Des einen Leid, des anderen Freud, heißt es. Wenn es um trübe Regentage geht, scheint sich der Spruch zu bewahrheiten. Für diejenigen, die gerne draußen in der Sonne unterwegs sind, ist ein solcher Tag bereits einer zu viel.
Wenn es nach Klaus Moritz vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim geht, bräuchte es deutlich mehr davon: "Wir hoffen für die nächsten Monate, dass es möglichst regenreich wird." Langanhaltender, sanfter Landregen wäre ideal, Starkregen nütze eher nichts, da dieser nicht versickert. Nur so könnten sich die Grundwasserspeicher langsam wieder erholen.
In Poing wurde der Tiefstwert erreicht
Denen gehe es - nicht nur im Landkreis - schlecht. Klaus Moritz verweist auf eine Karte Südostbayerns des Niedrigwasser-Informationsdienstes Bayern. Dort sind viele Punkte zu sehen, manche grün (kein Niedrigwasser), einige gelb (Wasserstand niedrig), viele orange (sehr niedrig) und rot (neuer Tiefststand).
Auf dem Gebiet der Münchner Schotterebene häufen sich die orangenen und die roten Punkte. So auch im Landkreis Ebersberg: Messstelle 16 000 an der Anzinger Sauschütt verzeichnet mit 515,53 Metern über Normalnull den tiefsten Stand seit 50 Jahren - Tendenz fallend. In Poing wiederum zeigt Messstelle 16 268 einen roten Punkt: Dort liegt der Grundwasserstand mit 510,32 Metern so tief wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1988.
Die niedrigen Grundwasserstände in der Region sind auf die Häufung an Jahren zurückzuführen, die das langjährige Mittel von 1063 Millimetern Niederschlag unterschreiten. Das vergangene Jahr war da keine Ausnahme, so Klaus Moritz: "2022 hatten wir ein Defizit von 150 Millimetern, es gab lediglich 913 Millimeter Regen pro Quadratmeter."
Laut Heinz Utschig, Forstbetriebsleiter der bayerischen Staatsforsten, rissen insbesondere die Sommermonate Juni bis August ein Loch in die Wasserbilanz. Doch auch das Frühjahr 2022 war trocken. Im März unterschritt der Niederschlag das langjährige Mittel um 65 Prozent. Die Schotterebene zeichne sich dadurch aus, dass die Frühjahresmonate tendenziell trocken seien, sagt Utschig.
Die ersten Monate dieses Jahres brachten ebenfalls ein Defizit mit sich
Der vergangene Winter hat die Situation laut Moritz und Utschig noch verschärft. "Wir haben auf jeden Fall ein Niederschlagsdefizit im Winter", so Utschig. Von Januar bis März seien 120 Millimeter Regen gefallen, "das ist nicht viel". Laut Radardaten des Deutschen Wetterdienstes, die Klaus Moritz vorliegen, fiel seit dem 1. Januar circa 50 bis 70 Prozent des Niederschlagmittels für diese Monate.
Dabei hätte der Winter noch trockener ausfallen können. Es gab zumindest genug Niederschlag, dass der Oberboden feucht sei, so Utschig. Akute Gefahren für den Wald bestünden also nicht, insbesondere im bayernweiten Vergleich stehe man gut da. Auch Klaus Moritz betont, dass es keine Trinkwasserengpässe gibt, unter den Grundwasserspeichern befände sich noch mehr Wasser.
Nichtsdestotrotz sei man bei den Staatsforsten laut Utschig wachsam, denn: "Je weiter man in die Tiefe geht, desto trockener wird's." Die vergangenen Trockenjahre hätten bereits stellenweise Langzeitschäden - etwa am Feinwurzelsystem - angerichtet, die Feuchtigkeit im Oberboden könne da höchstens für etwas Linderung sorgen.
Es bräuchte also den eingangs beschriebenen, lange anhaltenden und leichten Regen, um die Grundwasserspeicher wieder aufzufüllen. "Mit einem Jahr ist es dabei aber nicht getan", so Moritz. Da die vergangenen Jahre die Speicher stark beansprucht hätten, bräuchte es für deren Regeneration ebenfalls mehrere regenreiche Jahre.
"Das ist natürlich nicht im Sinne unserer Freizeitgesellschaft", kommentiert Moritz. "Aber ich möchte auch nicht in einer Welt leben, in der uns das Wasser ausgeht."