B304 Allianz:Chefsache Verkehr

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Der Freistaat hat die Entwicklung der Metropolregion München zwar stets sehr gefördert - mit den Folgen bleiben die Umlandkommunen indes meist alleine.

Kommentar von Wieland Bögel, Ebersberg

Das Land ist weit, der Zar ist fern, weiß eine angeblich russische Redewendung, die hierzulande gerne zitiert wird. Oft geht es dann um das Verhältnis von Peripherie und Zentrum, weshalb der Spruch auch zum aktuellen Appell der B304-Anlieger an den Ministerpräsidenten nicht schlecht passt.

Das liegt gar nicht so sehr an einer räumlichen Distanz zwischen Umland und Landeshauptstadt respektive der dort residierenden Staatsregierung, als an einer inhaltlichen Entfernung. Der Förderung des Metropolraumes München - zweifellos eine Erfolgsgeschichte - hatten sich die bayerischen Zaren seit der Nachkriegszeit intensiv gewidmet. Nicht ganz so intensiv hatte und hat man bis heute die Folgen der Aufblähung der Landeshauptstadt im Blick. Etwa den Wohnungsmangel oder die davon ausgelöste Verdrängung, die wiederum zu mehr Pendlerverkehr führt. Und da kommt das weite Land ins Spiel: Dort wohnen viele der Leute, die den Münchner Wirtschaftsmotor am Laufen halten - und sie durchfahren es auch.

Die Folgen davon sind mindestens zweimal am Tag nicht zu übersehen, zu überhören oder zu überriechen, je nachdem, wie nahe man an den überlasteten Verkehrsachsen wohnt. Eine besonders überlastete ist die B304, die neben dem Pendlerverkehr auch noch eine wichtige Verbindung mehrerer für den Warentransport bedeutender Fernstrecken darstellt. Was im übrigen nicht mehr nur für die Anwohner der Zubringerstraßen ein Problem wird, sondern in absehbarer Zeit auch für die Metropole selbst. Wenn sich diese nämlich nicht mehr in vernünftiger Zeit erreichen lässt, wird das für die dortige Wirtschaft unschön. Besonders viel Augenmerk darauf, wie sich dort eine Entlastung herstellen lässt, haben die fernen Zaren der vergangenen Jahre und Jahrzehnte allerdings nicht gerichtet. Das letzte wirklich große Infrastrukturprojekt für die Region war der Bau der S-Bahn, und das ist heuer genau ein halbes Jahrhundert her.

Für den Großraum bräuchte es in den kommenden Jahren ein Vorhaben von ähnlicher Größe, wie man es 1972 gewagt hatte, vielleicht sogar noch etwas mehr. Was fehlt, ist ein wirklich regionsübergreifendes Verkehrskonzept, welches das weite Umland effektiv an die Metropole anbindet, ohne dass es im dabei entstehenden Verkehr versinkt. Und wo anders sollte ein solches zumindest initiiert werden, als in der Staatskanzlei? Die Verkehrspolitik in der Region muss endlich Chefsache werden.

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