Klimawandel:Auf den Grund gegangen

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Martin Kabel vor seiner Wärmepumpe in Waldperlach: Aufgrund sinkender Grundwasserpegel funktioniert sie nicht mehr. (Foto: Stephan Rumpf)

Vielerorts sinken die Grundwasserpegel - das kann zum Problem für Grundwasserwärmepumpen werden. Wie sieht die Lage für Besitzer eben jener Pumpen im Landkreis Ebersberg aus?

Von Merlin Wassermann, Ebersberg

Die Grundwasserpegel sinken, an manchen Messstellen im Landkreis Ebersberg sind sie so niedrig wie seit 50 Jahren nicht. Für Martin Kabel aus Waldperlach im Nachbarlandkreis München hat das eine unangenehme Konsequenz zur Folge gehabt: Seine Grundwasserwärmepumpe funktioniert nicht mehr, da sie das Grundwasser nicht mehr erreichen kann. Im Ebersberger Landkreis sind und gehen derartige Pumpen ebenfalls in Betrieb, auch wenn sie neben Luftwärmepumpen und Erdwärmesonden am seltensten verwendet werden. Was bedeuten also die trockenen Jahre und sinkenden Pegel für diese Pumpen - werden sie bald wie die von Martin Kabel obsolet?

Zunächst: Vereinfacht ausgedrückt funktionieren Grundwasserwärmepumpen über einen Saugbrunnen, der das Grundwasser, das über eine relativ konstante Temperatur von sieben bis zwölf Grad verfügt, an die Oberfläche befördert. Dort wird dem Wasser die Wärme entzogen, die dann zum Heizen verwendet werden kann. Über einen Sickerbrunnen wird das kalte Wasser anschließend zurück in den Untergrund gepumpt. Voraussetzung für die Funktionsweise dieser Heiztechnik ist - logischerweise -, dass der Saugbrunnen das Grundwasser erreichen kann.

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Fälle, in denen Pumpen ausgefallen sind, scheinen im Landkreis Ebersberg noch nicht eingetreten zu sein. Thomas Zeller ist Geschäftsführender Gesellschafter der WBT Vertriebs GmbH, die eine Niederlassung in Glonn betreibt und Haustechnik wie etwa Heizungen installiert. Und er sagt: "Zu niedriges Grundwasser war bei uns noch nie ein Problem."

In den vergangenen Jahren habe er lediglich von einem Fall im Landkreis gehört, bei dem durch die Heizungsbauer - nicht die WBT, wie er betont - zu niedrig gebohrt wurde. "Eigentlich bohrt man zwei bis drei Meter tiefer als nötig", so Zeller. Dadurch sei es möglich, auch große Grundwasserpegeländerungen nach unten abzufedern. Zeller vermutet jedoch, dass insbesondere bei alten Bohrungen dieser Standard nicht immer eingehalten wurde. Klaus Mortiz vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim spekuliert ebenfalls, dass "im Vorfeld die Bewertung des Standorts unter Umständen nicht fachgerecht durchgeführt worden ist".

Luftwärmepumpen und Erdwärmesonden sind Grundwasserwärmepumpen vorzuziehen, sagt ein Grafinger Heizungsbauer

Ein Heizungsbauer aus Grafing, der nicht namentlich in der Zeitung stehen möchte, berichtet Ähnliches. Zwar sei ihm das Problem als solches bekannt, es käme sporadisch vor. In Ebersberg selbst habe er davon aber bislang nichts mitbekommen. Dennoch rät er seinen Kunden in der Regel von einer Grundwasserpumpe ab. Er hält Luftwärmepumpen und Erdwärmesonden für die besseren Alternativen.

Im Zweifelsfall könne man eine Grundwasserwärmepumpe zwar nachträglich vertiefen, wie er und auch Thomas Zeller erläutern. Bis zu 30 Meter tief könnten die Pumpen installiert werden. Das sei allerdings mit zusätzlichen Kosten verbunden. Noch scheint im Landkreis niemand zu dieser Maßnahme gegriffen zu haben: Laut Pressestelle liegen beim Landratsamt Ebersberg keine Anträge zum Nachbohren vor.

Nicht jeder Standort ist für Grundwasserwärmepumpen geeignet

Wie die Lage in Zukunft aussehen wird, ist ungewiss. Thomas Zeller macht sich allerdings keine Sorgen. "Um München ist der Grundwasserpegel noch recht hoch", sagt er. Zusammen mit der vorsorglich tiefen Bohrung bei der Installation der Pumpen sei die Gefahr sehr gering, dass es regelmäßig zu Situationen wie in Waldperlach kommen würde. In Einzelfällen könne es bei Tiefbaumaßnahmen zum Absinken von Grundwasser kommen, allerdings habe der Heizungseigentümer in diesem Fall Anspruch auf Wiedergutmachung.

Ulrich Spindler wiederum, Professor für Energie- und Gebäudetechnik an der Technischen Hochschule Rosenheim, überraschen einzelne ausfallende Grundwasserwärmepumpen nicht. "So wie ein Brunnen mit sinkendem Grundwasserspiegel austrocknen kann, kann das auch beim Brunnen einer Wärmepumpe passieren", sagt er. Es reiche schließlich schon, wenn die Ergiebigkeit an der Stelle nachlasse. Deswegen rät er bei Ein- und Zweifamilienhäusern nur noch bei "optimalen Wasserverhältnissen" zu einer solchen Wärmepumpe.

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Wie Klaus Moritz erläutert, ist der Untergrund nicht überall in Bayern "für die Nutzung oberflächennaher Geothermie geeignet". Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat hierfür Karten erstellt, aus denen ersichtlich ist, ob ein Standort geeignet ist.

Nichtsdestotrotz müsse jeder Standort noch individuell auf seine Eignung überprüft werden, sagt Ulrich Spindler. So könne etwa das Grundwasser selbst verschiedene Stoffe enthalten, die möglicherweise zu Problemen führen. Spindler plädiert dafür, sich zu informieren, wie die Qualität des Wassers vor Ort ist und ob zu erwarten ist, dass der Pegel stabil bleibt.

Die Eignung der Grundwasserwärmepumpen hängt also von dem in Zukunft verfügbaren Grundwasser ab und damit auch vom jeweiligen Standort. Der Klimawandel sorgt für immer dichter aufeinanderfolgende, trockene Jahre: Keine guten Nachrichten für die Grundwasserpegel. Gleichzeitig kann er lokal zu mehr Niederschlag oder Schneeschmelze führen.

In jedem Fall betont Ulrich Spindler, dass sowohl Luftwärmepumpen als auch Erdwärmesonden und Grundwasserwärmepumpen grundsätzlich funktionieren. Insbesondere bei Luftwärmepumpen habe sich in den letzten Jahren viel getan. Die Grundwasserwärmepumpen wiederum eignen sich aus seiner Sicht vor allem für große Gebäude, da sie dann verhältnismäßig günstig Wärme produzieren können. Voraussetzung seien jedoch auch hier die guten Standortbedingungen.

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