BRK-Kreisverband Freising mahnt:Notarztdienste zu vergeben

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Wie in ganz Bayern sind auch im Landkreis Freising Notarztdienste schwierig zu besetzen. (Foto: Stephan Jansen/dpa)

Der BRK-Kreisverband klagt in seinem Jahresbericht über einen Mangel an Fachkräften. Gründe dafür liegen in den gestiegenen Anforderungen bei der Ausbildung und lukrativeren, konkurrierenden Betätigungsfeldern.

Von Charline Schreiber, Freising

Der BRK-Jahresbericht 2021 zeigt: Das Jahr hat die Rotkreuz-Helfer im Landkreis Freising stark gefordert. Die Einsatzzahlen sind wieder auf einem hohen Niveau und vergleichbar mit den Jahren vor Pandemiebeginn. Probleme bereitet aktuell aber der Fachkräftemangel, der unterbesetzte Notarztdienste zur Folge hat.

Mit 24228 Einsätzen im Jahr 2021 hatten die Rettungshelfer durchschnittlich 66 Einsätze pro Tag, wie aus dem Jahresbericht 2021 des BRK-Kreisverbands Freising hervorgeht. Das sind fast acht Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Rettungsdienst wird vom BRK sowohl in Freising als auch in Eching, Moosburg und am Stellplatz Nandlstadt betrieben. Über 6000 der Einsätze betrafen Krankentransporte, die nötig werden, wenn Patienten aufgrund einer zurückliegenden Operation nicht laufen können oder bettlägerig sind.

Auch Dialyse- oder Chemotherapie-Patienten nehmen diese Transporte in Anspruch, wenn sie bei Fahrten ins Krankenhaus auf medizinische Betreuung angewiesen sind. Dahinter folgten 4146 Notarzteinsätze und 3549 Notfalleinsätze, die unter anderem auf Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Lungenentzündungen zurückzuführen sind. Unfälle im Straßenverkehr, der Arbeit, in der Freizeit oder Schule sind hier miteingeschlossen. Weitere 10510 Einsätze seien laut Jahresbericht Gebietsabsicherungen oder Unfälle ohne verletzte Personen zuzuweisen.

Rettungsdienstleiter des BRK-Kreisverbands Freising, Hubert Böck, beteuert, dass jeder Bürger im Notfall mit einer schnellen Hilfe rechnen könne. Trotzdem hätten sich vor allem Probleme bei den Notarztdiensten gezeigt, die zeitweise nicht besetzt werden konnten, erklärt Böck. Ein Problem, das nicht nur den Landkreis, sondern den ganzen Freistaat betrifft. Die Standorte in der Region bieten das Rettungsfahrzeug und einen Fahrer an, die Notärzte aber stellt im Normalfall die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB).

Die KVB organisiert, wie die 229 Notarztstandorte in Bayern personell besetzt werden und verhandelt das Honorar. Nach Angaben der KVB liegt die Besetzungsquote aller Standorte aber bei 96 Prozent, ein Mittelwert, der an den einzelnen Standorten unterschiedlich ausfällt. Stellvertretender KVB-Pressesprecher Axel Heise betont, dass die Rahmenbedingungen für eine Teilnahme am Notarztdienst in den vergangenen Jahren schwieriger geworden seien. "Die fachlichen Zugangsvoraussetzungen wurden erhöht, ein Aufenthalt in der Rettungswache oder im Krankenhaus ist in vielen Fällen vorgegeben, im Unterschied zu früher, als die Notärzte von zu Hause starten konnten", so Heise.

Temporäre Arbeitsverträge an den Kliniken behindern die Bereitschaft sich notfallmedizinisch weiterzubilden. Auch niedergelassene Ärzte haben mit wachsenden Anforderungen zu tun und müssen zwischen der Versorgung ihrer Patienten in der Praxis und dem Notarztdienst entscheiden, erklärt der Pressesprecher. Der akute Fachkräftemangel mache sich in der Besetzung der Notdienste besonders bemerkbar.

Böck glaubt, dass Ärzte Dienste in Impfzentren vorziehen. Dies sei lukrativer und physisch und psychisch nicht so anstrengend, wie die Einsätze als Notarzt. Auch sei der Notarztdienst immer ungewiss, sagt der Rettungsdienstleiter. Unwägbarkeiten seien hier viel wahrscheinlicher, als in Impfzentren. "Der Notarzt hat meiner Meinung nach die höchste Qualifikation und sollte deswegen auch am besten vergütet werden", findet Böck.

Problematisch sei das deswegen, weil die Einsatzzahlen über die vergangenen Jahre, aufgrund einer immer älter werdenden Bevölkerung, weiter angestiegen sind, das Angebot der Fachkräfte aber stagniere. Um sich als Notarzt zu qualifizieren, erklärt er, müssen die Helfer einen Facharzt, mehrere Weiterbildungen und Einsätze vorweisen.

Dass die Versorgung der Patienten durch den Notärztemangel gefährdet sein könnte, negiert Böck. Die Sanitäter seien gut ausgebildet und könnten die Zeit überbrücken, bis der Notarzt von einem anderen Standort eintrifft. "Da hat sich in den letzten Jahren was getan. Die Sanitäter können heute mehr Maßnahmen vornehmen als früher." Ist der Patient unterzuckert, dürfe ein Zugang gelegt werden, um Glukose zu verabreichen und bei einem gebrochenen Handgelenk könne ein Schmerzmittel gegeben werden. "Der Sanitäter darf alles Notwendige tun, um das Menschenleben zu retten", versichert Hubert Böck.

© SZ vom 22.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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