Weihnachten:"Es gehen mehr Menschen ins Stadion als in die Kirche. Also gehen wir dorthin"

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Wo sonst gekickt wird, verkündet an Heiligabend der Vaterstettener Pfarrer Stephan Opitz die Weihnachtsbotschaft. Ein Gespräch über Fußball und Kirchenaustritte.

Interview von Sina-Maria Schweikle, Vaterstetten

Ein Gottesdienst im Fußballstadion mit hochkarätiger musikalischer Begleitung: Das Pfarramt der Baldhamer Petrikirche hat sich in diesem Jahr etwas ganz besonderes für Heiligabend einfallen lassen. Doch es geht dabei auch um mehr: Die Kirche muss neue Wege wagen, um sich die Schäfchen nah zu halten. Deshalb ist der Stadiongottesdienst erst der Anfang, denn: "Wir müssen überlegen, wie und wo wir den Menschen wieder neu begegnen können", sagt der evangelische Pfarrer Stephan Opitz. Ein Gespräch darüber, warum die Kirche neue Wege wagen muss und warum ein Fußball-Stadion dafür genau der richtige Startpunkt ist.

SZ: Herr Opitz, Sie lassen es dieses Jahr zu Weihnachten ganz schön krachen: Eine Weihnachtsfeier im Stadion mit hochkarätiger musikalischer Begleitung. Warum?

Stephan Opitz: (lacht) Wo fange ich da an? Das Ganze nahm bereits vor zwei Jahren seinen Anfang. Während der Corona-Pandemie. Da haben wir uns gefragt, wie man einen Weihnachtsgottesdienst unter den Corona-Maßnahmen feiern könnte. Damals mussten wir den Stadionbesuch aufgrund der Situation absagen. In den vergangen zwei Jahren ist viel passiert und vieles hat sich verändert.

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Was denn zum Beispiel?

Wir als Kirche merken, dass man nicht einfach darauf warten kann, dass die Menschen zu uns kommen. Deshalb überlegen wir uns neue Formen, wie wir auf sie zugehen können. Die Seelsorge ist wichtig und ein Segen für die Begegnungen. Aber wir müssen uns auf die Suche nach neuen Formen begeben, wie und wo wir den Menschen wieder neu begegnen können. Und eines ist klar (lacht): Es gehen aktuell mehr Menschen ins Stadion als in die Kirche. Also gehen wir dorthin.

Fußball und Kirche - was haben diese beiden Dinge gemein?

Beide leben vom Zauber der Gemeinschaft, aber den Spirit derselben kann man niemals planen. Doch wenn er uns geschenkt wird, ist er wunderschön - ein heiliger Augenblick sozusagen!

Wie viele Menschen haben sich denn für den Weihnachtsgottesdienst angemeldet?

Es haben sich bereits rund 1000 Menschen angemeldet. Dabei handelt es sich um viele Gemeindemitglieder. Auf der Anmeldeliste ist aber auch ersichtlich, dass sich viele Menschen angemeldet haben, die sich von der Kirche distanziert haben. Das freut mich sehr!

Was wird die Menschen im Stadion erwarten?

Es wird eine Predigt geben, Gebete und eine wunderbare Musik. Mit Mulo Francel und Chris Gall habe ich schon viele Gottesdienste gehalten und uns verbindet eine große Freundschaft.

Und dann laufen die Kinder im Stadion zum Krippenspiel ein?

Nein, das Krippenspiel wird im Bürgerhaus Neukeferloh stattfinden. Als Gegengewicht zu dem sehr lebendigen Stadiongottesdienst wird es am 25. und 26. auch ruhigere Gottesdienste geben. Die Christmette am Abend, dann einen Gottesdienst für Kinder und Familien. Es ist ein reiches Programm.

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Da ist ganz schön was geboten für die Gemeinde. Da fragt man sich: Was soll denn da noch im nächsten Jahr kommen?

Auch für das kommende Jahr planen wir in der Art weiter, dass wir uns überlegen, wie wir auf die Menschen zugehen können. So denken wir gerade zusammen mit mehreren Gemeinden daran, ein Tauf-Fest außerhalb der Kirche zu feiern. Am Riemer See. Also, dass wir als Kirche dorthin gehen, wo die Menschen sind. Jesus hat ja auch nicht in der Synagoge darauf gewartet, dass die Menschen zu ihm kommen, sondern ist rausgegangen. In dem Sinne gehen wir auf die Menschen zu.

Der Gottesdienst wird am 24. Dezember im Stadion Vaterstetten gehalten. Der Einlass startet um 16 Uhr, Beginn des Gottesdienstes im um 17 Uhr. Anmeldung: www.petrigemeinde.de oder telefonisch im Pfarramt der Petrikirche unter (08106) 99626.

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