Für Mia Finke ist das Ganze ein bisschen wie verkehrte Welt. "Das ist absurd", sagt die Pressesprecherin der Gruppe WDzwo, deren Mitglieder Anfang des Jahres einen alten, leer stehenden Vierseithof in Wolfersdorf 2 bei Au besetzt und dann begonnen haben, ihn wieder auf Vordermann zu bringen. Wie die Gruppe am Freitag mitteilte, soll nun eine der beteiligten Aktivistinnen 1500 Euro wegen Hausfriedensbruchs zahlen. Einen entsprechenden Strafbefehl habe sie vom Amtsgericht Freising erhalten.
Dort bestätigt man, dass in der Sache ein Strafbefehl erlassen worden ist. Da dagegen aber Einspruch eingelegt worden sei, komme es am 10. November nun zur Verhandlung, so Amtsrichter und Pressesprecher Manfred Kastlmeier.
Für WDzwo-Sprecherin Mia Finke ist der Strafbefehl ein Unding. Die Aktivistinnen und Aktivisten hätten den Hof, der nach der Besetzung von der Polizei am 14. Juni geräumt worden ist, "aufgeräumt, entrümpelt und begonnen, ihn wieder bewohnbar zu machen. Eigentlich sollten sie eine saftige Rechnungen für Reinigungs-, Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an die Nachlassverwaltung und die Erbinnen- und Erbengemeinschaft stellen können und nicht Strafe dafür zahlen", sagt sie.
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Elf Tage nach dem "Coming Out" der Gruppe stellt eine der Erbinnen des Hofes Strafanzeige
Der Hof stehe seit fast zehn Jahren leer, heißt es in der Mitteilung der Gruppe WDzwo: "Der Grund dafür sind scheinbar Uneinigkeiten in der Erbengemeinschaft, die aus über 20 Personen besteht." Die Gruppenmitglieder hätten sich dann Anfang des Jahres des Hofes angenommen und heimlich begonnen, ihn mehrere Monate lang herzurichten. Am 4. Juni 2022 wurde die Besetzung von den Gruppenmitgliedern in einem " Coming Out" öffentlich gemacht. "Elf Tage später stellte eine einzelne Erbin plötzlich Strafanzeige und schickte die Polizei vorbei", heißt es in der Mitteilung.
"Der Zustand des Hauses hat sich während des jahrelangen Leerstands zunehmend verschlechtert", sagt Mia Finke: "Der gesamte Innenbereich war total verwüstet und von außen konnte man dem Haus quasi beim Zusammenfallen zusehen. Gleichzeitig herrscht in vielen Teilen Bayerns Wohnungsnotstand - auch auf dem Land." Die 15- bis 20-köpfige Besetzergruppe wollte nicht nur Wohnraum schaffen, sondern in den Nebengebäuden auch ein Kultur- und Seminarzentrum entstehen lassen.