Die Location war strategisch gut gewählt: In einer Kiesgrube im Ebersberger Forst haben in der Nacht von Samstag auf Sonntag etwa 150 junge Menschen, hauptsächlich Münchner, gefeiert. Es gab haufenweise Drogen, es ging wild und laut zu, doch da die Partyarea samt Musikanlage und Nebelmaschine in einer Senke lag, fühlte sich kein Anwohner gestört. Nur dem Zufall und einem Passanten haben es die Feiernden zu verdanken, dass die Polizei das illegale Fest um drei Uhr morgens schließlich auflöste.
Am Sonntag, 13. Juni, um etwa 2.30 Uhr erhielt die Polizei einen Hinweis, dass in der Kiesgrube in der Nähe von Kirchseeon eine größere Party mit weit mehr als 100 Teilnehmern stattfinden solle. Je zwei Streifen der Inspektionen Ebersberg und Poing sowie ein Polizeihund samt Führer wurden daraufhin in den Ebersberger Forst entsandt und fanden die Party in vollem Gange vor. Eine Musikanlage sowie eine Nebelmaschine wurden per Notstromaggregat betrieben.
Sofort beim Eintreffen der Polizeistreifen entfernte sich ein Großteil der Feiernden fluchtartig vom Gelände. Trotzdem konnte die Polizei die Personalien von rund 40 "Gästen" ermitteln, die allesamt von außerhalb, größtenteils München, stammen und zwischen 18 und 35 Jahren alt sind. "Wir gehen aber davon aus, dass das nur etwa ein Drittel der Feiernden ist", sagt Stefan Kreimoser, Polizeihauptkommissar in Ebersberg. "Um alle zu erwischen, ist das Gelände einfach viel zu weitläufig." Den verbleibenden Personen wurde nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen ein Platzverweis erteilt. Außerdem stellten die Beamten Drogen verschiedener Art und entsprechende Utensilien sicher. Bereits am Samstagabend mussten die Beamten acht Anzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufnehmen.
Zudem ließen die jungen Leute bei ihrer überstürzten Flucht so manch Persönliches in der Kiesgrube zurück: Handys, Rucksäcke, Geldbörsen, Ausweisdokumente. Insofern gibt es für die Polizei noch einige Anhaltspunkte, weiter zu recherchieren.
Auch auf den Veranstalter, den Besitzer von Musik- und Nebelanlage, deuten laut Kreimoser bereits einige Hinweise. "Noch ist die Lage nicht ganz klar, aber ich bin zuversichtlich, dass sich dieser Verdacht erhärten lässt." Vermutet wird, dass sich die jungen Menschen per Internet zu der Party verabredet hatten, auch ein kommerzieller Hintergrund sei nicht auszuschließen. "Und dann kann es teuer werden", sagt der Polizeihauptkommissar. "Der Strafrahmen geht bis zu 5000 Euro." In jedem Fall werden die Beamten ihre Erkenntnisse an das Landratsamt weitermelden.
Verwunderlich ist, dass bislang kein einziger Kirchseeoner auf der "Gästeliste" der Polizei steht. Hauptsächlich Münchner seien darunter, heißt es aus der Inspektion, aber auch Personen aus Aschheim, Puchheim und sogar Olching. Zu vermuten ist, dass die meisten Auswärtigen mit der S-Bahn nach Kirchseeon und zu Fuß in die Kiesgrube gelangten. Strategisch gut gewählt eben.
Um einiges weniger geschickt gingen hingegen jene Menschen vor, die sich am Freitagabend in Ebersberg zum Feiern trafen: Sie versammelten sich mitten in der Kreisstadt, auf dem Marienplatz nämlich. Davon fühlten sich offenbar einige Anwohner gestört: Gegen zwei Uhr gingen bei der Polizeiinspektion Ebersberg mehrere Anrufe über eine grölende Menschenansammlung von etwa hundert bis 150 Personen ein, die am Marktplatz lautstark feierten. Auch hier hatte jemand eine Musikanlage aufgebaut.
Bei Eintreffen der Polizeistreife auf dem Marienplatz wenig später konnten 80 bis 90 augenscheinlich stark alkoholisierte Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren festgestellt werden. Dank der Unterstützung weiterer polizeilicher Einsatzkräfte aus Erding und Poing konnte der Personengruppe schließlich ein Platzverweis erteilt werden, sodass sich die Menschenansammlung auflöste und friedlich abwanderte. Ein Zusammenhang zwischen den beiden illegalen Partys in Kirchseeon und Ebersberg besteht laut Polizei höchstwahrscheinlich nicht.