Feinkostmulti Michael Käfer:Raus aus der Alm, rein ins Hotel

Lesezeit: 3 min

Michael Käfer leitet ein weitverzweigtes Gastro-Reich. In dem läuft vieles gut, aber nicht immer alles rund.

Von Franz Kotteder

Nur mal so ein paar Meldungen aus den vergangenen Tagen und Wochen: "Feinkost Käfer wird Hotel-Chef", "Käfer übernimmt Café-Bar-Brasserie in der Kunsthalle München", "Almdorf: Käfer macht's nicht", "Michael Käfer verkauft seine Anteile am P1", "Käfers Party-Service übernimmt mit Funk-Catering die Alte Bayerische Staatsbank". Hoppala, denkt man bei diesen Nachrichten, wenn der Mann sich mal nicht verzettelt. "Das ist mir schon fast ein bisschen unangenehm", sagt Michael Käfer, "so viel auf einmal." Aber es habe sich eben so ergeben.

Da möchte man fast annehmen, der 59-jährige Unternehmer leide an gastronomischer ADHS, zumindest jedoch an einem leichten Hyperaktivitätssyndrom. Aber das täuscht. In Wirklichkeit sitzt er an diesem Mittag recht entspannt und fast entschleunigt in seinem stilvollen Büro in der Trogerstraße, gleich ums Eck des Käfer-Stammhauses an der Prinzregentenstraße. Man kann ihn jetzt nach seinem Masterplan fragen, wenn er einen hat. Oder auch, ob er so impulsiv sei, dass er dauernd unterschiedlichste Dinge nach- und nebeneinander machen müsse? Ganz und gar nicht, entgegnet er: "So ein Unternehmen wie das unsere muss sich halt permanent neu erfinden." Und dazu sei es notwendig, ab und an etwas auszuprobieren.

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Seit 1995, als er die Anteile seines Vaters Gerd übernahm, ist er geschäftsführender Gesellschafter des Feinkostunternehmens. Inzwischen hat es einen Jahresumsatz von 130 Millionen Euro erreicht in den vier Geschäftsfeldern Party-Service, Gastronomie, Delikatessenläden und Lizenzen. 14 verschiedene Firmen finden sich bislang unter dem Dach der Käfer-Holding, und es werden wohl noch einige dazukommen. Fast 1500 Mitarbeiter beschäftigt der Feinkostmulti, unter den umsatzstärksten deutschen Gastro-Unternehmen liegt er auf Platz 22.

"2016 war ein gutes Jahr", sagt Käfer, "das liegt auch an der Bauma, natürlich." Die große Baumaschinenmesse ist alle drei Jahre wieder ein Höhepunkt für die Münchner Caterer, nicht nur für Käfer. Es gibt eine Reihe großer Maschinenhersteller, die für ihre Kunden während der sechs Messetage jeden Abend eine Party schmeißen, gerne auch mal für einen siebenstelligen Betrag.

Daran hat Michael Käfer Freude, das ist klar. "Eigentlich müsste ich als Gastronom ja jammern", lacht er, "das gehört zum Beruf. Aber in diesem Jahr sieht es bei uns auch sehr gut aus", sagt er, "wir werden wohl wieder auf einen vergleichbaren Umsatz kommen wie im vergangenen Jahr." Und das, obwohl er das Geschäft in der Schweiz inzwischen in einem Joint Venture gemeinsam mit Frank Wassermann betreibt, dem ehemaligen Geschäftsführer des Caterers Arena One, den Käfer vor ein paar Jahren beinahe gekauft hätte. Das Ergebnis taucht somit auch nur noch zur Hälfte in der Käfer-Bilanz auf.

Bei diesem stabilen Umsatz bleibt also Luft, um sich neu zu erfinden oder mit Partnern aus der Branche etwas auszuprobieren. Zum Beispiel auch das Hotel-Geschäft in Gestalt des Hotels Preysing am Gasteig. "Das wird aber kein Käfer-Hotel", wiegelt er ab, er mache das zusammen mit Alexander Kaufmann, der sich in der Hotelbranche auskenne und der wiederum aus dem Kreis um den Münchner Gastro-Unternehmer Marc Uebelherr (unter anderem Ocui, Gast, Koi und Oskar Maria) komme.

Mit Kaufmann soll aus dem Preysing ein sogenanntes Boutiquenhotel mit etwa 60 Zimmern im mittleren Preissegment werden. Auch mit Uebelherr selbst ist Käfer im Geschäft. Zusammen mit ihm baut er dessen Restaurantkonzept Oh Julia (in München in der Hofstatt gestartet) jetzt auch in Stuttgart und demnächst in Mannheim aus. Man wolle sich eben "an Firmen beteiligen, die wir auch verstehen".

Dafür hat er andere Projekte zu den Akten gelegt. Das geplante Almdorf mit sieben kleinen Chalets in Tegernsee unterhalb der Neureuth wird ohne ihn entstehen, da hat er sich zurückgezogen und war "ohnehin nicht so arg interessiert". Sagt er, schließlich hat er am Tegernsee ja auch mit Gut Kaltenbrunn zu tun, das offenbar besser laufen könnte. "Es gibt noch großes Potenzial", so sagt Käfer es.

Selbst beim Tegernseer Publikum, das es gewöhnt ist, kräftig zur Kasse gebeten zu werden, schreckte Käfers Preispolitik anfangs ab. Da musste nachgebessert werden. Ausreserviert ist Kaltenbrunn trotzdem eher selten. Jetzt soll es der neue Geschäftsführer Maximilian Hartberger richten, der von der BMW-Gastronomie kommt. Man kennt sich aus der BMW-Welt, die Käfer mit Hilfe des Zwei-Sterne-Kochs Bobby Bräuer gastronomisch betreut. Das Restaurant Esszimmer ist vom Renommée wegen seiner zwei Michelin-Sterne das Flaggschiff der Käfer-Gruppe. "Da haben wir nur einen Fehler gemacht", sagt Käfer, "wir hätten das Restaurant nicht Esszimmer, sondern Käfer nennen sollen."

Aber Käfer heißt ja schon das Restaurant Käfer-Schänke im Stammhaus an der Prinzregentenstraße, um das sich Käfer im kommenden Jahr verstärkt kümmern will. Die beiden jungen Köche Mike Emmerz und André Wöhner, die zuvor das Restaurant im Bayerischen Nationalmuseum machten, führen jetzt hier das Regiment. Als neuer Restaurantleiter kommt Anfang Juli Ansgar Fischer, der lange in der gleichen Position in der Schwarzwaldstube des berühmten Drei-Sterne-Kochs Harald Wohlfahrt gearbeitet hat. 250 Plätze in zwölf unterschiedlich großen Gasträumen und Stuben - das ist nicht immer einfach zu bespielen.

Michael Käfer glaubt aber zu wissen, wo die Zukunft liegt: "Man wird viel mehr am Gast arbeiten." Was in der Praxis nicht heißt, dass man sich das Publikum selber schnitzt, sondern dass die Service-Kraft die Ente direkt am Tisch tranchiert oder eine Zabaione frisch aufschlägt: "Der Gast weiß heutzutage sehr viel und möchte beim Essen ein Erlebnis haben." Es gibt auch hier noch viel auszuprobieren.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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