vorsitzender des Deutschen Alpenvereins (DAV) Sektion Freising, und seine zwei Töchter haben die Coronazeit ohne Kletterhalle ganz gut überstanden. Alle drei sind begeisterte Kletterer. Jetzt darf zumindest die Außenwand in Freising wieder genutzt werden - wenn auch zunächst nur für Jahreskartenbesitzer. "Damit wollten wir den Zulauf etwas einschränken, die Mitglieder, die mit ihrer Jahreskarte in Vorleistung gehen, belohnen und wir mussten kein Kassensystem in Betrieb nehmen, das coronatauglich ist", erklärt Rester. Denn an der Außenwand können aktuell nur zehn Personen gleichzeitig klettern oder sichern, sechs der elf Routenlinien sind gesperrt, um genügend Abstand zu gewährleisten. Die Kletterer müssen sich die Hände vor Beginn waschen und mit Liquid Chalk einreiben, "das desinfiziert", wie Betriebsleiterin Adele Schlachter erklärt. Wirtschaftlich, sagt sie, mache die Öffnung bisher keinen Sinn, "aber wir wollten auf jeden Fall aufmachen, wenn es wieder geht." Bis Pfingsten, so Rester, kämen sie mit "einem schillernden blauen Auge" davon. Bleibt die Situation angespannt, könnte es schwierig werden. Das Jugendtraining soll in dieser Woche vorsichtig anlaufen, zuerst mit einem "Versuchsballon", einer Kleingruppe von fünf Kindern plus Trainer, die Waldläufe macht und an den Trimm-Dich-Pfad geht. Wenn das funktioniert, sollen weitere Gruppen dazukommen.

© SZ vom 25.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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