Schulturnhalle in Vaterstetten:Sanieren statt planieren

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Auch von außen ist die Turnhalle am Gymnasium Vaterstetten nicht unbedingt ein Hingucker. Viel schwerer wiegen jedoch die baulichen Mängel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Turnhalle am Gymnasium Vaterstetten soll nicht komplett abgerissen und neu gebaut werden. Das hat vor allem finanzielle Gründe. Der Landkreis geht mit dieser Entscheidung aber ein gewisses Risiko ein.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg/Vaterstetten

Leistungssport wird in der Gymnasiumturnhalle Vaterstetten auf absehbare Zeit nicht stattfinden können, denn für manche Spielformen ist das Feld schlichtweg zu klein. Diesen Mangel haben die Mitglieder des Kreis-Liegenschaftsausschusses nun aber zähneknirschend in Kauf genommen. Bei der Frage, ob die in die Jahre gekommene Halle komplett abgerissen und entsprechend der heutigen Normgrößen neu gebaut oder stattdessen nur grundlegend saniert werden soll, sprachen sie sich mehrheitlich für letztere Variante aus. Der einfache Grund: Das könnte für den Landkreis deutlich günstiger werden als ein Neubau. Ein gewisses Restrisiko aber bleibt.

Dass an der Halle dringend etwas gemacht werden muss, ist schon länger bekannt. Das Bauwerk aus den frühen 70er Jahren weist inzwischen einige Mängel auf, vor allem das Dach der Sportstätte bereitet zunehmend Sorgen. Dessen Zustand ist dermaßen schlecht, dass die Nutzung der Halle von 2025 an behördlich untersagt würde. Um das zu verhindern, muss der Landkreis nun aktiv werden. Dafür standen drei Möglichkeiten zur Auswahl, von denen aber nur zwei wirklich in Betracht kamen. Eine einfache Sanierung, bei der nur das Dach erneuert würde, schlossen die Kreisräte von Beginn an aus. Weil es dafür keine Förderung gibt, wäre diese Variante letztlich sogar teurer als eine Komplettsanierung.

Finanzpolitik
:Millionen über Millionen

Die Turnhalle am Gymnasium Vaterstetten muss grundlegend saniert oder sogar komplett abgerissen werden. Nun gibt es dafür eine erste Kostenschätzung - und die hat es in sich.

Von Andreas Junkmann

Diese soll einer ersten Hochrechnung zufolge rund 10,8 Millionen Euro kosten, etwa 3,7 Millionen Euro könnte sich der Landkreis an Fördermitteln zurückholen. Bei einem Neubau würde die staatliche Finanzspritze sogar 4,3 Millionen Euro betragen, allerdings schlägt diese Variante auch mit einem Grundpreis von etwa 14,5 Millionen Euro zu Buche. Selbst im Landratsamt sei man sich unschlüssig gewesen, welcher nun der richtige Weg für die Vaterstettener Sportstätte ist, wie Claudia Wergin in der Ausschusssitzung am Mittwoch sagte. Eine Komplettsanierung sei zwar günstiger als ein Neubau, berge aber gewisse Risiken. So müsse etwa vorab geprüft werden, ob die Tragfähigkeit mancher Teile überhaupt gegeben sei. Im Worst-Case, wie Wergin sagte, sei die Kostendifferenz zwischen den beiden Varianten gar nicht so groß, wie im Moment angenommen.

Spätestens seit der Ankündigung von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) von Anfang dieser Woche, wonach der Landkreis die beiden Schul-Großprojekte Gymnasium Poing und Berufsschule Grafing-Bahnhof zeitnah und gleichzeitig umsetzen will, ist jeder Euro im Haushalt nun quasi das Doppelte wert. "Angesichts der Investitionsvorhaben würde ich der Variante 2 leicht den Vorzug geben", sagte der Landrat deshalb. Bei einer Sanierung bestehe immerhin die Möglichkeit, dass der Landkreis sich rund drei Millionen Euro sparen könnte. "Wenn die wirtschaftliche Lage einfacher wäre, würde ich wohl einen Neubau bevorzugen", räumte Niedergesäß ein.

An der Hallengröße wird sich durch die Sanierung nichts ändern - sie bleibt zu klein

Dieser Meinung waren auch die meisten Gremienmitglieder. Ein Neubau wäre zwar wünschenswert, "aber das könnten wir nach außen hin kaum vertreten", sagte etwa Elisabeth Platzer (SPD). Dem schloss sich auch Martin Wagner (CSU) an: "Die Investitionen in der Zukunft werden so groß sein, dass wir einfach anfangen müssen zu sparen." Wegen der zu geringen Spielfeldgröße, die lediglich durch einen kompletten Neubau vergrößert werden könnte, machte sich Wagner derweil keine Sorgen. Er habe diesbezüglich noch keine Beschwerde aus Vaterstetten gehört.

Es gab allerdings auch Fürsprecher für eine neue Halle. Piet Mayr (CSU) etwa verwies auf die Risiken einer Sanierung: "Jedes Mal wenn wir ein Schulgebäude aus den 70er Jahren angefasst haben, haben wir eine böse Überraschung erlebt." Auch Marlene Ottinger (Linke) fragte, ob es denn sinnvoll sei, so viel Geld in ein altes Gebäude zu stecken. "Wir würden uns jetzt vielleicht drei Millionen Euro sparen, aber in 20 Jahren kostet es uns dafür deutlich mehr." Letztendlich aber votierten elf Kreisräte für die Sanierung, vier hätten sich den Neubau der Halle gewünscht.

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