Spendenaktion:Der SZ-Aventskalender hilft auch im Corona-Jahr

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Menschen in belastenden Situationen sollen 2020 wieder Unterstützung erfahren. So können die SZ-Leser spenden.

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Corona macht auch vor dem SZ-Adventskalender nicht Halt. Die Hilfsaktion der Süddeutschen Zeitung, die ihre Leser seit nunmehr 72 Jahren begleitet, steht wie alles andere in diesem Jahr im Zeichen der Pandemie. So sollen auch die über den Adventskalender gesammelten Spenden Menschen zugute kommen, die von der Corona-Krise besonders betroffen sind.

Wobei es sich zeigt, dass gerade je- ne unserer Mitmenschen, die ohnehin Schwierigkeiten haben, ihr Leben zu meistern, auch unter den augenblicklichen Einschränkungen zum einen, den gesundheitlichen Gefahren zum anderen besonders leiden. Ob das arme Familien sind, ältere Menschen oder solche mit Behinderungen, Arbeitnehmer mit kleinen oder geringfügigen Einkommen, die schon in Zeiten ohne Kurzarbeit oder vorübergehende Stilllegung ihrer Arbeitsstätten Probleme haben, die hohen Mieten in der Metropolregion München zu bezahlen, Menschen mit psychischen Problemen, welche die verordnete Einsamkeit an die Schwelle des Ertragbaren bringt.

(Foto: SZ Grafik)

Insgesamt 8,2 Millionen Euro sind 2019 im Rahmen der SZ-Spendenaktion zusammen gekommen, und damit eine Million mehr als im Jahr davor. Ebenso viel, nämlich 8,2 Millionen sind auch wieder ausgeschüttet worden, an soziale Institutionen, Hilfseinrichtungen, Sozialämter, besondere Projekte, aber auch als Einzelspenden an die im Rahmen des Adventskalenders vorgestellten Fälle.

Immer wieder kommt es vor, dass Leser sich melden, die gezielt einer Familie Geld geben wollen, die ihnen ganz besonders leid tut, einer allein stehende Rentnerin, die ohne Unterstützung ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann, einem Kind, das dringend einen speziellen Rollstuhl braucht. Sogar mit Sachspenden wollen sie helfen, weil sie vielleicht gerade einen Fernseher im Keller haben, den sie sonst weggeworfen oder verkauft hätten, oder ein altes Fahrrad - wobei Sachspenden natürlich schwer zu vermitteln sind.

Privatpersonen spenden, aber auch Firmen, Künstler oder ganze Ensembles

Und doch ist es schön zu hören, dass schon Geschenkkörbe abgegeben wurden oder Weihnachtspäckchen mit gläserweise Schokoaufstrich, der nie im Budget der beschenkten Familie gelegen hätte. Nicht nur Privatpersonen spenden, auch Firmen, Künstler oder ganze Ensembles, die ihre Konzerteinnahmen für den guten Zweck geben - letzteres dürfte es allerdings in diesem Jahr kaum geben, in dem viele Künstler so gut wie gar nicht auftreten und insofern auch selbst nichts einnehmen können.

Die Spenden, von denen im vergangenen Jahr 600 000 Euro in die Landkreise um München herum gingen, kommen also Einzelfällen zugute, fließen aber auch in Projekte wie Schulessen, Lebensmittelpakete, Musikvermittlung für bedürftige Familien oder Sportvereinsbeiträge. So finanzierte der Adventskalender vor zwei Jahren ein neues Fahrzeug für die Sozialpsychiatrischen Dienste Ebersberg, mit dem die Betreuerinnen und Betreuer zu ihren Klienten fahren oder diese bei Arzt- oder Behördengängen begleiten können.

In diesem Jahr unterstützte er im Landkreis Ebersberg unter anderem den Mobilen Mittagstisch der Vaterstettener Nachbarschaftshilfe, der wegen der Corona-bedingt gestiegenen Nachfrage teure Warmhaltebehälter für das heiße Mittagessen anschaffen musste. Beteiligen konnten sich die Spender auch an der Hilfe für das Landschulheim Elkofen, indem sie elf Tablets für Schüler mitfinanziert haben, die ansonsten dem digitalen Unterricht in der Lockdown-Zeit nicht hätten folgen können.

Doch immer wieder sind es die bewegenden Einzelschicksale, die daran erinnern, dass es auch in unserer Wohlstandswelt oft nur die Fassaden sind, die glänzen, wie das Schicksal von Aishe P. zeigt, die nach Trennung von ihrem Mann als Pflegerin gearbeitet, ihre beiden Kinder allein großgezogen hat und nach drei Herzinfarkten und damit einher gehenden Depressionen arbeitsunfähig geworden war und die Miete nicht mehr zahlen konnte.

Auch für Andrea und Peter M. ging es vor allem darum, ihre Wohnung zu behalten. Soviel Leid musste das Ehepaar (alle Namen geändert) erfahren, dass kopfschüttelnd sitzend blieb, wer darüber gelesen hatte: Von einem Hirntumor, der Andrea M.'s Sehnerven zerstörte, während sie noch dabei war, die schwerkranken Eltern zu pflegen. Später wurde noch ein schwerer Herzfehler entdeckt, ihr Mann erlitt unter der Belastung - zwei Kinder hat das Paar - einen Burnout. Unter den Nachwirkungen leiden beide noch immer, einer geregelten Arbeit nachzugehen wie vor den diversen Erkrankungen, ist beiden nicht mehr möglich.

Genauso wenig wie Peter Schambeck, der im Vorjahr auf ein Sauerstoffgerät angewiesen auf eine Spenderlunge wartete, oder Svetlana P., nach einer schweren Krebserkrankung ebenfalls aufs Beatmungsgerät angewiesen. Für sie alle ist es unter Corona noch schwerer geworden.

© SZ vom 21.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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