"Risikomanagement live" - so lasse sich ihr erstes Jahr wohl treffend beschreiben, sagt Alexandra Skeide und lacht. Skeide ist vom Unverpackt Laden "Deine Alternative" in Zorneding. Keine zwei Wochen nach der lang geplanten Eröffnung im Februar vergangenen Jahres, machte der im März einsetzende Lockdown den Plänen der Zornedinger Genossenschaftsvorsteherin einen Strich durch die Rechnung. Zwar durfte der Unverpackt-Laden selbst als Lebensmittelgeschäft durchgehend geöffnet bleiben, mit Maske und Abstand versteht sich, doch vieles lief anders als geplant.
Das gastronomische Angebot zur Mittagszeit musste auf einen Bestell- und Abholservice umgestellt werden. Veranstaltungen, Do-It-Yourself Workshops und Verkostungen mussten wohl oder übel vorerst abgesagt oder verschoben werden. Dennoch: Corona soll nicht im Mittelpunkt stehen, es gelte positiv in die Zukunft zu schauen, so Alexandra Skeide. Und ein kurzer Blick in das letzte Jahr liefert trotz der widrigen Startbedingungen genug Gründe dazu.
Rund dreißig Lieferanten aus dem Landkreis und zwei Großhändler, die den Laden regelmäßig mit allerlei Produkten aus der Region beliefern, konnten im Laufe des Jahres fest gewonnen werden. Verschiedenste Getreidesorten, Nudeln, Milch, Joghurt, Obst und Gemüse findet man bei Eintritt in die Räumlichkeiten in der Nähe des Zornedinger Bahnhofs. Alles plastikfrei - unverpackt eben.
Doch nicht nur Nahrungsmittel werden angeboten, auch was Reinigungs-, Spül- oder Waschmittel angeht, finden sich bei längerem Herumstöbern im Laden kreative Alternativen. Plastikfreies Klopapier, Bambuszahnbürsten oder Zahnputztabletten, die die herkömmliche - in Plastik verpackte - Zahnpasta ersetzen sollen, sind nur einige davon.
Zorneding:Ferienprogramm im Unverpackt-Laden
Die Genossenschaft "Deine Alternative" hat verschiedenen Aktionen geplant. Der Fokus liegt auf nachhaltiger Lebensweise.
Über mangelndes Interesse kann man in Zorneding ebenfalls kaum klagen. Klar, die Laufkundschaft, die in normaleren Zeiten täglich mit der S-Bahn zwischen München und Zorneding hin und her pendelt, fehlt. Doch das tut der positiven Gesamtbilanz keinen Abbruch, die angestrebte Zielmarke von 60 Kunden pro Tag wird mittlerweile problemlos erreicht. Sie kommen aus Zorneding, Eglharting, Kirchseeon, Baldham und teilweise sogar aus München, weiß Alexandra Skeide zu berichten. Sie pflegt ein familiäres Verhältnis zu ihren Kunden, kennt fast alle persönlich und ist bemüht um eine ruhige Stimmung im Laden. Eine andere Form des Konsums nicht nur im Angebot, sondern auch in der Atmosphäre soll hier geschaffen werden.
Neue Ideen zur Umsetzung dieses selbst gesetzten Anspruchs gibt es genug. "Was machen wir mit dem Raum, der für die gastronomischen Angebote des Mittagstisches vorgesehen war?", fragten sich Alexandra Skeide und ihr Team Anfang des Jahres. Ins Leben gerufen wurde die sogenannte "Tauschkreiselei". Das Prinzip ist schnell erklärt: Wer schon länger zu groß gewordene Kleidung loswerden wollte, kann dies jetzt im Unverpackt-Laden tun - und dabei selbst nach passender Kleidung stöbern: "Nimm, was du brauchst - gib, was du hast". Suffizient, effizient und einfach praktisch, so erlebt das Tauschprinzip in den Räumen einer ehemaligen Raiffeisenbank seine Rückkehr.
Und auch die Umstellung des vegetarischen und veganen Mittagsangebots auf Bestellung und Abholung schmälert das kulinarische Erlebnis nicht. Davon zeugen die vielen Stammkunden, die zwischen zwölf und 14 Uhr, sei es fürs Homeoffice, als Mensaersatz oder für den Besuch der Enkelkinder in der Anzinger Straße eintrudeln. Verwunderlich ist das bei so verlockenden Angeboten wie Spinat-Käseknödeln mit Tomatensoße und Bergkäse oder vegetarischen Burgern nicht. Bald kann man, wenn die Sonne wieder scheint, die Bauarbeiten abgeschlossen sind und die Corona-Fallzahlen es zulassen, auf der neu gebauten Außenterrasse Platz nehmen.