Wie funktioniert unser Zusammenleben in Gruppen und Gemeinschaften? Die Soziologie erforscht Aspekte menschlichen Handelns sowie sozialer Systeme und leistet dadurch einen enormen Beitrag zum Verständnis moderner Gesellschaften. Aktuelle Artikel zur Soziologie auf SZ.de.
Neue Mitte-Studie
:Die Deutschen gewöhnen sich an den Rechtsextremismus
Nationalismus, Antisemitismus und die Verachtung für bestimmte Mitmenschen bleiben in Deutschland verbreitet und nehmen teilweise zu. Doch die Studie „Die angespannte Mitte“ zeigt auch: Das Erstarken rechtsextremer Kräfte besorgt sehr viele.
Soziologie
:Über den Tod so unbefangen reden wie über Sex
In seinem Essay „Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen“ forderte Norbert Elias 1982, das allerletzte Tabu endlich zu brechen. Der Text ist heute noch so lesenswert wie damals. Mindestens.
Rechtspopulismus
:„Viele Befragte sind auf dem Weg zum Faschismus“
Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey beschreiben in ihrem neuen gemeinsamen Buch „Zerstörungslust“ eine Gefahr, die sie für größer halten als den Rechtspopulismus. Aber muss es immer gleich das ganz große rhetorische Besteck sein?
Konferenz zum Backlash
:Schuld an Trump? Angst und Lustgewinn
In Basel versucht die Prominenz der Kritischen Theorie, sich den Aufstieg autoritärer Tendenzen zu erklären. Ihre Debatte um Sockenschubladen, Elektrobagger und Ängste zeigt aber auch: Ideen, wie der Entwicklung begegnet werden kann, sind rar.
Autoritäre Rechte
:Einfach mal das System in die Luft jagen
Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey untersuchen die „Zerstörungslust“ als zentrale Triebkraft des Rechtspopulismus.
Sozialpsychologie
:Was sehen Sie hier?
Steven Pinker ist der berühmteste optimistische Intellektuelle der Welt. In seinem neuen Buch fürchtet er jedoch um die Fähigkeit, unser Handeln rational aufeinander abzustimmen. Warum?
Nachruf Claus Offe
:Wann kippt der Kapitalismus?
Das wollte der bedeutende Sozialforscher Claus Offe herausfinden. Jetzt ist er 85-jährig gestorben.
Frankreich
:„Meine Mutter fühlte sich verraten von den Linken“
Der Soziologe Didier Eribon über die Wut der Franzosen auf ihre Regierung, die extreme Rechte in Europa – und warum seine Mutter, eine klassische Arbeiterin, ihr ganzes Leben lang unglücklich war.
Sachbuch
:Für die Palästinenser nur ein paar Nebensätze
In ihrem neuen Buch über den Gaza-Konflikt scheitert auch die Star-Soziologin Eva Illouz daran, die Verwundungen beider Seiten zusammenzudenken.
AfD
:Projekt Systemwechsel
Gute Laune macht die Lektüre des Wissenschaftsbands zur „Destabilisierung von Institutionen durch die AfD“ nicht. Dafür versteht man besser, wie die anhaltenden Angriffe der Rechtspopulisten funktionieren.
Glaube
:„Die Religion erfährt derzeit einen historisch beispiellosen Bedeutungsrückgang“
Neue Studien zeigen, dass die Bedeutung der Religion weltweit abnimmt, sogar in Iran und den USA. Sollte uns das beunruhigen? Ein Gespräch mit dem Religionssoziologen Detlef Pollack.
Interview mit Soziologin
:„Schweiß war schon immer zutiefst kulturell aufgeladen“
Insbesondere während Hitze ist Schwitzen wichtig für die Gesundheit, trotzdem tun Menschen viel, um trocken und geruchsfrei zu bleiben. Die Soziologin Elena Beregow erforscht die gesellschaftliche Bedeutung von Schweiß – und plädiert dafür, ihn als körperliche Realität anzuerkennen.
ExklusivEliten in Deutschland
:Durchlässig wie ein Betonklotz
Eine neue Untersuchung belegt, wie dieselben Eliten seit mehr als 100 Jahren die deutsche Wirtschaft lenken – und das trotz dreier kompletter Systemwechsel.
Literatur
:Millionäre im Stealth-Modus
„Tausendmal so viel Geld wie jetzt“: Der Schriftsteller Juan S. Guse hat eine fulminante Reportage über vier Männer geschrieben, die mit Kryptowährungen reich geworden sind. Und trotzdem weiter ein bescheidenes Leben führen.
Philosophie
:Wo Hass abstrakt wird, wächst die Gefahr
Die Essays des Philosophen Helmuth Plessner über Unmenschlichkeit und Menschenverachtung sind viele Jahrzehnte alt – aber sie helfen die Schrecken der Gegenwart zu verstehen.
Gesellschaft
:Forscher sehen eine „Krise der Verbundenheit“
Die Stimmung in Deutschland wird immer aggressiver, die Menschen ziehen sich ins Private zurück, das „Wir-Gefühl“ geht verloren, zeigt eine neue Studie. Es gibt aber auch Ideen, wie sich das wieder ändern ließe.
3sat-Doku „X, Y, Z – Die Generationenlüge“
:Sag niemals die
Eine 3sat-Doku offenbart die eklatante Unzuverlässigkeit der populären Generationszuschreibungen. Was Menschen eint, wird von einem ganz anderen Faktor beeinflusst.
Ideengeschichte der Bundesrepublik
:Eine unwahrscheinliche Annäherung
Der jüdische Emigrant und Philosoph Theodor W. Adorno und der rechtskonservative Soziologe und Nazi-Günstling Arnold Gehlen pflegten nach dem Krieg eine produktive Bekanntschaft. Thomas Wagner erzählt in einem eindrucksvollen Buch, wie es so weit kam.
Eva Illouz
:Ich werde mich nicht entschuldigen, nur um einen Preis zu bekommen
Staat und Regierung Israels verteilen eine namhafte Auszeichnung an viele kulturell verdiente Bürger. Allerdings unter einer Bedingung, die nicht zu erfüllen ist.
Stefan Kühl: „Führung und Gefolgschaft“
:Fließender Übergang zwischen Nationalsozialismus und Demokratie
In der niedersächsischen Provinz wurden bis in die Achtzigerjahre Zehntausende deutsche Manager geschult – von Reinhard Höhn, einem einstigen NS-Staatsrechtler. Der Soziologe Stefan Kühl hat die Geschichte der Ausbildung von Führungskräften in der BRD erforscht.
Reden wir über Geld
:„Diese fehlende Lust am Regelbruch macht mir Sorgen“
Soziologe und Bestseller-Autor Hartmut Rosa über die brave junge Generation, zu hohe Honorare und seine eigene Kindheit in einer Hindu-Sekte.
Janosch Schobin über ein schmerzhaftes Gefühl
:Einsam ist man nicht allein
Singles, Teenager, Senioren: Gibt es immer mehr Einsamkeit? Ein Soziologe widerspricht und sagt: Das steht uns erst noch bevor.
Klimaschutz in der Krise
:„Viele sind anfällig für das Gefühl, dass ihnen etwas weggenommen wird“
Im Wahlkampf spielt der Klimawandel kaum eine Rolle, die Polarisierung wächst. Soziologe Dennis Eversberg erklärt die Gründe – und wie man die Lager wieder zusammenbringen könnte.
Soziologin Cornelia Koppetsch suspendiert
:„Gravierende Verstöße“
Die Darmstädter Soziologie-Professorin Cornelia Koppetsch hat in ihren Arbeiten regelmäßig plagiiert. Jetzt hat ihre Universität sie suspendiert. Sie könnte ihre Lehrbefugnis verlieren.
Bücher des Jahres
:Die Besten der Besten
Schriftstellerinnen und Intellektuelle beantworten die Frage: Welches Buch war in diesem Jahr für Sie besonders wichtig?
Wahlverhalten
:Warum wählen Menschen Parteien, die ihnen schaden?
Angst, Wut, Enttäuschung: Bei vielen ist der Blick auf die Politik von negativen Gefühlen geprägt. Aber was ist mit Nähe – und Hoffnung? Über die emotionale Ausgangslage zur Bundestagswahl.
MeinungDebatten
:Die Unterscheidung von Gesinnungs- und Verantwortungsethik macht keinen Sinn
Der Soziologe Max Weber führte vor 100 Jahren zwei Begriffe ein, die längst allgegenwärtig sind. Aber wie sinnvoll sind sie eigentlich noch? Den Dialog, zum Beispiel in der Ukraine-Politik, fördern sie jedenfalls nicht.
Psychologie
:Wollen wir Freunde bleiben?
Freundschaften geben Glück und Halt, aber können auch anstrengend sein, wenn man viel um die Ohren hat. Wie pflegt man sie trotzdem, und welche? Fünf Beobachtungen aus der Wissenschaft.
Kajak fahren mit Steffen Mau
:„Das ziehen wir jetzt durch“
Steffen Mau ist Deutschlands derzeit wohl gefragtester Soziologe. Zum Abschalten zieht es ihn aufs Wasser. Eine Kajakfahrt unter erschwerten Bedingungen.
Stefan Hertmans: „Auf der Suche nach der Gegenwart“
:Was machen wir hier?
Wenn man die Gegenwart überblicken will, darf man sich vor Verallgemeinerung nicht fürchten. Der belgische Essayist Stefan Hertmans schafft es kurz und schmerzvoll.
„Explosive Moderne“ von Eva Illouz
:Nein, wir kommen nicht klar
Die Soziologin Eva Illouz zerlegt in einer beeindruckenden Großanalyse den emotionalen Sprengsatz des Liberalismus. Und zeigt, wie kollektiv verwundet wir sind.
Zeitdiagnose
:Auf der Rückseite des Fortschritts
Der Berliner Soziologe und gefeierte Zeitdiagnostiker Andreas Reckwitz glaubt, der Westen müsse endlich lernen, mit Verlusterfahrungen klarzukommen.
Hartmut Rosa antwortet
:Noch mal langsam von vorne
Hartmut Rosa hat mit zwei Begriffen erklärt, wie sich die Gegenwart anfühlt. In einem Interview-Bändchen liest sich der Soziologe jetzt wie in doppelter Geschwindigkeit abgespielt. Moment mal!
Psychologie
:Ich glaube, ich hab das auch
Gefühle, Lebensstile oder gar psychische Leiden breiten sich manchmal in Gruppen aus wie Viren. Über das Phänomen der sozialen Ansteckung.
Wahl in Thüringen und Sachsen
:Ein enormer Bruch
Der aus Rostock stammende Soziologe Steffen Mau über die kommenden Landtagswahlen im Osten – und die noch immer unterschätzten Gründe für die Stärke der AfD.
SZ MagazinSagen Sie jetzt nichts
:Wie steht es um die Gleichberechtigung, Jutta Allmendinger?
Die Soziologin im Interview ohne Worte über Geistesblitze, ihre Leidenschaft für das Brustschwimmen und darüber, was sie mit einem zusätzlichen freien Tag in der Woche tun würde.
Natan Sznaider: „Die jüdische Wunde“
:Flaschenpost der Geschichte
Als habe er die Hoffnung aufgegeben: Natan Sznaider tadelt in seinem Buch „Die jüdische Wunde“ die Lebenslügen des postkolonialen Aktivismus so scharf wie nie zuvor.
Soziale Ungleichheit
:„Es steht ein gigantischer Vermögenstransfer an“
Der Soziologe Fabian Pfeffer forscht zu der Frage, wie eine gerechtere Gesellschaft aussehen kann. Ein Gespräch über riesige Erbschaften und die Frage, warum Reiche reich bleiben.
Sachbuch von Armin Nassehi
:Ist halt so
Es stehen wichtige Veränderungen an, aber wir kommen nicht vom Fleck. Der Soziologe Armin Nassehi erklärt, warum der Widerstand gegen Transformation in der Gesellschaft auch die Grünen und die Klimademonstranten nicht überraschen sollte.
Soziologe Andreas Reckwitz
:„Es herrscht ein völlig anderes Grundgefühl“
Der Soziologe und Milieu-Forscher Andreas Reckwitz über die rätselhafte Treue der AfD-Wählerschaft, die neue Kultur der Unerbittlichkeit – und den größten Fehler der liberalen Eliten.
Eva Illouz
:Ach, die Linke, diese entsetzliche Linke
Jahrelang dachte die Soziologin Eva Illouz, ihr politisches Lager zu kennen. Bis es nach dem 7. Oktober einsam um sie wurde. Über politische Heimatsuche und die Frage: Was bedeutet es heute eigentlich, links zu sein?
Psychologie
:Das Mehrheitsparadox
Gemeinsam einsam: Wie sich Ansichten oder Entscheidungen durchsetzen können, obwohl die breite Masse sie falsch findet.
Soziologe Steven Vertovec
:"Es ist Zeit, nicht mehr zu vereinfachen"
Für die Vielfalt moderner Gesellschaften hat der Soziologe Steven Vertovec den Begriff "Superdiversität" erfunden. Er plädiert für ein radikales Umdenken in Migrationsfragen.
Rainald Goetz wird 70
:"Immer neu loslegen wie neu"
Der ewige Dichter des Jetzt hat der Gegenwart noch etwas zu sagen - nur hören und sehen muss sie es schon selbst.
Simon Schaupp: "Stoffwechselpolitik"
:Katastrophales Tauschgeschäft
Der soziale Frieden im Land ist trügerisch, findet der Soziologe Simon Schaupp. Er beruht auf krasser Ressourcenverschwendung. Lange geht das nicht mehr gut. Ein neues Politikprinzip muss her.
Sachbuch "Betrunkenes Betragen"
:Mythos Kontrollverlust
Menschen tun unter Alkoholeinfluss Dinge, die sie sonst nie tun würden? Eine ethnologische Studie aus dem Jahr 1968 sammelte verblüffende Belege dafür, dass das nicht stimmt.
Philipp Felsch: "Der Philosoph - Habermas und wir"
:Der letzte Idealist
Philipp Felsch besucht Jürgen Habermas, um ihn als Zentralgestirn der deutschen Debattengeschichte zu porträtieren. Er trifft einen bestürzend desillusionierten Beobachter unserer Gegenwart.
Geoffroy de Lagasnerie
:Schützt nicht vor Ohnmacht
Wir sollten "Kafka misstrauen", mahnt Geoffroy de Lagasnerie. Oder misstraut der Soziologe vor allem uns, seinen Lesern?
Ausstellung über "Pardon"
:Das Magazin, gegen das Franz Josef Strauß 18 Mal klagte
Teufel, Nackerte und Gräber für US-Präsidenten: Lange vor "Titanic" gab es "Pardon" aus Regensburg, ein Stachel im Fleisch der jungen Bundesrepublik. Eine exzellente Ausstellung beleuchtet die Geschichte des Satireblatts.
Podcast „In aller Ruhe“ mit Carolin Emcke
:„Zweifel werden übersehen“ - Steffen Mau über Affektpolitik und Spaltung
Steffen Mau erklärt, warum Positionen sich im öffentlichen Diskurs verhärten und wie sie sich theoretisch wieder aufweichen ließen. In dieser Folge von "In aller Ruhe" gesteht der Professor für Makrosoziologie: Hoffnungsvoll ist er nicht.