Zwischen Welten:Mode und Kunst statt Krieg und Verderben

Lesezeit: 2 min

Emiliia Dieniezhna (Foto: Bernd Schifferdecker)

Unsere Kolumnistin hat einen Pop-up-Store für Kleidung von ukrainischen Designerinnen und Designern besucht und war selbst überrascht, dass ihre Landsleute bei allem Schrecken den Sinn für die Schönheit nicht verloren haben.

Kolumne von Emiliia Dieniezhna

Juliya Korostelova begrüßt mich in einem wunderschönen gelben Kleid der berühmten ukrainischen Designerin Lilia Poustovit. Ihren Stil habe ich sofort erkannt, schließlich war ich schon lange vor meiner Flucht von ihrer Mode angetan. Jetzt hat Juliya die ukrainische Mode und Kunst nach München gebracht, um sie in einem Pop-up-Store zu präsentieren.

Der Pop-up-Store mit ukrainischer Mode und Kunst im Münchner Locke-Hotel. (Foto: Mariia Dmytryienko/oh)

Ich finde das sehr wichtig, denn die Ukraine ist eben nicht nur ein Land, das sich im Krieg befindet, sondern auch ein Land mit vielen starken und begabten Menschen, die trotz aller Herausforderungen weiterarbeiten, die Wirtschaft stärken und Erstaunliches erschaffen. So erklärt Juliya auch das Konzept für ihren Pop-up-Store. Sie möchte all das hier zeigen.

Juliya ist genau wie ich als Geflüchtete im vorigen Jahr nach München gekommen. Die Beschäftigten in dem Hotel, in dem sie zunächst untergekommen war, haben ihr dabei geholfen, ukrainische Mode und Kultur zu zeigen. In der Ukraine hatte Juliya ein eigenes Unternehmen, sie hat exklusive Food-Tours organisiert und handwerklich hergestellte Lebensmittel promoted. Ihre Erfahrung hat sie nun genutzt, um die Ukraine mit Fokus auf Mode und Kunst sowie das unternehmerische Potenzial vorzustellen.

Emiliia Dieniezhna und die Initiatorin des Pop-up-Stores, Juliya Korostelova. (Foto: Mariia Dmytryienko/oh)

Von dem, was ich gesehen habe, kann ich nur sagen: Das ist ihr absolut gelungen. Der Pop-up-Store zeigte in zwei Räumen Kleidung, in einem dritten Raum war die Kunstausstellung untergebracht. Die Besucher waren begeistert. Ich habe selber ein besticktes Kleid von Gaptuvalnya anprobiert. Das gleiche Kleid besitze auch die First Lady der Ukraine, Olena Selenska, wurde mir zumindest gesagt. Das Kleid hat mir sehr gefallen und ist auch erschwinglich. Ich werde es wahrscheinlich online bestellen.

Die Kunstausstellung mit dem Titel "Down the Rabbit Hole" fand ebenfalls viel Anklang. Valentyna Salyiukhina, die Organisatorin der Ausstellung, berichtete von der Idee der Ausstellung. Man habe zeigen wollen, wie ukrainische geflüchtete Künstler den Krieg erleben und in der Kunst verarbeiten, und wie es ihnen gelingt, ihre Arbeiten in der westeuropäischen Szene zu etablieren.

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Was ich bei diesem Pop-up-Store gesehen habe, hat mich noch einmal mehr überzeugt: Die Ukraine hat Europa sehr viel zu bieten, auch Mode und Kunst.

Der Pop-up-Store in München war schon die vierte Veranstaltung dieser Art, drei davon haben in Locke-Hotels in München und London stattgefunden, eine weitere in Kooperation mit der ukrainischen Botschaft in Berlin. Juliya ist sehr stolz und dankbar, dass so viele Menschen und Unternehmen ihr helfen. Alles, was sie macht, ist ehrenamtlich. Mit den Pop-up-Stores sammelt sie Spenden für das ukrainische Hilfswerk Gen Ukrainian, das sich für Kinder einsetzt, die Traumata des Krieges zu überwinden. Jetzt sucht Juliya weitere Partner, um neue Pop-up-Stores zu initiieren, um ihre Hilfsaktion fortzusetzen.

Emiliia Dieniezhna, 35, flüchtete mit ihrer damals vierjährigen Tochter Ewa aus Kiew nach Pullach bei München. Sie arbeitet ehrenamtlich für die Nicht-Regierungs-Organisation NAKO, deren Ziel es ist, Korruption in der Ukraine zu bekämpfen. Außerdem unterrichtet sie ukrainische Flüchtlingskinder in Deutsch. Für die SZ schreibt sie einmal wöchentlich eine Kolumne über ihren Blick von München aus auf die Ereignisse in ihrer Heimat.

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