Tournee der ESC-Teilnehmerin:Vom Mäuschen zur Löwin

Lesezeit: 3 min

"Musik ist Musik", sagt Ela Steinmetz, die für Schlagerstars wie Pop-Größen komponiert. (Foto: Studio Ignatov)

Ela Steinmetz komponiert für Pop- und Schlagergrößen wie Helene Fischer, Michael Patrick Kelly und Adel Tawil. In ihrer Heimat Ukraine ist die Berlinerin mit der Anti-Kriegs-Hymne "Kupala" in die Top Ten gekommen.

Von Michael Zirnstein

Fast könnte man den Krieg vergessen, wenn Ela Steinmetz vom Treffen mit den ukrainischen Kolleginnen erzählt: Wie herzlich sie sich in Polen in die Arme gefallen waren, wie die Rapperin Alyona Alyona und Jerry Heil dann sagten, wie gut ihnen die Musik der Berlinerin Ela. im Internet gefallen habe. "Es ging erst mal nur um die Begegnung", sagt Steinmetz, drei Musikerinnen auf einer Welle - und mit gleichen Wurzeln. Denn auch die Berlinerin stammt aus der Ukraine, von wo aus sie nach dem Tod des Vaters, einem Rockgitarristen, mit ihrer Mutter, einer Opern- und Jazzsängerin, als Achtjährige über Polen ins Saarland übersiedelte. Putins Angriffskrieg holte alte Erinnerungen hervor, sie wusste von einem Cousin, einem Balletttänzer, an der Front; aber die beiden Musikerinnen, die nach verbündeten Kolleginnen in ganz Europa suchten, kamen gerade aus Kiew, was sie berichteten, war alles "ganz schmerzhaft".

Sie legten alles zusammen in eine "der wunderschönsten Sessions meines Lebens". Am Ende hatten sie "Kupala", einen Hybrid aus Rap und Pop, Deutsch und Ukrainisch, Folklore und Zeitgeist, eine Party-Sonnwendfeuer-Ode, die ermächtigt - Frauen und Kämpfer. Das Anti-Kriegslied ging nach einer Live-Schalte in einer TV-Show in die ukrainischen Top-Ten, wurde weltweit auf Youtube sieben Millionen Mal aufgerufen, vor allem aber erhielt Steinmetz viel Zuspruch aus ihrer alten Heimat, teilweise von Grundschulfreundinnen. "Wir haben zusammen festgestellt, wie wichtig Wurzeln sind", sagt Steinmetz, und: "Der Song gibt Kraft."

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Ela. selbst ist so ein Kraftwerk. Mit 16 Jahren ging sie alleine nach Berlin, um Sängerin und Songwriterin zu werden, schon vor dem Abitur hatte sie erste Aufträge. Mit ihrem eigenen Trio Elaiza setzte sie sich gegen Unheilig durch und durfte mit dem Art-Punk-Folk-Stück "Is it right" zum Eurovision Songcontest (sie holte das zweitbeste Ergebnis für Deutschland in den vergangenen zehn Jahren; nun ja: Platz 18). Sie war "die Kleine" damals, das "Mäuschen" in der Löwenhöhle der Produzenten und Songwriter, aber sie biss sich durch - internationale Vorbilder wie Sia. oder Robyn als Motivationshilfe.

Zusammen mit Yvonne Grünwald (l.) und Natalie Plöger (r.) vertrat Ela Steinmetz Deutschland als "Elaiza" beim ESC in Kopenhagen. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Inzwischen schreibt sie für und mit deutschen Pop-Größen von Helene Fischer ("Ich wollte mich nie mehr verlieben") über Adel Tawil bis Howard Carpendale, Thomas Anders, Beatrice Egli und Die Lochis. Lange Pop-Sessions mit Michael Patrick Kelly sind ihr ebensolche "Challenges" wie Schlager-Arbeiten für Patrick Lindner. Das hat sie von ihrer Mutter gelernt, sagt sie: "Musik ist Musik, um Musik zu verstehen, muss man offen sein für jede Art von Musik." Mit solch einer Offenheit hat Helene Fischer den deutschen Schlager und Pop revolutioniert, sagt sie.

Starke Stimme: Im Video zu "Wenn ich nein sag', mein' ich nein" zeigt Ela. auf Karton Fakten zur Schlechterstellung von Frauen. (Foto: Studio Ignatov)

Bei ihrer eigenen Musik - sie ist ja selbst eine famose, vielseitige, urban-moderne Sängerin, die schon als Mädchen lieber den Blues übte, wenn andere mit der Barbie spielten - geht sie noch viel weiter. Stilistisch etwa, wenn sie sich im Song "Lalala" mit dem Münchner Poser-Rap-Smartie Ali As zusammentut. Und sie nutzt ihre Pop-Plattform, um Botschaften zu setzen: für die LGBTQ-Bewegung. Für "Bodypositivity" und die Schönheit kurviger Körper, denn sie selbst habe von zu vielen Produzenten gehört: "Jetzt noch ein paar Kilo abnehmen, dann kann's losgehen." Oder für ausführliche "Female Empowerment"-Botschaften auf Pappkartons im Video von "Wenn ich nein sag', dann mein' ich nein", denn nicht nur sie ist als Frau oft allein mit zu machtbewussten Männern in einem Raum.

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Dabei ist Steinmetz keine Einzelkämpferin. Sie hat ihre Solo-Tour "Zusammen" genannt, nicht nur, weil sie endlich wieder mit Publikum zusammen sein kann. Zusammen arbeitet sie auch lieber. Sie hat in Songwriter-Camps stets "einen Haufen kreativer, bunter Menschen kennengelernt". Zum Beispiel, sie denkt, es war bei Sessions für Glasperlenspiel, das Münchner Produzenten-Team Truva Music. Mit dem Trio um den famosen R'n'B-Musiker Timothy Auld nahm sie dann 2020 in Norwegen in kreativer Versenkung ihr Album "Liebe und Krieg" auf. Das zweite kommt 2023, daran hat auch Sarah Connor mitgearbeitet, eine frühe Förderin, die Ela. einst mit einem Post über Nacht bekannt machte und die sie etwa in der Olympiahalle auf die Bühne holte. Zusammen kommt man einfach weiter, ob in Deutschland oder in der Ukraine. Die "Kupala-Mädels" hätten sie schon eingeladen, mit ihnen zu touren: "Hey, wenn wir den Krieg gewonnen haben, kommst du vorbei."

Ela., Fr., 11. Nov., 20 Uhr, Strom, Lindwurmstr. 88

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