Tagwerk eG:Stabil durch die Krisenzeiten

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Der regionalen Bio-Genossenschaft haben die Corona-Pandemie und andere weltweite Probleme nicht zugesetzt.

Von Florian Tempel, Dorfen

Die ökologische Landwirtschaft sieht sich wegen der internationalen Versorgungskrise, die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöst wurde, aktuell in der Kritik. Die Argumentationslinie geht in etwa so: Mit ökologisch produziertem Luxus-Bioweizen würden sich Biobauern und Biokunden in Deutschland letztlich mitschuldig machen, wenn in Afrika Menschen an Hunger sterben. Denn wenn man nicht auf Kunstdünger und chemische Spritzmittel verzichten würde, könnte man einen höheren Ertrag erwirtschaften. Das wäre angesichts der Blockade von Millionen Tonnen ukrainischen Getreides die Pflicht.

Bei der Generalversammlung der Biogenossenschaft Tagwerk in Dorfen zerlegte Heiner Müller-Ermann, laut einer Pressemitteilung, das als "zynische Argumentation". In Deutschland kämen von der gesamten Getreideernte lediglich 20 Prozent auf die Teller, 60 Prozent landeten hingegen in den Futtertrögen von Masttieren. Noch wichtiger, als den Fleischkonsum einzuschränken, wäre es aber, Preisspekulation mit so wesentlichen Nahrungsmitteln wie Weizen zu unterbinden. An den Börsen seien die Weizenpreise nur wenige Tage nach Kriegsbeginn um 52 Prozent gestiegen, erklärt Müller Ermann: "Das ist der Skandal, das ist das gnadenlose Spiel mit dem Hunger - und nicht der Biolandbau." Die ökologische Landwirtschaft sei gerade auch für den globalen Süden die richtige und bessere Wirtschaftsweise. Denn sie baue Böden auf, statt sie zu zerstören, wirke dem Klimawandel entgegen und schaffe wieder mehr Humus, damit das knappe Wasser gehalten werden kann.

Der Tagwerk-Genossenschaft haben die Corona-Pandemie und andere Krisen im vergangenen Jahr nicht zugesetzt. "Das Geschäftsjahr 2021 brachte für die Tagwerk-Genossenschaft eine zufriedenstellende Entwicklung mit sich", heißt es in der Presseerklärung, "die Krisen belegten die Stabilität des regionalen Konzeptes dank der weitgehenden Unabhängigkeit von globalen Entwicklungen, auf nahezu allen Ebenen konnte sich die Genossenschaft weiter etablieren".

Tagwerk gibt es auch auf Facebook, Instagram, Youtube und als App

Die Geschäftsentwicklung sei zufriedenstellend gewesen. Die Bilanzsumme der Genossenschaft beträgt 1,6 Millionen Euro. Die Abschreibungen im Rahmen der erfolgreich abgeschlossenen finanziellen Sanierung der Tagwerk-Biometzgerei lagen bei 175.000 Euro. Vor allem aufgrund dieser außergewöhnlichen Belastung endete das Geschäftsjahr 2021 mit einem Jahresfehlbetrag von 100.000 Euro. Das operative Ergebnis lag allerdings im Plus, wenn auch mit 9500 Euro nur gerade mal so.

Zur Genossenschaft gehören auch mehrere Tochterunternehmen, wie die Tagwerk-Biometzgerei. Diese habe sich sehr gut entwickelt, heißt es. Die Finanzsanierung sei abgeschlossen und das Geschäftsjahr habe ein erfreuliches Ergebnis erbracht. Richtig stolz ist man auf eine Auszeichnung. Die Weißwürste der Tagwerk-Metzgerei wurden 2021 als bestes Bio-Produkt in Bayern mit einer Auszeichnung in Gold bedacht. In diese Jahr folgte eine Silbermedaille für den Tagwerk-Leberkäse. Der Tagwerk Großhandel für Naturkost GmbH machte im vergangenen Jahr mit 19,2 Millionen Euro etwa so viel Umsatz wie im Jahr zuvor. Der Jahresüberschuss steht noch nicht genau fest, wird aber auf 500.000 Euro geschätzt. Im laufenden Jahr gingen der Umsatz um zehn Prozent zurück und das Geschäftsergebnis um 30 Prozent.

Ein Schwerpunkt bei der Arbeit der Genossenschaft war im vergangenen Jahr der Ausbau der Kommunikationskanäle. Ein neu gebildetes Social Media-Team präsentiert Tagwerk auf Facebook und Instagram. Zudem gibt es einen eigenen Youtube-Kanal, wo kurze Filme den Blick hinter die Kulissen von Erzeugerbetrieben ermöglichen. Außerdem gibt es eine eigene Tagwerk-App, die vor allem der Information von Kunden gilt.

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