Religionen im Landkreis:Großes Interesse am Islam-Unterricht

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Die meisten Kinder haben nur die Wahl zwischen katholischem und evangelischen Religionsunterricht oder Ethik. Das soll sich ändern, doch ganz einfach ist das nicht. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Seit mehreren Jahren arbeitet die bayerische Regierung daran, das Angebot flächendeckend an den Schulen zu etablieren. Der Bedarf im Landkreis ist groß, doch die Umsetzung scheitert vor allem an einem Problem.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Auf die Gretchenfrage - "Wie hast du's mit der Religion?" - gab es an Bayerns Schulen lange Zeit genau drei Antworten: katholisch, evangelisch oder keins von beidem. In letzterem Fall besuchten die Kinder und Jugendlichen meist den Ethik-Unterricht. Seit einigen Jahren nun ist das Bayerische Kultusministerium daran, flächendeckend an den Schulen auch Islam-Unterricht anzubieten. Einem mehrjährigen Modellversuch folgt seit zwei Jahren die Unterrichtsphase.

Bereits seit Beginn des Schuljahres 2023/24 gibt es an der Grund- und Mittelschule Ebersberg das Wahlpflichtfach Islamischer Unterricht. Ob man dies anbieten könne, hänge vor allem an einem Faktor, erklärt Schulleiter Alexander Bär: Ob man auch Personal findet. "Wir hatten Glück, dieses Jahr eine Dame zu bekommen, die eine entsprechende theologische Grundbildung hat", so der Schulleiter. Die Lehrerin hatte sich beim Kultusministerium beworben und war der Schule zugewiesen worden.

Im Zweifelsfall entscheidet das Los

"Eine gute Anzahl von Schülern" habe sich auf das Angebot hin gemeldet, erzählt Schulleiter Bär. Schätzungsweise insgesamt 50 bis 55 Schülerinnen und Schüler würden derzeit am Islam-Unterricht teilnehmen, natürlich jeweils getrennt nach Jahrgangsstufen. "Wir wollen versuchen, die Gruppen relativ übersichtlich zu halten", so Alexander Bär. Immer wieder käme es vor, dass sich auch im Nachhinein noch Kinder oder Jugendliche für das Angebot interessierten. Um besser für das kommende Schuljahr planen zu können, laufen momentan bereits die Anmeldungen. Für den Fall, dass sich zu viele Interessierte melden, würde ausgelost, so der Schulleiter.

Die Ausrichtung des Islamischen Unterricht im bayerischen Lehrplan teilt sich in zwei große Bereiche: Zum einen "die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zu wert einsichtigem Urteilen und Handeln", zum anderen "die Vermittlung vertiefter islamkundlicher Inhalte und Kompetenzen". Der Unterricht, so die Vorgabe, findet in deutscher Sprache statt und geht von Gedanken- und Gewissensfreiheit aus. Bei der Auswahl der Lehrkräfte für die staatlichen Schulen haben islamische Religionsgemeinschaften kein formales Mitspracherecht, weswegen die Entscheidung des Landtags dazu vor drei Jahren bei vielen Islamverbänden zu Kritik geführt hat.

Immer mehr Schüler in Ethik-Gruppen

Die islamische Lehrkraft teilt sich die Ebersberger Grund- und Mittelschule mit ihrem Kirchseeoner Pendant. An der Grundschule seien es 17 Kinder, die das Angebot wahrnehmen würden, so Schulleiter Franz Kraxenberger. 25 seien es in der Mittelschule. Auch er bestätigt, dass es alles an der Frage hänge, ob man Personal findet. "Der Islam-Unterricht stößt auf gute Resonanz", so Kraxenberger. Zuvor waren die Schülerinnen und Schüler, die nun das Angebot wahrnehmen, größtenteils in den Ethik-Unterricht gegangen. Die Ethik-Gruppen hätten immer mehr zugenommen. Auch er hofft, dass an seiner Schule auch weiterhin Islam-Unterricht angeboten werden kann.

Weiterhin wird im Landkreis Ebersberg auch an der Grundschule Markt Schwaben schon seit mehreren Jahren Islam-Unterricht angeboten. Aus dem Schulamt Ebersberg heißt es: "Wir fragen immer um diese Zeit das Interesse ab" - das sei wichtig für die Planung der Klassenbildung. Grundsätzlich sei der Bedarf größer, aber es seien eben nicht genügend Lehrkräfte verfügbar.

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