Mitten in Ebersberg:Mäh? Nö!

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Es ist zwar leicht und jeder kann's. Aber das Meckern sollten wir dann doch lieber den wollenen Profis überlassen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Meckern gehört derzeit zum Volkssport. Zum Glück gibt es auch Menschen, die stattdessen einfach mal die Sonne aufgehen lassen.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Zugegeben, es gibt ganz schön was zu meckern - spätestens seit Corona in den Alltag aller reingepfuscht hat, allen monatelang nur das Alleinsein gemeinsam war, dann noch der Ukrainekrieg kam und seitdem die Preise so hochgegangen sind. Und die Sonne, die will sich diesen Frühling auch kaum blicken lassen. Ganz schön doof, so im Gesamtbild.

Das Meckern taucht im Dialog mit genervten Bäckereifachverkäuferinnen auf, die nicht abwarten können, bis sich das Kind für einen der bunten Krapfen entscheidet, es findet sich beim älteren Nebensteher an der Fleischtheke, der naserümpfend nicht einsehen will, dass man Leberkässemmel auch mit Ketchup bestellen kann. Es steht ganz unvermittelt am Gartenzaun und keift, weil die Kinder wieder zu viel Spaß beim Trampolinspringen haben. Mäh, mäh, mäh.

Doch damit diese Kolumne nicht auch noch in dasselbe Horn bläst beziehungsweise meckert, wie es gemeinhin derzeit in der Öffentlichkeit gern praktiziert wird, soll hier einmal besonders schönen Begegnungen Platz gemacht werden - mit freundlichem Dank an deren Protagonisten. Da ist zum Beispiel die nette Frau beim Einkaufen im Supermarkt, die dem Kind eine Breze in die Hand drückt, weil sie es so süß findet. Der ältere Herr, der einem an der Kasse verschwörerisch Rabattmarken in die Hand drückt.

Die Polizisten, die für den Kleinen extra mal die Sirenen vom Dienstwagen aufheulen lassen. Die Nachbarn, die plötzlich mit einem Goldschatz vor der Türe stehen und damit die Kinder vor einem verregneten Nachmittag in öder Langweile retten. Die Unbekannte, die einem auf dem Parkplatz nachrennt und das Parkticket zusteckt, weil es noch gültig ist und sie es nicht mehr braucht. Das nette Ehepaar ein paar Häuser weiter, das ein Büchlein mit unvergesslichen Gedichten vorbeibringt, einfach so, weil man sich mal auf einem gemeinsamen Nachhauseweg darüber unterhalten hat.

Und besonders in Erinnerung behalten, weil erst kürzlich passiert: der ältere Herr, der bei Regen auf seinem Fahrrad etwas kurvig durch die Straße fährt. In einer Hand hält er einen Regenschirm, mit der anderen versucht er zu lenken. Kaum hat er eine Frau mit Kind entdeckt, die durch die Pfützen spaziert, steuert er auf sie zu - und bietet seinen Schirm an. Lieber wird er dann doch selber nass, als dass er die beiden ihm Unbekannten im Regen stehen lässt.

Es kann noch so kalt sein, das Essen noch so teuer, die Nachwirkungen von Corona noch so blöd - in solchen Momenten geht über allem Meckern die Sonne auf, einfach so.

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