Grafing:Immer mehr Stimmen gegen das Mauer-Denkmal

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Wie es mit der umstrittenen Mauer-Stele im Stadtpark weitergehen soll, darüber berät der Arbeitskreis Denkmal in der Stadthalle. (Foto: Christian Endt)

Die Mehrheit eines Mauer-Arbeitskreises will die Stele zurückbauen. Der CSU-Abgeordnete Andreas Lenz unterstützt das Umdenken.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Ist dieses Votum der Abrisshammer für das Mauerdenkmal im Grafinger Stadtpark? Nachdem bereits eine Mehrheit im Stadtrat den Rückbau der umstrittenen CSU-Stele gefordert hatte, hat nun auch der eilig einberufene Arbeitskreis mehrheitlich für diesen Schritt gestimmt. Die Abrissbefürworter bekommen sogar noch weitere Unterstützung - vom CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz.

"Das Denkmal war keine böse Absicht", nahm der Direktmandatsträger seine Grafinger CSU-Kollegen im SZ-Gespräch vor der AK-Sitzung in Schutz. "Aber um des lieben Friedens willen wäre es wohl besser, das einfach wieder rückgängig zu machen - sozusagen als ein Zeichen von Stärke." Dass der Streit nicht auf ewig so weitergehen könne, sei offensichtlich. "Es gibt doch wirklich wichtigere Dinge", so Lenz.

Befeuert hatte den Streit zuletzt niemand geringeres als Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU) - indem er einem Abrissantrag von 13 Grafinger Stadträten die Debatte im Stadtrat verweigerte. Bauer bestand darauf, dass erst noch der einst im November beschlossene "Mauer-Arbeitskreis" zu der Sache tagen sollte.

Der erledigte am Montagabend nun, was womöglich so auch bei einer Abstimmung im Stadtrat herausgekommen wäre: Der Arbeitskreis votierte mit 13 von 21 Stimmen für den ersatzlosen Abriss des Denkmals. Acht der 21 Anwesenden können sich immerhin ein Denkmal vorstellen, bei dem die Mauer zum Teil abgerissen würde. Ja-Stimmen dafür, dass die Mauer so stehen bleiben möge: null.

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Natürlich: Das etwas hemdsärmelige Prozedere klammerte einige aus Stadtratsabstimmungen bekannte Formalia aus. Aber um die ging es dem Ideengeber der AK-Abstimmung, dem Grafinger FDPler Bernhard Gar, auch gar nicht. "Ich finde", sagte er nach einer guten Stunde Debatte, "dass wir dem Stadtrat schon eine Art Tendenz mitgeben sollten, wie die Sache hier im Grundsatz so gesehen wird". Zuvor hatten fast alle der 21 Arbeitskreismitglieder reihum ihre Sichtweise auf die Mauerstele erläutert. Herbert Hof etwa erklärte, er störe sich an ihr ganz grundsätzlich. "Wenn man am 3. Oktober dem Mauerfall gedenkt, dann kann man doch nicht für das Denkmal eine neue Mauer bauen."

CSU-Stadtrat Pollinger konnte sich vorstellen, "ein oder zwei Ecken wegzuschlagen". Dies würde den Fokus auf den Mauerfall lenken. Seine Parteikollegin und Bezirksrätin Susanne Linhart schlug vor, "diese Mauer wieder sauber zu machen und vorne und hinten jeweils eine Bank hinzustellen". Sozusagen als Art Nachdenkbank mit Blickrichtung zum eigentlichen Kern des Denkmals, den vier Einheitsbäumen.

AK-Mitglied Martin Gruber schlug vor, "eine Öffnung in die Mauer zu schneiden, durch die sich symbolisch aufeinander zugehen lässt". Er wohne in der Gegend, erzählte er. "Und mir hat es eigentlich ganz gut gefallen, wie sich die Mauer verändert hat, wie sie immer wieder ein bisschen anders daherkam."

Stefan Kisters will eine Diskussion anstoßen, "wie Grafing der friedlichen Revolution angemessen gedenken kann, und dabei die besonderen Leistungen des Ehrenbürgers Huber sowie seiner Frau angemessen würdigt". Der inzwischen verstorbene Grafinger Herrmann Huber war der deutsche Botschafter in Prag zur Zeit des Mauerfalls. Sarah Rosin, 20 Jahre alt, mahnte an, dass weniger dabei wahrscheinlich mehr sei. "Der Herr Huber war eher zurückhaltend. Er wollte ja auch kaum Interviews geben, weil ihm die Aufmerksamkeit nicht recht war." Das müsse man bei der Debatte im Hinterkopf behalten. Egal, auf welche Lösung am Ende die Entscheidung falle, sagte Bayernpartei-Stadtrat Walter Schmidtke: "Der Anspruch an dieses Denkmal muss höher sein, als eine Betonplatte aus dem Werk in Taglaching."

Bürgermeister Bauer zufolge wird die Stadtverwaltung nun sämtliche Vorschläge aus dem Mauer-Arbeitskreis auflisten und dann dem Stadtrat zur Debatte stellen. Ob er auch gedenkt, den Abriss-Antrag der 13 Stadträte ebenfalls auf die Tagesordnung zu setzen, blieb offen.

© SZ vom 24.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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