Freimann:"Muss man eigentlich jeden Fleck kommerzialisieren?"

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Die Stadt schlägt für das Festival "Sommer in der Stadt" ein Riesenrad auf dem Fröttmaninger Berg vor. Doch im Viertel kann man auf den Rummel verzichten.

Von Nicole Graner, Fröttmaning

Was man da von oben alles sehen könnte! Bei schönem Wetter die Münchner Hausberge, die Zugspitze und weit über die Dächer Schwabings hinaus. Man sähe das kleine Heilig-Kreuz-Kirchlein, ob sich der Verkehr auf der A 9 irgendwo staut oder ein Fußballspiel in der Allianz-Arena stattfindet. In einer Gondel eines Riesenrads auf dem Fröttmaninger Berg schaukeln und sich dem Himmel ein bisschen näher zu wissen - vielleicht keine schlechte Idee.

Und eine Idee, die tatsächlich von der Stadt an den Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann herangetragen worden ist: für das zweite Festival "Sommer in der Stadt", das die Stadt ausrichtet, um Künstlern und Kulturschaffenden die Möglichkeit zu geben, in Pandemie-Zeiten Raum für Initiativen zu schaffen.

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Auf einer Zeichnung, die das Projekt darstellt, ist das Rad in schönstem Rot, abgerückt vom Fröttmaninger Windrad, oben auf dem Berg eingezeichnet. Vom 1. Juli bis zum 3. Oktober soll es da oben auf einer Grundfläche von 24 mal 20 Meter stehen und 50 Meter hoch sein. Daneben könnte es einen Mini-Biergarten geben und in der Wiese Liegestühle zum Entspannen.

Und damit es jeder aus der Ferne auch sieht, soll ein bepflanzter Schriftzug "Sommer in der Stadt" auf der Nordseite des Berges deutlich machen, dass es sich um eine temporäre Initiative anlässlich des Festivals handelt. Ein Betreiber für das Riesenrad, so geht aus den Unterlagen hervor, müsse allerdings erst noch gefunden werden. Auch müsse erst noch geprüft werden, inwieweit es Anschlussmöglichkeiten für Wasser/Abwasser und für Strom gebe.

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Was den einen freut, weil es eine "großartige" und innovative Idee ist, wie für Werner Lederer-Piloty (SPD), ist dem anderen eher ein Dorn im Auge. Einen "Rummelplatz" auf dem grünen Fröttmaninger Berg zu inszenieren, gleicht für Barbara Epple (Grüne) einem Ding der Unmöglichkeit. Schon eher könnte man doch dort einen Naturspielplatz am Fuß des Berges errichten, Kindern die Natur nahe bringen. Auch ein Kiosk müsse, wenn überhaupt, unten aufgestellt werden. Man wolle doch keinen Müll auf dem Berg produzieren, der dann wieder nach unten getragen werden müsse.

Auch Dagmar Föst-Reich (FDP) kann sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass hier ein Riesenrad stehen könnte. "Muss man eigentlich jeden Fleck kommerzialisieren?", fragt sie. Warum könne man diesen Ort, den bislang nur Jogger und Spaziergänger nutzten und an dem man einfach mal "nur sein könnte", nicht unberührt lassen? Generell glaubt Oliver Benicke (CSU) auch nicht, dass es an diesem Ort "technisch" überhaupt möglich sei, ein Riesenrad aufzustellen. Da müsse man den Untergrund erst einmal prüfen. Eine Attraktion ja, aber am falschen Ort. Da war sich der BA einig und stimmte mehrheitlich gegen den weiten Ausblick vom Fröttmaninger Berg aus: in Gondeln.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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