Stadtradeln:Ebersberger radeln siebenmal um den Äquator

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Mit einem Radlkorso von Moosach nach Glonn ging die Aktion im Landkreis zu Ende. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei der Aktion "Stadtradeln" steigern sich die Teilnehmer aus dem Landkreis Ebersberg zum Vorjahr. Zwei Radler schaffen mehr als 2000 Kilometer.

Von Franziska Bohn, Ebersberg

Die Menschen im Landkreis Ebersberg radeln gerne. Zumindest beim Stadtradeln, das vom 29. Juni bis zum 19. Juli unter dem Motto "Radeln For Future" stattfand. Das Stadtradeln ist eine bundesweite Kampagne, die vom Klima-Bündnis organisiert wird, einem großen Netzwerk mit Städten, Gemeinden und Landkreisen aus ganz Europa zum Schutz des Weltklimas. Bereits zum elften Mal fand die Kampagne statt, der Landkreis Ebersberg nahm nun zum dritten Mal daran teil.

Drei Wochen fuhren die Bürgerinnen und Bürger so oft es ging Fahrrad - und ließen das Auto stehen. So soll ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden und ein Zeichen für eine stärkere Radförderung in den Kommunen gesetzt werden. Auch Kommunalpolitiker waren aufgefordert mitzuradeln. Bis vergangenen Freitag konnten die Teilnehmer ihre zurückgelegten Kilometer online in den Radelkalender auf der Homepage des Stadtradeln eintragen.

Auf dem Stadtradeln-Blog berichteten regelmäßig die sogenannten Stadtradel-Stars über ihre Erlebnisse. Sie sollten 21 Tage am Stück kein Auto von innen sehen. Aus dem Team "Ebersberg bewegen" schrieb Bettina Friedrichs auch über Probleme und Herausforderungen: Bei Regen musste sie mit ihrem elektrischen Bass auf dem Rücken, eingewickelt in eine nicht ganz wasserdichte Hülle und Mülltüte, losradeln - inklusive Umweg dank irreführender Navigationssoftware. Heute hätte sie in ein besseres Navigationsgerät investiert.

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Nicht nur Friedrichs ist begeistert von der Aktion, die Beteiligung im Landkreis Ebersberg ist "massiv gestiegen", so Lisa Huber von der Energieagentur Ebersberg-München, welche die Aktion im Landkreis koordiniert. Fast 600 Fahrer kamen im Landkreis hinzu, mehr als 50 000 Kilometer wurden im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr geradelt: Die Radler des Landkreises legten insgesamt 284 210 Kilometer zurück, das wäre sieben Mal um den Äquator. So vermieden sie 40 Tonnen CO2.

110 Teams mit insgesamt 1557 Radlern

Im Landkreis gab es 110 Teams mit insgesamt 1557 Radlern. Jedes Teammitglied konnte dabei seine eigene Strecke radeln. "Manchmal schließen sich auch Kollegen zusammen und radeln dann gemeinsam zur Arbeit", erklärt Huber. In jeder Kommune gebe es auch ein offenes Team, "falls man nicht weiß, wohin", sagt Huber. So entsteht oft eine bunte Mischung: Kollegen, Familien oder Nachbarn gründen Teams, um für die Umwelt zu radeln. Das motiviere zusätzlich, erklärt Friedrichs: "Wenn ich gemerkt habe, dass jemand aus meinem Team knapp vor mir lag, bin ich am nächsten Tag eine Extrarunde gefahren."

Sie selbst fuhr mit vier verschiedenen Rädern: ein normales Stadtrad, ein Liegerad "das ist bequem und macht Spaß, viele Leute wollten sogar Probesitzen", ein Klapprad für Strecken mit der S-Bahn und ein Lastenrad für schwere Einkäufe. "Es ist wichtig, in ein vernünftiges Rad mit guten Reifen zu investieren, ich hatte bisher keine Panne", sagt Friedrichs.

Zum ersten Mal bei der Aktion mitgemacht hat die Gemeinde Moosach. Und die sei mit ihren zehn Radlern sehr fleißig gewesen, allerdings "mit Luft nach oben", so Huber. Im Ranking des Landkreises sticht Oberpframmern besonders heraus. Der komplette Gemeinderat sei mitgeradelt: "Das ist bundesweit sehr selten, wenn nicht sogar einzigartig", bestätigt Huber. Dies sei vor allem dem Gemeinderat Michael Kleinmeier zu verdanken, der seine Kollegen immer motiviere mitzumachen. Jedes Gemeinderatsmitglied radelte durchschnittlich insgesamt 278 Kilometer. Im Landkreis Ebersberg steht das Gymnasium Grafing an erster Stelle - mit insgesamt 19201 geradelten Kilometern, das wäre die Luftlinie von Ebersberg bis nach Neuseeland.

Da jede Stadt und Gemeinde den Radlzeitraum individuell festlegt, darf deutschlandweit noch geradelt werden. "Die Sieger des Wettbewerbs dürfen noch nicht verraten werden", erklärt Huber. Gesucht werden die fahrradaktivsten Kommunalparlamente und Kommunen sowie fleißigsten Teams und Radelnde in den Kommunen selbst. So viel könne aber bereits verraten werden: Die beiden Radler, mit der längsten Strecke aus dem Landkreis kommen aus dem nördlichen Landkreis und haben jeweils mehr als 2000 Kilometer erstrampelt. Bis nach Lissabon wären sie damit gekommen.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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