Mitten in Ebersberg:Borat, guck mal!

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Das Glitzer ist ganz gut, den Rest kann man vergessen: Kinder haben ihre ganz eigene Vorstellung von Mode. Zum Glück. (Foto: Ole Spata/dpa)

Wer noch immer glaubt, dass die Krawattenfarbe zum Anzug passen muss, sollte sich mal seine Kinder anschauen. Die haben bestimmt bessere modische Ideen.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Spätestens seit Sacha Baron Cohen in seinen Borat-Filmen im grellgrünen Mankini herumgehüpft ist - einer Art Hosenträger mit hautengem Schlüpfer dran -, muss klar sein: In der Mode gibt es nichts, was es nicht gibt. Vokuhila, Elvis-Einteiler, aufgepluderte Keulenärmel - geht alles. Nur die Kindermode scheint das noch nicht entdeckt zu haben. Immer noch ist in den meisten Abteilungen für die kleinen Größen die Aufteilung klar: Rosa und Anna und Elsa für die Mädchen, Blau und Baumeister Bob für die Jungs. Schade eigentlich, denn genau diese Zielgruppe ist mit Abstand die experimentierfreudigste.

"Mama!", heißt es genervt, wenn man der Sechsjährigen mal wieder die falschen Klamotten aus dem Schrank reicht. Und das kann schnell gehen.

Oft gibt es auf die durchaus berechtigten Fragen der Kleinen keine sinnvolle Antwort. "Warum darf man eigentlich nicht im Schlafanzug in die Schule gehen? Jacke reicht doch - warum muss ich überhaupt noch ein T-Shirt drunter ziehen?" Und: "Die Socken gehören doch über die Hose gezogen!" Ja, warum eigentlich nicht?, fragt man sich selbst und gibt schließlich nach.

Vollkommen normal sind beispielsweise Verkleidungen, auch außerhalb von Fasching und Halloween. Mit Indianerkostüm und Tomahawk in den Supermarkt - wieso nicht? Als Bauarbeiterin mit Helm und Gummilatschen beim Kinderarzt - spricht was dagegen? Und auch der Postbote macht gelegentlich erschrocken einen Sprung zurück, wenn ihm ein komplett grün gefärbtes Kind ("Heut bin ich ein Olchi") die Tür öffnet.

Auch so eine Sache sind Tattoos. Ein Gruß aus der Hölle sind etwa diejenigen mit Glitzer, nach deren Gebrauch die ganze Wohnung tagelang an allen Ecken und Enden glänzt und strahlt. Besonders gern werden sie großflächig auf Armen und Beinen aufgetragen. "Guck mal!", wird das Kunstwerk dann stolz präsentiert, das in seiner Gesamtheit weniger nach Tattoo als viel mehr nach glitzerndem Vulkanausbruch aussieht.

Der Schlafanzug, so viel sei verraten, wurde übrigens kurzfristig noch schnell ausgetauscht, bevor es in die Schule ging. Schließlich haben das rote Dirndl und die lila Leggins dann doch besser zur blauen, achteckigen Sonnenbrille gepasst.

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