Jahresbilanz des Zolls:Viele Drogen, ein Pott

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114 Kilo Rauschgift hat der Zoll Drogenschmugglern am Münchner Flughafen 2020 abgenommen. Außergewöhnlich war der Fund eines gefälschten Champions-League-Pokals.

Von Martin Bernstein

Insgesamt 114 Kilogramm Rauschgift haben Münchner Zöllnerinnen und Zöllner im vergangenen Jahr Drogenschmugglern am Flughafen abgenommen. Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Jahresbilanz des Hauptzollamts München hervor. Vor allem Kokain, Ecstasy und Khat, eine Alltagsdroge aus Jemen und den ostafrikanischen Ländern, wurden aus dem Verkehr gezogen. Sichergestellt wurden auch 70 verbotene Waffen, primär Schlagringe, Wurfsterne, Butterfly- sowie Springmesser.

Rund 400 Zöllnerinnen und Zöllner sind am Münchner Flughafen im Einsatz. "Sie schützen die Wirtschaft vor Wettbewerbsverzerrungen, die Verbraucher vor mangelhaften Waren aus dem Ausland und die Bevölkerung vor den Folgen grenzüberschreitender organisierter Kriminalität", so Pressesprecher Thomas Meister. Auch für den Artenschutz sind die Beamten da: Sie registrierten 30 Verstöße gegen das Washingtoner Artenschutzübereinkommen. 714 Verarbeitungserzeugnisse, wie etwa Lederwaren aus Reptilienleder oder Cremes mit Bestandteilen geschützter Pflanzen, wurden laut Meister Reisenden vergangenes Jahr abgenommen.

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Zahlreiche Waren mit Fälschungen angesagter Markenprodukte landeten ebenfalls beim Münchner Zoll. Im Jahr 2020 wurden 282 Verstöße registriert. Insgesamt wurden rund 26 000 gefälschte Markenartikel, vornehmlich Schuhe und elektronische Artikel namhafter Hersteller im Wert von rund 3,1 Millionen Euro, am Flughafen und am Zollamt Hochbrück aus dem Verkehr gezogen.

Ein auch für die Zöllner besonders aufregendes Objekt fiel ihnen im Oktober in Garching-Hochbrück in die Hände: In einer aus China kommenden Postsendung steckte die Trophäe der UEFA Champions League. Der Empfänger des Pakets erschien beim Zollamt, um "seinen Henkelpott" abzuholen, bei dem es sich natürlich nicht um das Original handelte. Der 30-jährige Münchner hatte den Pokal zufällig in einem Online-Shop entdeckt und ihn sich nach dem Sieg der Bayern im Finale 2020 als Erinnerung bestellt. Umgerechnet hatte er dafür rund 400 Euro bezahlt.

"Dass es sich dabei nicht um das Original handelt, war dem Mann klar. Ihm war allerdings nicht bewusst, dass die Einfuhr einer Fälschung rechtlich verboten ist", sagte Marie Müller, Sprecherin des Hauptzollamts München. Die UEFA hatte beim Zoll einen Antrag auf Grenzbeschlagnahme für Nachahmungen des Pokals gestellt. Das Duplikat wurde einbehalten und der Fußballfan musste ohne Pokal nach Hause gehen.

Insgesamt hat das Hauptzollamt München 5,1 Milliarden Euro Haushaltseinnahmen für die Kassen des Bundes, der Europäischen Union und für das Land Bayern erwirtschaftet sowie 2,7 Millionen Sendungen abgefertigt. Auch die Finanzkontrolle Schwarzarbeit ist eine der Aufgaben des Münchner Hauptzollamtes. Insgesamt wurden von den knapp 100 Mitarbeitern des Bereichs 1877 Arbeitgeber, unter anderem aus dem Bau- und dem Transportgewerbe, überprüft. Dabei wurden laut der nun veröffentlichten Statistik rund 28,1 Millionen Euro Schadenssumme ermittelt und in rund 1651 Strafverfahren Freiheitsstrafen von insgesamt 52 Jahren verhängt.

© SZ vom 06.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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