Ebersberg:"Weil so viel Abstand zwischen den Pulten ist, konnte niemand ratschen"

Lesezeit: 3 min

Schule in der Corona-Krise: Überall werden die Klassen und Kurse aufgeteilt, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Auch am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben stehen die Tische und Stühle in entsprechendem Abstand bereit. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit Montag läuft der Betrieb an den Schulen im Kreis Ebersberg langsam wieder an. Die meisten Schüler wollen vor allem eines.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Dem ersten Schultag nach den Corona-Ferien, die ja eigentlich keine waren, hat Larissa Heindl vom Gymnasium Grafing mit Vorfreude entgegengeschaut. "Es war schön, meine Freunde und auch die Lehrer wieder zu sehen", sagt sie, "und wieder ein bisschen Alltag ins Leben zu bekommen."

Larissa Heindl freut sich, endlich ihre Mitschüler sehen zu dürfen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

An diesem Montag stand für die Abiturientin Englisch auf dem Stundenplan. Für einige Kurse sind am Gymnasium Grafing die große und die kleine Mensa zusammen gelegt worden, um den Abstand zwischen den Schülern und auch den Lehrern gewährleisten zu können. Anders als sonst sei auch gewesen, dass die Lehrerin sich die Hände desinfizierte, bevor sie die Aufgaben verteilte, so Larissa Heindl. Auch war statt Partner- nur Einzelarbeit angesagt. "Insgesamt waren aber alle froh, nicht mehr von zuhause aus lernen zu müssen", erzählt die Abiturientin.

"Die Situation war schon seltsam", sagt Jennifer Dakaj, ebenfalls Abiturientin am Gymnasium Grafing. "Der Unterricht war ziemlich leise, weil so viel Abstand zwischen den Pulten ist, konnte niemand ratschen." Außerdem müssten die Lehrer immer ans Lüften denken und Masken aufziehen, sobald sie durch die Reihen gehen. Trotzdem seien alle eher gelassen gewesen, so die Schülerin. Schon sehr schade sei allerdings, dass nun die Abifahrt nach Korfu gestrichen wird, und vermutlich auch der Abiball.

Antonia Kühn hat wieder einen Schulalltag. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Als aufregend beschreibt Antonia Kühn ihren ersten Schultag zurück an der Realschule Ebersberg. "Einerseits war ich gespannt, wie alles ablaufen wird; andererseits habe ich mich gefreut, Freunde und Mitschüler wiederzusehen", erzählt sie. Ihre Klasse ist geteilt worden, und auch sonst laufe vieles anders ab als gewohnt. Der Stundenplan ist ein neuer, das Klassenzimmer ein anderes, und vor dessen Betreten müssen sich alle die Hände waschen. Trotzdem hätten alle erstaunlich gute Laune gehabt, erzählt die Schülerin - wegen der Wiedersehensfreude. Sie hofft nun, dass die Prüfungstermine sich nicht wieder verschieben, und sie in den nächsten Wochen ihren Abschluss machen kann.

"Es gibt Schüler und Kollegen, die im häuslichen Umfeld mit Risikopatienten leben"

Am Kirchseeoner Gymnasium gibt es eine Einbahnstraßen-Regelung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch ein wenig mit Sorge sieht Paul Schötz, Leiter des Gymnasiums in Grafing, auf die kommenden Wochen. "Es gibt Schüler und Kollegen, die im häuslichen Umfeld mit Risikopatienten leben", sagt Schötz. "Die Angst ist da, dass durch den Anstieg der Kontakte sich auch die Anzahl der Ansteckungen erhöht." Trotzdem sei er auch zuversichtlich, denn man habe alle wichtigen Vorkehrungen getroffen. Die Pausen finden etwa in vier verschiedenen Bereichen statt, so dass die Kurse sich untereinander möglichst nicht treffen; mit Pfeilen und Absperrbändern werden die Schüler darauf hingewiesen.

Mit einigermaßen strammem Programm beginnt der Schulbetrieb auch wieder in der Seerosenschule, dem sonderpädagogischen Förderzentrum in Poing: Schon am Mittwoch stehen für die sechs Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse die Abschlussprüfungen an. Gleichzeitig wird in zwei Gruppen eine erweiterte Notbetreuung für insgesamt zehn Kinder bereitgestellt, die in zwei Räumen stattfindet. "Wir haben eine Einbahnstraßenregelung im ganzen Haus", erklärt Rektor Jörn Bülck.

An der Realschule Ebersberg unternimmt Hausmeister Sven Oeser einen Kontrollrundgang. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Indem etwa nur ein Treppenhaus als Aufgang, ein anderes zum Runtergehen benutzt wird, sollen sich die Schüler möglichst wenig treffen. "Außerdem fangen wir versetzt mit den Pausen an und haben getrennte Höfe", so Bülck. Im Sekretariat der Seerosenschule ist nun eine Plexiglasscheibe angebracht. "Ich bin gespannt, ob alle Maßnahmen praktikabel sind", sagt Bülck, "das ist auch ein Lernprozess."

Mit ganz wörtlich offenen Türen werden die Abiturienten am Gymnasium Kirchseeon begrüßt - damit sie die Klinken nicht anfassen müssen. "Wir freuen uns, die Schüler endlich nach so langer Zeit wieder empfangen zu können", sagt Schulleiterin Simone Voit. Vor allem, weil diese nur noch eines wollten: endlich ihr Abi schreiben. Auch in Kirchseeon wurden diverse Vorkehrungen getroffen, um die Kontakte unter Schülern und auch Lehrern zu minimieren.

"Wir haben nur ein Ziel"

So wurden etwa die Klassen in zwei Gruppen von höchsten je 15 Schülern aufgeteilt, ein Lehrer muss seinen Unterricht also immer zweimal halten. Es findet möglichst kein Raumwechsel statt, die Tische werden regelmäßig desinfiziert. Per Videokonferenz und auch in schriftlicher Form sind alle Lehrer, Schüler und Eltern im Vorhinein über die neue Hausordnung informiert worden. Desinfektionsmittel, so Voit, wäre schon vor Corona bereitgestellt gewesen, im Zuge der Grippewelle. "Wir haben nur ein Ziel", so Voit, "dass unsere Q12 gesund das Abitur schaffen kann."

An der Dominik-Brunner-Realschule in Poing steht jeder zehnten Klasse ein eigener Eingang sowie ein eigenes Treppenhaus zur Verfügung. In den Klassenzimmern weisen Bodenmarkierungen die Lehrer darauf hin, wie weit sie auf die Schüler zugehen können, erzählt Rektorin Sylvi Schnaubelt. Außerdem wurde eine Toilettenaufsicht organisiert wie zu Prüfungszeiten. Im gesamten Schulbereich gilt das Maskengebot; schon am Eingang wird Lehrern wie Schülern eine Maske zur Verfügung gestellt.

Im Unterricht können die Lehrer dann selbst entscheiden, ob sie eine Maske tragen wollen oder nicht. Auch findet keine Pause auf dem Hof statt. "Es ist eine außergewöhnliche Situation", sagt Schnaubelt, "und ein großer Mehraufwand." Viele Lehrkräfte hätten ihre Unterstützung bei der Organisation angeboten. Zuversichtlich und gespannt schaut Sylvi Schnaubelt auf die nächsten Wochen: "Wir freuen uns, dass es wieder los geht - und dass wieder Schüler im Haus sind."

Den Unterricht für die Abschlussklassen überwiegend vormittags abzuhalten, habe das Gymnasium Vaterstetten für die nächsten Wochen geplant, erklärt Schulrektor Rüdiger Modell. Dafür werden die Kurse geteilt; mit der Konsequenz, dass ein Lehrer einen Kurs zweimal halten muss. Zwar sei seitens des Kultusministeriums keine Maskenpflicht vorgeschrieben, doch auch in Vaterstetten sollen Schüler wie Lehrer im Schulbereich Masken tragen.

© SZ vom 28.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Auch in Ebersberg
:Kultusminister verschickt Post an verstorbene Lehrkräfte

Pensionierte Lehrer werden gebeten, den Schuldienst wieder anzutreten - obwohl sie in der Corona-Pandemie zur Risikogruppe gehören.

Von Franziska Langhammer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: