"Wir sind praktisch ein Familienbetrieb", erklärt Katharina Flammann und lacht, während ihr Labrador Balou in den Raum gestürmt kommt. "Wir gestalten und produzieren und Balou ist Produkttester", ergänzt ihr Mann Joel. An diesem Tag ist der siebenjährige Labrador aber vor allem eins: Model für die vielen verschiedenen Hundeleinen, die der Manufaktur seines Frauchens und Herrchens entspringen.
Hundeliebhaber sind die beiden durch und durch. Das macht auch Sinn, leiten sie doch seit Ende 2020 ihre eigene Hundeleinenmanufaktur "Leinenreich". Angefangen hat das alles mit einer spontanen Idee im Jahr 2019. Katharina, die hauptberuflich unter anderem als Interiordesignerin arbeitet, wollte eine hochwertige Leine für die eigenen Hunde, die aber gleichzeitig auch zu ihr und ihren Outfits passen sollte. Etwas Stylisches, aber gleichzeitig funktionales eben. Daraufhin machte sie sich selbst Zuhause ans Werk, bestellte verschiedenste Materialien und kreierte eigene Leinen. Auch Joel stieg mit ein, fand darin einen handwerklichen Ausgleich zu seiner Arbeit als Manager im Büro. Die Leinen kamen gut an, bei dem Ehepaar selbst, den Hunden und auch der Bekanntschaft. Bald folgten die ersten Bestellungen von Freunden. Nach etwa einem Jahr Zuhause basteln und probieren ging ihr Shop "Leinenreich" online.
Auf die Herkunft und Verarbeitung der Materialien wird viel Wert gelegt
Zu Beginn waren nur wenige Modelle erwerbbar, diese aber mit gut ausgesuchten Materialien produziert. Das verwendete Leder wird in Deutschland gegerbt und ist entgratet, hat also abgerundete Ränder, sodass nichts einschneiden kann. Die Karabiner werden in der EU hergestellt und die kleinen Plättchen mit dem Logo der Manufaktur kommen aus Portugal. Ihr Anspruch ist hoch: "Wenn man an dem Leder schon riecht, dass es billig in Asien produziert wurde, will ich das nicht anfassen und schon gar nicht meinem Hund anlegen", erklärt Katharina. Mittlerweile gibt es bei ihnen nicht nur eine umfangreiche Auswahl an Leinen, sondern auch Accessoires für Zweibeiner zu kaufen. Armbänder und "Handyleinen", wie die beiden ihre Handketten so kreativ nennen, sind jetzt ebenfalls zu finden bei "Leinenreich".
Produziert wird all das aber bis heute im Keller der beiden. Sie sind in die gesamte Wertschöpfungskette involviert, was vor allem Joel sehr am Herzen liegt, Katharina entwirft die neuen Designs. Auf der Werkbank im eigenen Haus nehmen diese dann Gestalt an. Meist am Wochenende oder abends. "Wenn andere ferngucken, stehen wir noch ein paar Stunden vor der Werkbank", erzählt sie. Dabei kümmert sie sich vor allem um das Nähen, während ihr Mann die Leinen mit Nieten versieht oder kleine Details einflechtet.
Auch an die Zweibeiner, welche mit dem Tier spazieren gehen, wird gedacht
Dass das Ehepaar sich wirklich gerne mit ihren Vierbeinern und deren Leinen beschäftigt, merkt man, wenn sie die verschiedenen Modelle und deren Funktionsweisen erklären. Denn die Leinen sehen nicht nur toll aus, sie können auch was. Es gibt verschiedenste Größen, für jeden Vierbeiner etwas. Lange und kurze Leinen, längenverstellbare und feste, immer auch praktisch für den dazugehörigen Zweibeiner mitgedacht. So ist bei manchen Modellen beispielsweise eine extra Öse eingearbeitet, um sich die Leine einfach umhängen zu können, wenn der Hund frei läuft. Auch wurden Scherenkarabiner verarbeitet, welche leichter zu bedienen sind und nicht bei ein wenig Schmutz gleich die Arbeit verweigern. Sollte das doch einmal passieren, gibt es auf alle Leinen eine einjährige Garantie.
Gut verkaufen würde sich vor allem die klassische dreifach verstellbare Leine, Farben wie schwarz oder olivgrün seien besonders beliebt, berichten die Flammanns. Im Endeffekt sei aber jedes Modell ein Unikat. Das ist einerseits der Fall, weil jede Leine der Werkbank im Keller entspringt und daher nie genau wie die vorherige entsteht. Andererseits können die Kunden aber auch ganz individuelle Wünsche äußern. Viele kämen sogar vorbei, samt dem vierbeinigen Begleiter und ließen sich vor Ort beraten und inspirieren. "Wenn man eine andere Farbe will, oder ein anderes Material ist das kein Problem", erzählt Joel. Bis vor Kurzem haben die beiden sogar nur auf Bestellung produziert, weil so all die individuellen Kundenwünsche beachtet werden konnten. Jetzt haben sie einige Designs auf Vorrat. Auch in einem Blumenladen in Grafing hängen einige ihrer Leinen in den Regalen. Eine eigene Filiale planen die beiden aber zurzeit nicht, lieber würden sie ihre Leinen noch in weiteren Geschäften anbieten.
In den normalen Tierbedarfsläden allerdings wollen sie nicht verkaufen. Ihre Leinen seien qualitativ nicht mit denen im Tierbedarfsladen zu vergleichen, daher auch teurer. Eine sehr hochwertige und aufwendig produzierte Leine liegt bei etwa 70 Euro, eine günstigere bei 50. Für Katharina ist klar: "Unsere Produkte sind mehr als nur Leinen, das sind irgendwo auch Accessoires."