Hospiz-Einrichtung in Erding:Ein echtes letztes Zuhause

Lesezeit: 2 min

Alles zwölf Zimmer blicken in den Gartenbereich, wo sich auch ein besonderer Brunnen befindet. (Foto: Stephan Görlich)

Im Sophienhospiz werden Menschen fürsorglich und würdevoll an ihrem Lebensende betreut. Das SZ-Hilfswerk unterstützt das 2022 eröffnete Haus von Anfang an - es ist das bislang größte Projekt.

Von Regina Bluhme

Der Sternweg in Erding liegt auf einer kleinen Anhöhe. Eine schmale Straße führt hinauf zum Sophienhospiz Freising-Erding. Hier werden todkranke Menschen auf ihrem letzten Weg sehr fürsorglich, kompetent und liebevoll begleitet. Dass das Hospiz, entstanden aus der Privatinitiative des Ehepaars Marianne und Werner Folger, vor zwei Jahren eröffnet werden konnte, ist auch den Leserinnen und Lesern der Süddeutschen Zeitung zu verdanken. Durch die Spendenbereitschaft für den SZ-Adventskalender war es möglich, die Realisierung der Einrichtung mit einem hohen sechsstelligen Betrag zu unterstützen - das bislang größte Projekt des Leserhilfswerks.

Wohin? Diese Frage stellen sich viele verzweifelte Angehörige von Todkranken. Palliativbetten in Kliniken sind zeitlich limitiert, Seniorenheime nicht der richtige Ort und Hospize in der Region rar gesät.

Dass die Landkreise Erding und Freising seit zwei Jahren über ein gemeinsames Hospiz verfügen, ist der Initiative der MWS-Hospiz-Stiftung des Freisinger Ehepaars Marianne und Werner Folger und ihrer Tochter Sofia zu verdanken. Die MWS-Hospiz-Stiftung hat mehrere Millionen in das Projekt investiert, ohne staatliche Unterstützung. Dabei war den Initiatoren eines wichtig: Das Haus sollte allen Gesichtspunkten der Pflege gerecht werden, "aber es sollte auch etwas Schönes werden", betonte Marianne Folger, die seit Jahren in der Hospizarbeit aktiv ist. Wer das Haus besucht, weiß: Das ist in allen Punkten geglückt.

Der Raum der Stille mit den eindrucksvoll gestalteten Fenstern aus der Mayer'schen Hofkunstanstalt. (Foto: Renate Schmidt)
Das Foyer ist ansprechend und wohnlich gestaltet. Nichts erinnert an Tod und Krankheit. (Foto: Renate Schmidt)

Wer im Sophienhospiz aufgenommen wird, soll es möglichst schön haben. Er gilt nicht als Patient, sondern als "Gast". Die zwölf im Halbrund angelegten ebenerdigen Gästezimmer sind hell und hochwertig ausgestattet. Nichts erinnert an Krankheit oder Tod, wäre da nicht die Leiste mit Anschlüssen für Sauerstoff, Strom oder die Patientenglocke.

Vom Foyer führt der Weg in den Raum der Stille. Hier können Patienten und Patientinnen, Angehörige und Personal zur Ruhe kommen. Die eigens dafür gestalteten farbigen Fenster sorgen für warmes Licht. An der Technik wurde nicht gespart. In der modern ausgestatteten kocht Küchenleitung Karin Leidenberger bio und regional - und nach Wunsch. Die Gäste sollen in ihren letzten Lebenstagen essen, was ihnen auch schmeckt.

Das mehr als 3000 Quadratmeter große Grundstück am Sternweg hatte der Erdinger Karl Käser der Stadt Erding mit dem Wunsch vermacht, dass dort etwas fürs Gemeinwohl entstehen solle. Das Projekt der Familie Folger erwies sich als ideal. Im Juli 2020 war die Grundsteinlegung.

Bis zur Eröffnung war die Unterstützung von vielen Seiten nötig. Mit dem finanziellen Zuschuss durch das SZ-Hilfswerk konnte ein Teil der Inneneinrichtung und der Außenanlagen verwirklicht werden. Bei der Einweihung vor zwei Jahren dankte dann auch Werner Folger allen Spendern sehr herzlich, exemplarisch für 40 Großspender nannte er den SZ-Adventskalender.

Das Angehörigenzimmer - ein Rückzugsort. (Foto: Renate Schmidt)
Begleitung auf dem letzten Weg: ein Patientenzimmer kurz nach der Eröffnung. (Foto: Renate Schmidt;)

Das Sophienhospiz Erding-Freising ist weiterhin auf Spenden angewiesen, da die Kosten für den Betrieb nicht durch die Krankenkassenbeiträge komplett aufgefangen werden. Mit ihren Spenden können die Leser und Leserinnen der SZ auch künftig die Arbeit des Hospizes unterstützen. Eine größere Investition betrifft aktuell den Garten, um den sich die zwölf Zimmer im Halbkreis gruppieren. Die Anlage benötigt viel Pflege. Ohne Fachkräfte geht das nicht, hat Heimleitung Rita Gabler festgestellt.

Wie wichtig die grüne Oase für die Gäste ist, hat Rita Gabler geschildert: Die Patienten hätten oft einen sehr langen Krankenverlauf und viele belastende Behandlungen hinter sich. Wenn der letzte Weg anbreche, "kommen sie oft völlig zermürbt und seelisch ausgebrannt zu uns".

Überrascht und manchmal zu Tränen gerührt würden sie dann im Sophienhospiz Freising-Erding erleben, dass sie zum Frühstücken in der Sonne auf der Veranda sitzen können, nachmittags in den Garten geschoben werden und abends ihr Bierchen bei Sonnenuntergang hinter dem Haus genießen dürfen. "Manche unserer Schwerstkranken sind von morgens bis abends auf der Terrasse, so als müssten sie das ganze volle Leben noch mal in sich einsaugen."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fragen und Antworten
:So funktioniert das SZ-Hilfswerk

Wer bekommt Geld? Wie wird kontrolliert, dass die Hilfe auch ankommt? Warum gibt es immer noch Lebensmittelpakete? Wie die guten Werke organisiert werden.

Von Ulrike Heidenreich

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: